0126 - Merlin, der Magier
Zusammenhänge nicht, weißt nichts von den Gesetzen, nach denen ich leben muß.«
Seine Stimme wurde lauter, schwoll an. »Und nun berichte, was ich nicht weiß! Woher kennst du die Welt der Chibb?«
Zamorra überlegte. Im ersten Moment wollte er schweigen, wollte sich nicht von Merlin in dieser Art herumkommandieren lassen. Doch dann siegte der Verstand über diese erste Trotzreaktion. Merlin mochte mächtig sein, mächtiger als jeder andere auf dieser Welt, und doch gab es da jemanden oder etwas, das er fürchtete, das noch über ihm stand. Und oft genug schon hatte Merlin Zamorra geholfen, warum sollte er ihm also jetzt eine Antwort verweigern, die anscheinend von emimenter Wichtigkeit für den Zauberer von der Feeninsel Avalon war.
»Gut«, stieß er hervor. »Du sollst es erfahren.«
In Kurzform berichtete er über jene Geschehnisse in der anderen Welt, erzählte von der Entführung durch die Meeghs, dem Arbeitslager auf der heißen Welt und dem Eingreifen der Silbernen, die ihn in eine ihrer Lebenssphären brachten. Erzählte auch von dem Flammenschwert, davon, daß die Chibb ihn den »Auserwählten«, nannten… [6]
»Das wiederum weiß ich«, warf Merlin erregt ein. »Doch glaubte ich, diese Geschehnisse lägen erst in ferner Zukunft - von deiner Gegenwart aus betrachtet.« Seine Stimme wurde wieder leiser. »Etwas ist in Unordnung geraten, der Zeitablauf verschiebt sich. Dinge, die geschehen müssen, finden nicht mehr statt, andere tauchen auf. Jemand versucht uns zu vernichten, versucht uns einfach aus der Geschichte des Universums hinauszuwischen, indem er den Ablauf der Zeit manipuliert.«
»So wie die drei Zeit-Dämonen?« warf Zamorra ein.
Merlin nickte. »So, aber doch noch anders. Schon seit einiger Zeit bemerke ich leichte Veränderungen. Doch bis heute wußte ich nicht zu sagen, wer dahintersteckt, wer für diese Manipulationen verantwortlich ist. Vielleicht werde ich ihn eines Tages kennenlernen, wenn ich…« Abermals unterbrach er sich und ließ Zamorra im Ungewissen. »Und doch ist es auf irgendeine Weise anders als die Manipulationen, die Asmodis durchführen läßt. Bei ihm wissen wir, was dahintersteckt, was er damit bezweckt. Doch bei jenem Unbekannten liegt alles im Dunkeln. Denn - er läßt auch negative Entwicklungen nicht von seinen Änderungen unberührt…«
Zamorra erschauerte. Er bekam hier einen Einblick in geradezu unglaubliche Geschehnisse und Hintergründe, die sein Begriffsvermögen einfach überstiegen. Vielleicht würde er sie in grauer Zukunft einmal begreifen. Doch jetzt…
»Darum also ist es für dich wichtig…« murmelte er nachdenklich.
»Ja«, sagte Merlin nur.
Und Zamorra hatte plötzlich Angst.
Angst vor der Zukunft, die im Ungewissen lag.
***
Augen glühten bösartig. Chraz rieb sich befriedigt die Hände.
»Sie reagieren, Ashran - sieh nur, wie sie kommen! Ein prachtvoller Anblick, solche Kreaturen benötigen wir, um sie an unserer Stelle überall dort einzusetzen, wo es nötig ist, wo wir uns sonst selbst gefährden würden…«
Der zweite Zeit-Dämon grinste diabolisch. »Ja, Chraz, ich spüre ihre Kraft. Doch aus welcher Welt kommen sie? Nie zuvor sah ich solche Wesen…«
Die beiden Zeit-Dämonen hatten die Gefahr gespürt, die von den Silbernen für sie ausging. Denn jene Fremden gehörten zu den Kräften des Lichtes, waren gut. Und wenn sie erst ihre Kräfte wieder regeneriert hatten, mochten sie das böse Spiel erkennen, das die Zeit-Dämonen spielten, und eingreifen. Das aber lag nicht im Sinne der drei aus der Zukunft gekommenen Kreaturen, von denen eine im Lager der Kreuzritter weilte.
Deshalb hatten sie mit den Gegenspielern der Silbernen Kontakt aufgenommen, mit den schwarzen, konturlosen Wesen aus dem Dimensionenschiff, das unsichtbar vor der Stadt lag. Jene Meeghs waren darauf versessen, auch die letzten Silbernen zu vernichten, und das konnte nur im Sinne der Zeit-Dämonen sein.
Die Meeghs hatten ihre Jagdopfer »verloren«, als diese durch die Stadtmauer verschwunden. Doch die Zeit-Dämonen vermochten sowohl Chibb als auch Meegh, menschlichen Augen verborgen, eindeutig festzustellen. Ihre nichtmenschlichen, teuflischen Gehirne stellten einfach die magischen Ausstrahlungen fest. Und das reichte zu eindeutigen Standortbestimmungen.
Chraz und Ashran hatten sich mit den Meeghs in Verbindung gesetzt, hatten ihnen den Zufluchtsort der Silbernen verraten.
Und nun nahten die Meeghs, um ein für allemal mit den letzten sieben Chibb
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