0124 - Die Mörder-Blumen
Hubschrauber fliegen.
Eine halbe Stunde nach Abflug der Soldaten starteten auch wir.
Der Tank war noch zur Hälfte gefüllt. Wir würden bequem das Festland erreichen.
Als wir in der Luft schwebten, atmete ich auf. Abbey’s Island lag unter und hinter uns. Eins war sicher. Vergessen würde ich diese Insel nicht.
***
Jane Collins preßte ihr Auge gegen das Guckloch und musterte den vor der Tür stehenden Mann kritisch.
Dir Typ war er nicht gerade, und sie fragte sich, was er von ihr wollte.
Sein Alter lag um die 50, er hatte ein etwas breitflächiges Gesicht, dessen Züge auf eine gewisse Rücksichtslosigkeit schließen ließen.
Das Kinn sprang energisch vor, die Augen blickten kalt. Obwohl Jane in der Vergrößerung der unruhige Ausdruck nicht entging.
Was auffiel, war die Kleidung. Der leichte Sommeranzug bestand aus einem vorzüglichen Material, das Hemd schimmerte wie Seide, und die Krawatte saß korrekt.
Der Mann klingelte ein zweites Mal. Jetzt erst öffnete Jane. »Sie wünschen?« fragte sie.
»Ich bin Samuel D. Parker.« Der Besucher sagte das in einem Ton, als müßte jeder wissen, wer er war.
»Und?«
Die bleistiftdicken Augenbrauen zogen sich enger zusammen.
»Sie kennen mich nicht?«
»Nein.«
»Parker. Konserven. Fisch, Fleisch, Suppen.«
»Angenehm, Collins.«
»Die Privatdetektivin?«
»Genau.«
»Ich habe einen Job für Sie.«
Jane Collins gab die Tür frei. Der Mann war ihr zwar nicht gerade sympathisch, aber sie konnte sich ihre Kunden nicht aussuchen.
Außerdem war es ihr Job.
Jane Collins bat den Mann in die Wohnung. Sie hatte sich dort ein kleines Büro eingerichtet, und Parker nahm auf einem der beiden Sessel Platz.
Er schaute sich um.
»Gefällt es Ihnen hier?« fragte Jane, obwohl sie die Antwort schon vorher kannte.
»Ich hatte mir alles exklusiver vorgestellt«, erwiderte Samuel D. Parker. »Bei Ihrem Ruf.«
»Davon ist das meiste übertrieben. Darf ich Ihnen etwas anbieten, Mr. Parker?«
»Nein.«
»Okay, dann kommen wir zur Sache. Was kann ich für Sie tun?«
»Sie sollen meine Tochter wiederfinden!«
»Ist sie entführt worden?«
»Nein, verschwunden.«
»Seit wann?«
»Vor zwei Tagen habe ich Sie zum letztenmal gesehen.«
Jane hielt den Kugelschreiber noch in der Hand, mit dem sie sich Notizen gemacht hatte. Jetzt lehnte sie sich zurück, legte das Schreibgerät aus der Hand und schüttelte den Kopf. »Diesen Job, Mr. Parker, werde ich nicht annehmen.«
Der Konservenfabrikant war erstaunt. »Was sagen Sie da? Sie nehmen den Auftrag nicht an?«
»Ja.«
»Und aus welchem Grund nicht, wenn ich fragen darf?«
»Wie alt ist Ihre Tochter?«
»23.«
»Eben, Sir, das ist es. Wenn eine 23jährige Frau verschwindet, ist das normal. Das meine ich wenigstens. Seit zwei Tagen ist sie nicht mehr aufgetaucht. Vielleicht schlendert sie gerade durch Rom oder Wien, auch Paris hat seinen Reiz.«
»Nein, nein, nein! Das stimmt alles nicht, was Sie da sagen, Miß Collins.«
»Und warum nicht?«
»Weil Jessica nie zwei Tage von zu Hause weg bleiben würde. Es hört sich zwar komisch an, es ist aber so. Und denken Sie nicht, ich würde auf dem Mond leben. Ich weiß, wie selbständig die jungen Frauen heute sind, das sieht man ja an Ihnen. Aber bei meiner Tochter ist das etwas anderes. Sie muß nach Hause kommen, denn Jessica ist zuckerkrank, Miß Collins.«
»Sorry, Mr. Parker, das wußte ich nicht. Es tut mir leid, aber…«
»Geschenkt.« Parker zog zwei Dinge gleichzeitig aus der Tasche.
Ein Foto und einen Scheck. »Nehmen Sie den Job jetzt an?«
»Ja.«
Parker gab zuerst den Scheck.
200 Pfund, eine stolze Summe, die dort ausgeschrieben worden war.
»Reicht es?«
Jane nickte. »Natürlich.« Dann nahm sie das Bild entgegen. Es zeigte eine hübsche junge Frau in einem langen Partykleid. Die braunen Haare waren kurz geschnitten und wehten im Wind. Nur Jessicas Mund gefiel Jane nicht. Er zeigte eine gewisse Hochmütigkeit, wie sie auch bei ihrem Vater zu sehen war.
»Das ist sie«, sagte Samuel D. Parker, und seine Stimme klang plötzlich traurig.
»Haben Sie irgendwelche Anhaltspunkte?« erkundigte sich die Detektivin.
»Nein, das ist es ja. Alles lief normal. Jessica wollte zu einer Freundin fahren. Sie hat ihren dunkelblauen Jaguar genommen, ein Geburtstagsgeschenk. Der Wagen ist gefunden worden.«
»Wo?«
»In Chelsea. Aber – jetzt kommt es. Nicht meine Tochter ist nach Chelsea gefahren, sondern zwei Autodiebe. Sie hatten Pech, daß ihnen auf
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