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0125 - Der Teufel aus dem Orient

0125 - Der Teufel aus dem Orient

Titel: 0125 - Der Teufel aus dem Orient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zeitsprung, der ihn ins Lager der Kreuzfahrer geführt hatte.
    Nicole trug wieder jene verführerische Kleidung, die sie sich schon im Palast zugelegt hatte. Diesmal kamen aber Kopfschutz und Gesichtsschleier hinzu. Einige goldene Armreife schmückten ihre Handgelenke, und unter dem durchscheinenden, dünnen Stoff erkannte der Professor ebenfalls einen Gürtel mit Dolch, Geldkatze sowie einem weiteren Beutel, dessen Inhalt er nur zu erraten vermochte.
    Nicole musterte ihn ebenfalls. »Erstaunlich«, brachte sie hervor. Zamorra hob die Brauen. Er sah sich um. Sie waren in einer schattigen kleinen Gasse materialisiert. Steinbauten ragten um sie herum auf. Es roch nach Abfällen.
    »Wahrscheinlich sind wir noch in Jerusalem«, vermutete er. »Ich hoffe es zumindest. Fragt sich nur, in welcher Zeit wir angekommen sind.«
    »Wir müssen es irgendwie in Erfahrung bringen«, stellte Nicole fest. »Man müßte einen der Stadtbewohner fragen.«
    »Leicht gesagt«, brummte der Professor. »Leider spreche ich weder arabisch, ägyptisch noch jiddisch, zumindest nicht die Dialekte, die zu dieser Zeit an der Tagesordnung sind. Daß ich mich mit den Kreuzrittern auf althochdeutsch und altfranzösisch unterhalten konnte und daß Kalif Achman ein hervorragendes Altfranzösisch sprach - glückliche Fügung des Schicksals. Zudem vermisse ich mein Amulett.«
    »Es wird trotzdem irgendeine Verständigungsmöglichkeit geben. Notfalls vermittels Zeichensprache«, überlegte sie.
    Zamorra nickte bedächtig. »Da hast du recht. Doch… Mir fällt gerade eine weitere Möglichkeit ein. Doch dazu müssen wir eines Menschen habhaft werden.«
    »Telepathie?« vermutete Nicole.
    Zamorra nickte. »Ich werde versuchen, mit jemandem in gedanklichen Rapport zu kommen und alle nötigen Informationen auf diese Weise zu erfahren. Komm…«
    »Hoffentlich machen wir keine Fehler«, befürchtete die Sekretärin. »Ich bin mir nicht ganz sicher, wie damals das Wechselspiel zwischen den Geschlechtern ablief. Folgten die Frauen ihren Männern im Drei-Schritte-Abstand, oder liefen sie auf allen vieren gebückt vor ihnen her, oder…«
    Zamorra lachte. Doch er hatte begriffen, was Nicole andeuten wollte auf ihre leicht übertriebene Art.
    »Wir werden sehen. Laß uns erst unter Menschen kommen, dann werden wir ihrem Beispiel folgen und uns so bewegen wie diese auch. Da hege ich keine Befürchtungen. Und außerdem…« Er kam auf sie zu, schob mit zwei Fingern ihren Schleier zur Seite und küßte sie. Sie erwiderte den Kuß heiß und anhaltend.
    Endlich lösten sie sich voneinander. »Das«, erklärte er, noch etwas außer Atem, »war das, was ich dir noch sagen wollte.«
    »Ich habe verstanden. Vollkommen.«
    Nach ein paar Augenblicken der Besinnung setzten sie sich dann in Bewegung, traten aus der schattigen Seitengasse hervor. Sie kamen auf eine belebte Straße, die etwa vier Meter breit war, für die antike Stadtbaukunst beachtlich. Männer, Frauen und Sklaven eilten geschäftig hin und her.
    »Das ist Jerusalem«, murmelte Zamorra leise. »Ich erkenne den Straßenzug wieder. Dort entlang geht es zum Bazar. Und… nach dem Stand der Sonne muß es früher Vormittag sein.«
    Jemand rempelte ihn an. Zamorra torkelte zur Seite, fuhr herum und starrte den Mann finster an, der gegen ihn gestoßen war.
    »Verzeiht, Herr«, erwiderte der andere und verneigte sich tief. »Ich war unachtsam und sah nicht auf meinen Weg. Mögen die glücklichen Tage Eures Lebens so zahlreich sein wie die Strahlen der Sonne am Mittagshimmel!«
    Er entfernte sich hastig und war bald schon in der Menge verschwunden. Sprachlos starrten Zamorra und Nicole ihm nach.
    Beide hatten nicht die geringste Schwierigkeit gehabt, die Worte des Mannes zu verstehen…!
    ***
    Ulo grunzte unwillig.
    Sein Plan war fehlgeschlagen. Bill Fleming war der Explosion entgangen, hatte nur leichte Verletzungen davongetragen. Der Dämon begriff nicht, wie das hatte geschehen können. Nach dämonischem Ermessen hätte niemand die Explosion überleben können. Niemand! Und doch hatte es Überlebende gegeben - schwer oder weniger schwer verletzt, oder gar nahezu unversehrt wie dieser Fleming!
    Und ihm, ihm hauptsächlich, hatte der Anschlag gegolten!
    Ulo überlegte. Wenn Asmodis von dem Fehlschlag erfuhr, würde er Ulo zumindest eine scharfe Rüge erteilen. Der Oberste der Dämonen hatte beschlossen, die Zamorra-Clique endgültig zu zerschlagen. Das Amulett würde noch in der fernen Vergangenheit vernichtet werden.

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