0126 - Satans Razzia
lachend an Yolanda Yale. »Und du wirst uns bei diesem teuflischen Schachzug behilflich sein.«
Yolanda reagierte nicht darauf.
Sie blickte geistesgegenwärtig vor sich hin, und sie wünschte sich, tot zu sein, damit dieses Grauen ein Ende hatte.
***
Voller Ungeduld hatte Jimmy Sparv auf die Waffe gewartet. Anselmo Arra war weggegangen. Er hatte Jimmy nicht gestattet, ihn zu begleiten. Irgendwo in einem hohlen Baum hatte Arra den Colt Agent versteckt gehabt.
Er holte ihn und brachte ihn Jimmy Sparv.
»Na endlich«, sagte Jimmy, als Arra wieder auftauchte. »Weißt du, was ich gedacht habe?«
»Was?«
»Du würdest zum Lagerleiter gehen und mich verraten.«
»Vielleicht hätte ich das tun sollen.«
»Dann hätte ich dich aber krankenhausreif geprügelt. Wo ist der Ballermann?«
Anselmo Arra klopfte auf die Beule in seinem Hemd. »Hier.«
»Gib her.«
»Kannst du überhaupt damit umgehen? So was ist kein Spielzeug.«
»Mach dich nicht wichtig. Ich weiß, wie man die Waffe entsichert und wo man abdrückt. Muß ich sonst noch etwas wissen? Ist sie geladen?«
»Klar.«
»Dann rück das Ding endlich raus.«
Anselmo Arra blickte sich unauffällig um. Dann öffnete er sein Hemd und übergab Jimmy Sparv die in Ölpapier eingewickelte Waffe.
»Danke«, sagte Jimmy.
»Willst du dir die Sache nicht noch mal überlegen?«
»Da gibt es für mich nichts zu überlegen. Ko van Hoek hat meine Freundin. Ich muß sie ihm wieder abjagen. Sonst hat ja keiner den Mut dazu, es zu tun. Vergiß, was ich dir erzählt habe, okay?«
»Mit Vergnügen. Von mir wird niemand erfahren, daß du mich in deine Absichten eingeweiht hast. Schließlich bin ich nicht scharf auf Ärger.«
»Gut so.«
»Komm wieder.«
Jimmy grinste. »Sagst du das bloß wegen deiner Knarre?«
»Ach, hau schon ab.«
Jimmy mußte auf einen günstigen Moment warten. Sobald der gekommen war, verschwand er unbemerkt.
Little Fox war eingezäunt, doch der Zaun stellte kein Hindernis für Jimmy Sparv dar. Er überwand ihn in der Dämmerung und eilte dann durch den düsteren, unheimlichen Wald, der voller Geräusche war.
Ab und zu warf Jimmy einen Blick zurück.
Er fühlte sich belauert, beobachtet.
Aber er konnte niemanden sehen.
Vermutlich bloß Einbildung, versuchte er sich einzureden. Mit weit ausgreifenden Schritten hastete er den schmalen Pfad entlang.
Blätter raschelten. Zweige knickten.
Es gab Wild in der Gegend.
Es konnte aber auch ein Skelett sein, das sich auf seine Fersen geheftet hatte…
Jimmy wickelte den Colt aus dem Ölpapier. Nachdem er das Papier in die Hosentasche geschoben hatte, entsicherte er die Waffe.
Nun fühlte er sich ein bißchen wohler, nicht mehr so wehrlos. Die Dunkelheit breitete sich schnell über den Wald aus.
Bald konnte Jimmy Sparv kaum noch die Hand vor den Augen sehen. Er befürchtete, die Orientierung zu verlieren, im Kreis zu laufen.
Ab und zu blieb er stehen.
Sein Atem ging schwer. Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Er lauschte. Doch der finstere Wald schien friedlich zu sein.
Also ging Jimmy Sparv weiter.
Schon nach kurzem hatte er das Gefühl, sich in der Nähe der schwarzen Abtei zu befinden. Er spürte die unheimliche Ausstrahlung der Ruine.
Und dieses Gefühl lenkte ihn nun. Nach wenigen Minuten erreichte er eine Lichtung.
Fahles Mondlicht erhellte die gespenstische Szene. Deutlich sah Jimmy Sparv die schwarzen Mauern der Abtei aufragen.
Er hatte sein Ziel erreicht.
Sein Herz klopfte sofort schneller. Dort war Yolanda Yale. Irgendwo zwischen diesen Mauerfragmenten wurde sie gefangen gehalten.
Jimmy leckte sich die trockenen Lippen. Er zögerte nur einen winzigen Augenblick. Dann huschte er geduckt durch das Unkraut.
Brennesseln verbrannten ihn, Disteln stachen ihn… Er kümmerte sich nicht darum. So lautlos wie möglich arbeitete er sich an die Ruine heran.
Sie stand auf einem kahlen Felsenbuckel.
Jimmy erreichte die klotzigen Steine, versteckte sich zwischen ihnen und peilte die Lage.
Völlig leer schien die schwarze Abtei zu sein, aber Jimmy Sparv ließ sich nicht täuschen. Er war fest davon überzeugt, daß sich jemand zwischen diesen schwarzen Mauerresten aufhielt: Ko van Hoek und seine Rekruten – und Yolanda Yale!
Sehr nahe war Jimmy seiner Freundin nun. Nahe, und doch war sie im Moment noch unerreichbar für ihn.
Er hielt es nicht lange zwischen den Felsen aus. Nervös begann er mit dem Aufstieg.
Irgendwo schrie ein Käuzchen.
Jimmy Sparv kletterte weiter. Vielleicht wollte
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