0121 - Ich suche Jerry Cotton
Blick.
Plötzlich stutzte er, sah noch einmal hin und rief auf einmal aufgeregt:
»Aber das ist er ja!«
Ich legte meinen Dienstausweis auf den Tisch:
»FBI. Machen Sie kein Aufsehen! Wer ist das?«
Ich zeigte auf das Bild, das ihm den Ausruf entlockt hatte.
»Das ist der Kerl, der hier gewartet hat, bis das Mädchen drüben die Straße entlangkam! Das Gesicht erkenne ich sofort wieder!«
»Sie sind sich absolut sicher?«
»Hören Sie mal, ich weiß doch, was ich gesehen habe!«
Ich stand auf.
»Okay«, sagte ich. »Laßt euch nicht stören. Ich habe noch zu tun.«
»Ich komme mit«, sagte Gray.
»Okay«, dankte ich. Wir verabschiedeten uns von dem Arzt, der begriff, daß wir jetzt schnell handeln mußten.
Ich bezahlte meine Zeche und ging mit Gray hinaus zu dem Wagen, mit dem wir beide gekommen waren. Ich setzte mich ans Steuer, Grray schaltete schon die Sirene ein.
Wir jagten zurück zum Distriktsgebäude und fuhren mit dem Lift hinauf ins Archiv. Der Kollege vom Nachtdienst kam aus seinem Glaskasten, erkannte uns und fragte:
»Na, war der Richtige dabei?«
Ich nickte.
»Ja. Dieser hier. Such uns seine Karte heraus!«
Er drehte das Bild um, las die Nummer, die auf der Rückseite stand, und verschwand in einem der langen Gänge, die von großen Karteikästen gebildet wurden.
Jeder jemals im Staat New York Vorbestrafte hatte hier seine Karteikarte. Die Karten waren dem Namen nach alphabetisch sortiert. Außerdem aber gab es unzählige Untergruppen für körperliche Merkmale, besondere Arbeitsmethoden, bevorzugte Gegenden und tausenderlei anderes.
Es dauerte nicht lange, da hatte unser Kollege die Stammkarte unseres Mannes gefunden. Er legte sie uns auf den Tisch, während er die anderen Bilder zurücknahm, um sie wieder einzusortieren.
Ich las die Karte:
Jackson, Robby, Rasse weiß, US-Staatsbürger, besondere Kennzeichen: Hasenscharte in der Oberlippe. Criminal Record (Vorstrafenliste):…
Er hatte insgesamt, Fürsorgeheim und Jugendbesserungsanstalt mitgerechnet, schon sechsmal hinter Gittern gesessen. Mich interessierte weniger die Liste seiner Vorstrafen als vielmehr sein jetziger Aufenthaltsort. Die letzte Zeile der Karte lautete:
Jackson wohnte zuletzt 451, Audubon Avenue.
»Komm, Gray«, sagte ich. »Mal sehen, ob wir Glück haben.«
Gray nickte nur. Wir verließen das Archiv wieder und fuhren hinab in den Hof. Als wir wieder in unserem Dienstwagen saßen, schaltete ich die Innenbeleuchtung ein und zog meine Dienstpistole. Wer einen Mörder festnehmen will, muß mit Schwierigkeiten rechnen…
***
Die Audubon Avenue liegt ganz im nördlichen Zipfel von Manhattan. Im Grunde kam es jetzt auf eine Minute mehr oder weniger nicht an, und deshalb verzichtete ich auf die Sirene. Es war immerhin schon nach Mitternacht, und man soll den geplagten Zeitgenossen ihren Schlaf gönnen.
Gegen ein Uhr kamen wir an unserem Ziel an. Die Hausnummer 451 war ein Eckhaus zur 187. Straße hin. Es mochte acht bis zehn Stockwerke haben, in der Dunkelheit war es nicht genau zu erkennen.
In der vierten Etage sahen wir links drei erhellte Fenster. Also fuhren wir mit dem Lift hinauf und klingelten an der entsprechenden Wohnung.
Es dauerte eine Weile, dann hörten wir Schritte hinter der Tür, und gleich darauf wurde sie geöffnet.
Wir sahen uns einem jungen Mann von vielleicht fünfundzwanzig Jahren gegenüber, der entzündete Augenlider hatte und uns anblinzelte. Aus einer offenstehenden Tür hinter ihm zogen Rauchschwaden heraus. Ich sah einen Tisch, der mit aufgeschlagenen Büchern und vielen Zetteln bedeckt war.
»Entschuldigen Sie die späte Störung«, sagte ich. »Decker, FBI, das ist Kollege Beens. Wir brauchen eine Auskunft über einen Hausbewohner, und bei Ihnen brannte noch Licht…«
Er lächelte müde:
»Ich büffle fürs Staatsexamen. Acht Semester Columbia University habe ich hinter mir. Kommen Sie rein, G-men!«
Wir traten über die Schwelle. Er führte uns in sein Arbeitszimmer.
Er riß die Fenster auf, um frische Luft hereinzulassen, und zeigte auf zwei Sessel:
»Machen Sie es sich gemütlich.«
»Danke, so viel Zeit haben wir nicht. Kennen Sie diesen Mann?«
Ich hielt im Jacksons Foto hin.
Er nickte sofort:
»Klar! Wohnt doch hier im Hause. Ich bin ihm ein paarmal im Treppenhaus begegnet oder im Lift. Warum? Hat er etwas ausgefressen?«
»Wir brauchen ihn zu einer Vernehmung«, sagte ich reichlich allgemein. »Wo wohnt er genau?«
»Unterm Dach juchhe, G-man. Die oberste
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