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0124 - Die Mörder-Blumen

0124 - Die Mörder-Blumen

Titel: 0124 - Die Mörder-Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Süden.
    London wartete.
    Auf einmal war ich nicht mehr müde. Ich genoß es jetzt, im Hubschrauber zu sitzen. War das Wetter am gestrigen Tag noch mies gewesen, so hatte der Wind die schweren Wolken jetzt vertrieben.
    Zwar lugte der blaue Himmel nur hin und wieder hervor, doch die Wolken waren höher gestiegen. Wie gewaltige schneeweiße Watteberge hingen sie am Himmel. Die Fernsicht war ausgezeichnet. Wir konnten bereits die East Anglian Heights sehen, eine Bergkette, die wie ein schräger Strich in die Provinz Suffolk hineinragt.
    Es waren mehrere Hügel, nur wenige hundert Yards hoch, aber aus der flachen Landschaft ragten sie doch hervor.
    Tom Bridger war ein guter Pilot. Er flog ruhig, und wir hatten das Gefühl, als könnte bei ihm gar nichts passieren.
    Die Berge rückten näher. Das Gelände unter uns wurde hügeliger. Dichte Waldgebiete lösten sich mit weiten Feldern ab. Wir sahen einsame Gutshöfe, Burgen, Herrensitze, kleine Ortschaften.
    Eine idyllische Gegend. Besonders gefielen mir die kleinen Flüsse und Bäche, deren Läufe das satte, sommerliche Grün des Geländes wie Silberstreifen unterbrachen.
    Hinter den Bergen würden wir bereits in die Dunstzone der Riesenstadt London gelangen.
    Dann hatte Suko eine Idee. »Eigentlich sind wir an keine Zeit gebunden«, sagte er.
    »Worauf willst du hinaus?« fragte ich. »Könnten wir nicht was essen?«
    »Du meinst, landen und dann…«
    »Genau, John.«
    Der Vorschlag war nicht schlecht. Hunger hatte ich nämlich auch.
    Tom Bridger würde ebenfalls zustimmen. Als ich ihn fragte, hatte er nichts dagegen.
    »Ich halte nur nach einem geeigneten Landeplatz Ausschau«, meinte er.
    »Die Leute werden denken, wir kämen vom Mars«, grinste der Chinese.
    »So am Ende der Welt leben sie hier auch nicht«, hielt ich ihm entgegen und schaute zu, wie Tom Bridger tiefer ging, eine Schleife flog und dicht über ein Waldstück hinwegflog. Manchmal hatte ich das Gefühl, er würde mit den Kufen über die Spitzen der Baumwipfel gleiten.
    Doch einem Könner wie Tom Bridger passierte so etwas nicht.
    Hinter dem Wald befand sich ein hügeliges Gelände, in dessen Windschatten sich die Häuser eines Dorfes duckten.
    Wir überflogen die Kämme und sahen auf dem letzten dichtes Buschwerk, durch das die graue Farbe eines Felsens schimmerte.
    Neben dem Hügel wurde das Gelände eben. Dort konnten wir auch landen.
    Tom drückte die Maschine noch tiefer. Dann blieb er in der Luft stehen, bevor er den Hubschrauber butterweich auf beide Kufen setzte. Der Motor lief aus, die Rotorenblätter fielen zusammen.
    »Voilà«, sagte unser Pilot.
    Ich klatschte in die Hände. »Ausgezeichnet, Partner. Sie sind wirklich ein Könner.«
    »Danke.«
    Wir stiegen aus. Böiger Wind empfing uns. Er wehte von vorn und drückte meine Haare nach hinten.
    Wir klappten die Türen zu. Da ich einige Schritte vorgelaufen war, wartete ich auf die anderen. Nicht weit entfernt lief ein Weg entlang, der hinunter ins Dorf führte.
    Plötzlich stutzte ich.
    Am Wegende sah ich zahlreiche Menschen, die sich dort versammelt hatten, als würden sie zu einer Prozession aufbrechen. Das schien in der Tat so, denn sie setzten sich nach einigen Sekunden in Bewegung und kamen den Weg hoch.
    Auch Suko und Tom hatten die Leute gesehen.
    »Sieht mir ganz nach Dorfflucht aus«, meinte der Chinese.
    Ich nickte. »Dann wirst du dein Essen wohl in den Kamin schreiben müssen.«
    »Sollen wir wieder starten?« fragte Tom Bridger.
    »Nein, aber ich bin gespannt, was die Leute vorhaben.«
    Wir warteten nicht, sondern gingen ihnen entgegen. Der schmale Weg führte in zahlreichen Windungen dem Dorf zu und durchschnitt dabei die hügelige Landschaft.
    Auf halber Strecke etwa trafen wir mit den Leuten zusammen.
    Sie blieben stehen, ebenso wie wir.
    Ich ging einen Schritt vor und setzte mein Sonntagslächeln auf.
    »Guten Tag«, sagte ich. »Eigentlich wollten wir bei Ihnen im Dorf etwas essen, doch wie mir scheint, entvölkern Sie gerade Ihren Ort.«
    Meine Worte standen im Raum, eine Antwort bekam ich nicht.
    Schweigen.
    Ich sah mir die Gesichter an. Da war von Freundlichkeit keine Spur. Verschlossene Mienen, zusammengepreßte Lippen, finstere Blicke. Einige Männer hatten ihre Hände unter den Jacken verborgen, als würden sie dort Waffen umklammern.
    Ja, und dann fiel mir noch etwas auf. Ich sah keine Frau in der Gruppe. Hatte das vielleicht einen Grund? Bestimmt, und eventuell würden mir die Leute ihn nennen.
    Einer trat vor.
    Es

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