0123 - Der Spinnen-Dämon
Hölle.
Sie stieß einen gellenden Entsetzensschrei aus, wirbelte herum und hetzte ins Haus zurück Tränen quollen aus ihren Augen. Sie schluchzte so heftig, daß ihre Schultern ständig zuckten.
Bonnie Horne wankte. Sie drohte ohnmächtig zu werden. Ihr Blick fiel auf das Telefon.
Sie ergriff den Hörer, der in diesem schrecklichen Augenblick für sie tonnenschwer war. Sie riß ihn aus der Gabel und drehte mit zitterndem Finger die Wählscheibe…
***
»Noch einen Drink?« fragte Bill Fleming.
Zamorra grinste. »Ehe ich mich schlagen lasse.«
»Nicole?« fragte Bill.
»Nein, danke. Ich habe noch. Außerdem genügt es, wenn ihr beide zu Alkoholikern werdet. Ich muß da nicht unbedingt die Dritte im Bunde sein.«
Bill erhob sich. Er nahm Zamorras Glas zur Hausbar mit. Der Professor entdeckte auf dem Highboard ein Foto, das er noch nicht kannte. Er stand auf, um sich die Aufnahme aus der Nähe anzusehen.
Auch Nicole Duval interessierte sich dafür. Sie gesellte sich zu Zamorra.
»Oho«, sagte sie belustigt. »Ist das ein Foto von deiner letzten Expedition, Bill?«
»Ja. Ihr seht darauf sämtliche Teilnehmer.«
»Wer hat geknipst?« fragte Nicole.
»Selbstauslöser«, erwiderte Bill. Er brachte Zamorra das gefüllte Glas.
Nicole wiegte den Kopf. »Fünf Männer - und nur eine Frau. Das Mädchen muß zu beneiden gewesen sein. Ihr habt ihr sicherlich alle den Hof gemacht und ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen.«
Bill grinste. »Hätten wir sie schlagen und beschimpfen sollen?«
»Wie heißt denn das hübsche Kind?« erkundigte sich. Nicole.
»Bonnie Horne. Sie ist Ärztin. Hat unsere Gruppe medizinisch betreut.«
»Hattest du Chancen bei ihr?« wollte Nicole wissen.
»Neugierig bist du wohl gar nicht, was?« erwiderte Bill.
»Absolut nicht. Es interessiert mich nur, aber wenn du nicht darüber sprechen willst, kann ich mir auch so meinen Reim darauf machen.«
»Gar nichts kannst du. Bonnie gehörte schon vor der Reise zu Don Beatty. Das ist der da.« Bill wies auf den Mann.
»Hübscher Junge«, sagte Nicole.
Bill lachte. »Da hast du recht. Fast so hübsch wie ich.«
»Nun mach mal einen Punkt. Stell uns lieber die anderen Gentlemen vor.«
»Der Mann neben Beatty ist Clyde Cribbins. Dann kommt Mike Kossoff. Neben ihm steht Zorro Smight. Und die Nummer fünf ist…«
»Den Schwerenöter kennen wir zur Genüge«, fiel Nicole Duval dem Freund ins Wort.
»War die Reise ergiebig?« fragte nun Zamorra.
Bill Fleming schürzte die Lippen und nickte mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. »Doch. Ja, doch, das war sie. Wir suchten das Grabmal des Namenlosen. Er lebte zur Zeit Dareios III. - also etwa 335 vor Christus - in Persepolis. Das war einst die Hauptstadt des Weltreichs der Achämeniden und ist heute eine der interessantesten und großartigsten Ruinenstätten der Welt. Seit mehr als zweihundert Jahren ist man bemüht, die Geschichte von Persepolis zu beschreiben und die in Stein gemeißelten Inschriften zu entziffern, und es werden immer noch neue Geheimnisse entdeckt.«
Bill war in seinem Element. Wenn er das Thema Geschichte anschnitt, bekam er stets fanatisch glänzende Augen.
»Habt ihr das Grabmal, das ihr suchtet, gefunden?« fragte Nicole.
»Darauf können wir mit Recht stolz sein«, sagte Bill. »Es war nicht leicht zu finden.«
»Wer war der Namenlose?« fragte Professor Zamorra.
»Manche hielten ihn für einen Zauberer. Andere sahen in ihm den Teufel selbst. Bestimmt hatte er einen Namen, da diesen aber niemand auszusprechen wagte, nannte man ihn alsbald den Namenlosen, und als solcher ist er in die Geschichte eingegangen. Möglicherweise stand er mit den Mächten der Finsternis im Bunde. Wir entdeckten Reliefskulpturen, die grauenerregende Szenen darstellten. Der Namenlose soll viel Unheil über seine Mitmenschen gebracht haben, doch keiner von ihnen hatte den Mut, ihn zu töten. Er starb an Altersschwäche. Die Grabbeigaben waren unverkennbare Dämonenbanner. Die Leute hatten Angst, der Namenlose könnte sich eines Tages wieder erheben, deshalb versuchten sie, ihn mit magischen Zeichen an diesen Ort zu bannen. Und sie setzten das Gerücht von einem Fluch in die Welt, der denjenigen vernichten würde, der es wagen sollte, in das Grabmal des Namenlosen einzudringen.«
Über Nicoles Nasenwurzel zeigte sich eine kleine Falte. »Hört sich besorgniserregend an.«
Bill lachte. »Ach wo. Sieh mich an. Ich erfreue mich nach wie vor bester Gesundheit. Der Fluch ist nichts weiter
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