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0125 - Der Leichenbrunnen

0125 - Der Leichenbrunnen

Titel: 0125 - Der Leichenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er mit drei entschlossenen Schritten, erreichte den Brunnen und legte seine linke Hand auf den Rand.
    Dann beugte er sich etwas vor und schaute in die Öffnung, wobei er die Pistole in der Rechten behielt.
    Modrige Verwesungsluft drang aus dem Schacht. Ein bestialischer Gestank, und Lionel verzog das Gesicht.
    Er hatte auch keine Lust mehr, weiterhin in den Brunnen hineinzuschauen und das Skelett zu suchen, doch da passierte etwas, womit er nie im Leben gerechnet hätte.
    Plötzlich fuhr eine bleiche Knochenhand aus dem Brunnen und umklammerte blitzschnell seine Kehle…
    ***
    Der Würgegriff dieser fünf knöchernen Finger raubte Lionel Finch augenblicklich den Atem.
    Nur noch ein Röcheln drang aus seinem Mund, mehr nicht. Mit einem Ruck wurde er nach vorn gezogen, auf die Brüstung zu, und die Finger ließen dabei nicht los.
    Das Skelett stieg aus dem Brunnen.
    Lionel sah den grinsenden Totenschädel dicht vor sich, und das Grauen überschwemmte ihn wie eine Woge. Er wußte nicht, was er machen sollte, denn die ersten Schleier wallten bereits vor seinen Augen. Zeichen eines Zusammenbruchs.
    Er schwang den rechten Arm herum. Ihm fiel ein, daß er noch die Pistole hatte.
    Die setzte er gegen die Stirn des Schädels und drückte ab.
    Der Knall peitschte dicht an seinem Ohr auf, die Kugel zerschmetterte einen Teil des Schädels, so daß die hellen Splitter nach allen Seiten davonflogen.
    Doch das Skelett lebte weiter.
    Lionel sah es mit Grauen.
    Und er wußte, daß diese Horror-Gestalt ihn töten wollte. Hineinziehen in die grausame Tiefe des Brunnens, aus dem es kein Entrinnen mehr gab.
    Diese Erkenntnis mobilisierte seine letzten Kräfte. Er wollte sich zurückwerfen, doch das Skelett ließ seine Kehle nicht los. Der Versuch erstickte bereits im Ansatz, und als die zweite Hand aus dem Schacht hervortauchte, glaubte Lionel sich verloren.
    Die nächsten fünf Knochenfinger packten unterhalb des Schlüsselbeins zu, gruben sich in den Hemdstoff und rissen ihn entzwei.
    Das merkte Lionel kaum noch, weil die Wogen der Bewußtlosigkeit seinen Geist fast überschwemmt hatten.
    Seine Abwehrbewegungen verflachten, sie drangen kaum durch und zeigten keinen Erfolg.
    Er wurde noch schwächer.
    Die Knie knickten ihm ein, und als er dachte, es wäre aus, da hörte er einen schaurigen Schrei und bekam plötzlich wieder Luft.
    Schwer kippte er nach hinten und fiel zu Boden, wo er mit dem Hinterkopf aufschlug.
    Keuchend blieb er erst einmal liegen, saugte die Luft in seine Lungen und machte sich mit dem Gedanken vertraut, noch am Leben zu sein.
    Es kam ihm wie ein Wunder vor, denn er hatte wirklich damit gerechnet, sterben zu müssen.
    Sein Hals schmerzte. Besonders da, wo die Knochenhand zugepackt hatte. Bestimmt blieben einige Abdrücke zurück. Ein schauriges Mal.
    Aber wieso hatte ihn das Skelett am Leben gelassen? Es hätte doch nur ein paar Sekunden länger zu würgen brauchen, und dann wäre es vorbei gewesen.
    Der junge Anwalt verstand die Welt nicht mehr. Er erhob sich, und da sah er etwas vor seinen Augen baumeln, das durch die hastige Bewegung in Schwingungen geraten war.
    Sein kleines Kreuz.
    Und plötzlich ging bei ihm ein ganzer Kronleuchter auf. Dieses winzige Kreuz hatte ihn gerettet. Als kleiner Junge hatte er es von seiner Mutter geschenkt bekommen. Aber erst als es Mode wurde, Kreuze zu tragen, hatte er sich die Kette über den Kopf gestreift.
    Aus Gewohnheit behielt er es um.
    Und jetzt hatte es ihm das Leben gerettet.
    Behutsam legte er es auf seinen Handteller und schaute es wie eine Kostbarkeit an. Es war schlicht gearbeitet, ohne Verzierungen, aber geweiht, wie er von seiner Mutter wußte.
    In einer unbewußten Geste führte er das Kreuz an die Lippen und küßte es. Dabei konnte er nicht vermeiden, daß seine Augen feucht wurden. Dieser clevere und manchmal abgebrühte Anwalt lernte plötzlich eine ganz andere Welt kennen.
    Er warf einen scheuen Blick auf den Brunnen, bevor er kehrtmachte und diesen Ort des Schreckens verließ. Seinen ursprünglichen Plan hatte er nicht aufgegeben. Er würde Horse Lodge einen Besuch abstatten, und hoffte, daß er dort die Lösung des Rätsels fand.
    Nur im Wald bekam er wieder etwas Angst, öfter schaute er sich um, sah von Verfolgern jedoch nichts.
    Dafür standen zwei Trecker dort, wo sein Wagen im Graben lag.
    Die Bauern waren ausgestiegen und schauten sich den zerstörten Datsun an. Der junge Anwalt hütete sich, die Männer aufzuklären, er zog sich sogar zurück, damit

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