0125 - Der Teufel aus dem Orient
erscholl. Die beiden Zeit-Dämonen wanden sich verzweifelt, versuchten, ihrem drohenden Untergang zu entgehen. Doch ihre Bemühungen waren vergebens, die grüne Aura ließ sie nicht mehr los.
Von einem Moment zum anderen erstarb das Pfeifen. Die beiden Dämonen zerfielen zu Staub, rieselten zu Boden.
Doch Merlin war noch nicht fertig. Abermals zuckte der grüne Blitz aus dem Amulett Leonardos, fuhr schmetternd in den Altarstein, zerfetzte ihn. In drei verschieden große Brocken gespalten rutschte er auseinander.
Zamorra hielt den Atem an. Er hatte soeben den Beweis erhalten, daß beide Amulette auch in bezug auf ihre Zauberkräfte identisch waren!
Nicole schmiegte sich an ihn. Er spürte ihre warme, weiche Haut. Sanft küßte er sie.
»Es ist vorbei«, murmelte er. »Die Dämonen sind tot, vernichtet. Es waren drei. Einen tötete ich mit dem Flammenschwert, die beiden anderen starben jetzt.«
Merlin glitt wieder auf Leonardo zu, drückte dem Erstarrten das Amulett wieder in die Hand. Dann wandte er den Kopf, geheimnisvoll lächelnd.
»Euer Werk ist noch nicht getan«, sagte er. Es war, als komme seine Stimme aus der Ewigkeit. »Noch könnt Ihr nicht in Eure Zeit zurück, denn Euch ist bestimmt zu schauen, was keines anderen Menschen Auge je erblickte. Wartet ab, und wenn die Zeit reif ist, werdet Ihr sehen!«
Er richtete die offenen Handflächen gegen die beiden Menschen. Zamorra sah einen Blitz aufzucken, dann fühlte er, wie eine unfaßbare Gewalt nach ihm griff. Instinktiv umklammerte er Nicole, dann spürte er, daß er auf eine weite Reise gesandt wurde. Eine erneute Reise durch die Zeit, die aber, wenn er Merlins Worten Glauben schenkte, nur noch weiter in die Vergangenheit führen konnte…
Wie aus weiter Feme vernahm er noch Merlins Worte.
»Jemand benötigt Eure Hilfe! Vergeßt nicht, was Ihr jenen Wesen schuldig seid… Das Rad der Zeit muß sich schließen…«
Dann kam die Finsternis.
***
Merlin verharrte noch Augenblicke. Seine unfaßbaren, nichtmenschlichen Sinne tasteten durch die Zeitlinien, bis er exakt wußte, daß Zamorra und Nicole dort angekommen waren, wohin er sie gesandt hatte. Dann lächelte er.
Sie würden sich Wiedersehen, sehr bald schon. Denn gigantische kosmische Dinge waren eingeleitet worden, deren Bedeutung noch nicht abzusehen war -für Menschen. Merlin, der Zeitlose, wußte genau um die Geschehnisse, die waren, gewesen waren und sein würden.
Doch er hütete sich, Zamorra zuviel mitzuteilen. Das ganze Netz der kosmischen Zusammenhänge war zu komplex; der Geist des Menschen mochte an der Unüberschaubarkeit zerbrechen. Es war besser, wenn Zamorra allmählich an die Dinge herangeführt wurde, die Zusammenhänge stückweise begriff.
Merlin warf einen Blick zu Leonardo. Der Magier war immer noch starr, hatte von dem Geschehenen nichts mitbekommen.
»Eines Tages«, murmelte Merlin dumpf, »wirst du bitter bereuen, was du tatest. Du wirst versuchen, ein letztes gutes Werk zu tun, was dir schließlich auch gelingt und dazu führt, daß diese Ereignisse sich abspielen können. Für dich selbst aber wird es dann zu spät sein. Du wirst für alles bezahlen - eine Ewigkeit lang…«
Er nahm Zamorras Amulett an sich, bückte sich und ergriff das Flammenschwert. Eine halbe Minute lang wog er die beiden Gegenstände abschätzend in den Händen, dann kreuzte er wieder Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand und richtete sie auf den Magier aus dem Loire-Tal.
Leonardo de Montagne erwachte aus seiner Starre.
Und Merlin war auf eine Reise in die Vergangenheit gegangen.
Mit Amulett und Flammenschwert…
***
Professor Zamorra öffnete die Augen. Ein Zeitsprung, der sie in die weitere Vergangenheit geführt haben mußte! Im nächsten Moment sah er an sich herunter, sah Nicole an - und atmete erleichtert auf.
Sie waren nicht mehr nackt, waren auf geheimnisvolle Weise zu Kleidung gekommen, wie sie hier üblich war. Ein Werk Merlins? Zamorra hob unsicher die Schultern. Es mußte so sein.
Er trug Sandalen und einen weiten Burnus, dazu den üblichen Kopfschutz mit Stimreif, der ihn vor der glühenden Mittagssonne in diesen Klimazonen schützen sollte. Unter dem Burnus fühlte er einen breiten Ledergürtel, an dem eine Geldkatze sowie eine Scheide mit einem Krummdolch befestigt waren. Er tastete nach der Geldkatze; sie war prall gefüllt. Zamorra grinste verhalten.
»Danke, Merlin«, murmelte er halblaut. Auf gewisse Weise war er nunmehr besser ausgerüstet als nach seinem ersten
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