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0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

Titel: 0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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wobei die Handflächen nach oben zeigten. Beinahe ruckartig hob er den Kopf und blickte zum Mond empor. Seine Lippen bewegten sich, als würden sie ein stummes Gebet murmeln.
    Gebet? Fetterman schauderte es, wenn er daran dachte, an wen dieses Gebet gerichtet war.
    George senkte den Kopf wieder, richtete seinen Blick jetzt auf den Toten. Seine Lippen bewegten sich noch immer. Die Augen waren zu schmalen Schlitzen geworden. Das ganze Gesicht wirkte, als sei es aus Stein gemeißelt.
    Buzz Fetterman blinzelte. Täuschte er sich, oder flimmerte die Luft über dem Sarg wirklich auf einmal? Ihm war, als würden kleine Flämmchen aufblitzen, die sofort wieder verlöschten, um Sekunden später wieder ganz kurz sichtbar zu werden.
    Und es roch plötzlich eigenartig. Buzz Fetterman schnupperte wie ein Kaninchen. Was war das? Karbid, Schwefel, Aas…, von allem etwas?
    Er war nicht der einzige, der etwas gemerkt hatte. Kevin Plant rümpfte die Nase.
    »Hol’s der Geier, hier stinkt’s ja wie in… in…«
    »Wie in der Hölle!« sagte Fetterman mit schwerer Stimme.
    »Mensch…« Plant, der sich bisher als ein Mann ohne Nerven gegeben hatte, zuckte zusammen. Seine fleischigen Nasenflügel fingen an zu zittern. »Glaubst du wirklich…?«
    Fetterman spürte jetzt ein leichtes Kribbeln am ganzen Körper. Er hatte das Gefühl, als sei die Luft mit elektrischem Strom aufgeladen.
    Der Drang wegzulaufen wurde wieder stärker. Er war sich bewußt, daß er sich hier auf Dinge eingelassen hatte, über die man gar nicht genau nachdenken durfte, wenn man nicht wahnsinnig werden wollte.
    Die Hölle ist nahe! hämmerte es in seinem Bewußtsein.
    Dennoch lief er nicht davon. Wie gebannt starrte er auf Anthony George und den toten Luke Giordano. Ein unsichtbares Band schien sich zwischen den beiden geknüpft zu haben, ein Band, das die Welt der Toten mit der Welt der Lebenden verband.
    Im Sarg geschah jetzt etwas. Die rötliche Flüssigkeit, die Anthony George auf Stirn und Herz Giordanos geträufelt hatte, schlug auf einmal Blasen und blähte sich auf wie kochende Milch. Aber dabei blieb es nicht. Der unheimliche Schaum löste sich auf, wurde zu zwei giftigroten Rauchwolken, die aufeinander zustrebten und sich vereinigten.
    Eine nebelhafte Gestalt bildete sich heran, eine Gestalt, deren zuerst verschwommene Konturen immer deutlicher zutage traten.
    Buzz Fetterman stöhnte auf, als er erkannte, wer diese schemenhafte Gestalt war.
    Niemand anderer als… der Satan!
    Jetzt wollte Fetterman weglaufen. Aber dazu war er nicht in der Lage. Seine Beine schienen plötzlich gelähmt zu sein. Die Muskeln wollten den Befehlen, die der Verstand gab, nicht gehorchen. Wie angewurzelt stand Fetterman da.
    Und Kevin Plant ging es kein bißchen anders.
    Weiter ging das unheilige Geschehen. Die satanische Gestalt, die sich aufgebläht hatte wie ein Ballon, schrumpfte nun wieder. Die Konturen lösten sich auf, nahmen wieder die Form einer Nebelwolke an.
    Die Nebelwolke teilte sich. Wie am Anfang entstanden zwei separate Rauchgebilde. Und diese schwebten zurück in den Sarg, schwebten auf die stille Gestalt Luke Giordanos zu. Sie senkten sich auf Herz und Stirn und… krochen dann regelrecht in den Körper des Toten hinein.
    Sekunden später war nichts mehr von ihnen zu sehen. Auch der penetrante, pestilenzartige Gestank hatte sich völlig verflüchtigt, ebenso wie die scheinbar elektrische Aufladung der Luftmoleküle.
    Alles war wieder so wie zuvor. Die Luft roch nach Erde und Laub. Und Buzz Fetterman hörte jetzt auch wieder das ferne Brausen des Verkehrs, von dem er in den letzten Minuten nicht das geringste mitbekommen hatte.
    Nichts mehr erinnerte daran, daß sich hier gerade eine alptraumhafte Szene abgespielt hatte. Buzz Fetterman überlegte bereits, ob ihm seine überreizten Nerven nicht vielleicht einen Streich gespielt hatten, überlegte, ob er und Plant nicht vielleicht einer Halluzination zum Opfer gefallen waren.
    Aber diese Gedanken huschten ihm nur für ein paar kurze Augenblicke durch das Bewußtsein.
    Dann sah er etwas, das ihm jeden Zweifel an der Realität der vergangenen Minuten nahm.
    Luke Giordano bewegte sich…
    Langsam, ganz langsam, wie eine Marionette, an deren Fäden ein unsichtbarer Puppenspieler zog, setzte er sich in seinem Sarg auf. Der Wind spielte mit seinem zerfetzten Totenhemd, was den Eindruck des Gespenstischen noch mehr verstärkte. Seine Augen waren geschlossen.
    Kevin Plant stöhnte auf. Wahrscheinlich ohne sich dessen

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