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0126 - Merlin, der Magier

0126 - Merlin, der Magier

Titel: 0126 - Merlin, der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hat.«
    Daß sie nur deshalb mit dem Leben davongekommen waren, weil durch einen Zufall und eine instinktive Reaktion Raffael die superkritische Atombombe Sekunden vor der Explosion zerstrahlt hatte, ahnten sie alle drei nicht einmal.
    Sie waren froh, noch zu leben.
    »Merlin«, murmelte Raffael lautlos. »Ich danke dir für deine Warnung.«
    Und aus dem Nichts, über einen Abgrund von Raum und Zeit hinweg, kam die unerwartete Antwort.
    Gern geschehen, alter Freund! Und den telepathischen Worten folgte ein lautloses, nur gedanklich übermitteltes erleichtertes Gelächter, wie Raffael es in seinem ganzen langen Leben noch nie gehört hatte.
    ***
    Die lange Reise war beendet.
    Im Zwischenraum zwischen zwei Häusern, die durch einen weiten Torbogen miteinander verbunden waren, materialisierten Merlin und Zamorra im Herzen der Stadt Jerusalem.
    Zamorra trat aus dem Durchgang, der auf einen kleinen Hinterhof führte, hervor und sah nach oben. Der Stand der Sonne interessierte ihn. Seine Uhr war im Château Montagne zurückgeblieben, als sie vor Wochen in die Vergangenheit gerissen wurden.
    »Keine Sekunde ist vergangen, Zamorra«, bemerkte Merlin nüchtern. »Du wunderst dich? Gib es auf und nimm die Dinge, wie sie sind. Eines Tages, vielleicht in Jahrhunderten, wirst du verstehen, was geschah, und warum es in dieser Weise geschehen mußte.«
    Zamorra fuhr auf dem Absatz herum. Seine Stirn furchte sich, und forschend sah er den Zauberer an.
    »In hundert Jahren?«
    Merlin verzog das Gesicht.
    »Ich vergaß«, murmelte er undeutlich. »Für mich sind tausend Jahre wie ein Tag. Ich habe das Verhältnis zur Zeit verloren, seit ich mich in ihr bewege wie in meinem Haus.«
    Zamorra spitzte die Ohren.
    Merlins Haus… wie er das gesagt hatte! Klang da nicht eine unstillbare Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat unterschwellig auf?
    … In meinem Haus! Was war Merlin für ein Geschöpf? Heimatlos, ausgestoßen von jener übergeordneten Macht, die er fürchtete? Oder versuchte er nur sich zu tarnen, den Schleier des Geheimnisvollen künstlich um sich aufzubauen?
    Zamorra wußte es nicht.
    Er sah sich nach Nicole um.
    Die grelle Flammensäule stand noch dort, wo sie zurückgeblieben war. Flammenschwert und Frau waren eine magische Einheit eingegangen, der beste Schutz, den Merlin ihr geben konnte für die Dauer ihrer Abwesenheit. Denn mochte auch keine Zeit vergangen sein - Zamorra wußte ebensogut wie Merlin, daß es hier auch noch andere Wesen gab, die mit der Zeit manipulieren konnten und die den Menschen alles andere als gut gesonnen waren.
    Die Zeit-Dämonen Chraz und Ashram sowie der Schwarze Ritter!
    Ein Entführungsversuch reichte ihnen. Um ein Haar wäre Zamorra blind in die Falle getappt, die die Zeit-Dämonen ihm durch die Entführung Nicoles gestellt hatten. Das Mädchen zu befreien, hatte einige Menschen dieses Zeitalters das Leben gekostet.
    Merlin hob die Hand. Aus dem Amulett fuhr ein weißlicher Blitz.
    Im nächsten Moment gab es die Flammensäule nicht mehr, aber eine junge Frau im durchscheinenden, verführerischen Gewand, die ein Schwert in der Hand trug.
    Nicole Duval!
    Etwas verständnislos sah sie Merlin und Zamorra an. »Was ist los?« fragte sie. »Klappt es nicht?«
    Zamorra lächelte und schloß sie in seine Arme. Der Zauberer übernahm die Erklärung.
    »Wie für dich, Nicole Duval, verging auch für uns die Zeit nicht. Unsere erste Mission ist beendet. Wir können uns nun der Hilfe für die Bedürftigen widmen.«
    Nicole hob die sanft geschwungenen Brauen. »Ich verstehe kein Wort«, erklärte sie, nachdem sich ihre Lippen von denen Zamorras gelöst hatten. Etwas verlegen sah sie sich um. Einige der um diese Zeit etwas weniger häufig vertretenen Spaziergänger sahen bereits aufmerksam her. Und war Nicole auch züchtig mit dem obligatorischen Gesichtsschleier versehen, so war es doch recht ungewöhnlich, daß für ein paar Sekunden eine Frau auf offener Straße zu einer Feuersäule wurde und sich anschließend von einem Mann abküssen ließ.
    Zamorra deutete auf Merlin.
    »Er ließ mich einen alten Traum erleben«, erläuterte. »Ich war dabei, als das Amulett erschaffen wurde. Erschaffen von Merlin aus der Kraft einer Sonne.«
    Nicole nickte bedächtig. Die Flügel ihrer reizenden Stupsnase zitterten leicht.
    »Also doch«, flüsterte sie. »Merlin, dieses ausgekochte Schlitzohr! Wir vermuteten ja immer, daß er seine Finger mit im Spiel hatte, aber daß er es war, der das Amulett

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