0127 - Al Capone Nummer Zwei
verfügte. Ich dachte mir, den Wirt hinter der Theke zu spielen, die Gäste beim Einschenken zu beschummeln und sich am Abend das, was man herausgespart hat, selbst hinter die Binde zu gießen, das wäre genau der Job für mich. - Ich fuhr nach Chicago, sah mir den Laden an. Er war ein bisschen schäbiger, als ich mir ihn vorgestellt hatte, aber dann bekam ich ihn für dreitausendzweihundert Dollar, und dafür fand ich ihn gut genug. Vor zehn Tagen stellte ich mich zum ersten Mal hinter die Theke.«
Der Sergeant hatte der breit angelegten Geschichte des Alabama-Mannes mit wachsender Ungeduld zugehört.
»Wenn Sie hergekommen sind, um mir zu erzählen, wie Sie Ihre Gäste beim Einschenken betrügen«, unterbrach er, »dann können Sie sich den Atem sparen. Ich kenne Chicagos Wirte gut genug.«
»Nichts für ungut, Sergeant«, entschuldigte sich Heller mit unschuldigster Miene. »Ich wollte Ihnen ja nur klar machen, wie ich an den Laden gekommen bin.«
»Was für eine Kneipe ist es überhaupt?«
»Sie sollten mein Unternehmen nicht Kneipe nennen, Sergeant«, warnte Heller und drohte mit dem Finger. »Ich habe acht Stühle an der Theke und vier Tische. Ich schenke gutes Bier aus, und Sie kriegen bei mir Würstchen, kaltes Fleisch und Fischkonserven.«
Der Sergeant verdrehte die Augen.
»Mann, ich habe ’ne Frau zu Hause, die für mich kocht. Sie brauchen hier keine Reklame zu machen. Wie heißt Ihr Lokal?«
Frank Heller richtete sich stolz auf.
»Früher hieß es Jonnys Inn, weil der vorige Besitzer Jonny mit Vornamen hieß, aber ich habe es auf Frankys Inn umgetauft, weil ich…«
»Weil Sie Frank heißen«, stöhnte der Sergeant. »Ich kann es mir beinahe denken. Außerdem haben Sie es schon gesagt. Ist es der Schnellimbiss in der Alvester Street?«
Über Hellers Gesicht ging ein Leuchten. »Oh, Sie kennen mein Lokal, Sergeant! Hat es Ihnen bei mir gefallen?«
»Ich kannte es, als Jonny noch der Besitzer war«, lautete die bissige Antwort, »und ich war zweimal dort, um Burschen auseinanderzubringen, die sich wegen irgendetwas an die Kehle gegangen waren.«
Das Leuchten erlosch. Der Sergeant genoss seinen Triumph.
»Nun erzählen Sie endlich, was Sie zu berichten haben. Hat es wieder ’ne Schlägerei gegeben? Ist die Einrichtung zum Teufel? Würde mich nicht wundern. In ’ner feinen Gegend haben Sie sich da angesiedelt, Mr. Alabama.«
»Ganz so war es nicht«, antwortete Heller. »Gestern Abend also kam ein Bursche in den Laden. Es war kurz vor Mitternacht. Ich hatte nur noch zwei Gäste an der Bar. Der Bursche bestellte einen Gin. Ich schenkte ihm ein. Die beiden Gäste zahlten und gingen. Wir waren allein. Der Knabe fragt mich, ob ich der neue Besitzer sei. Klar, sage ich. Er fragt mich, ob ich mit den Gewohnheiten vertraut wäre. Oh ja, antwortete ich. Habe mich schon prima eingelebt. Und es schien so, als wären die Gäste mit mir zufrieden. Na ja, meint er daraufhin. Er sei mein Betreuer, und die Gebühr wäre nur fünfzig Dollar wöchentlich, und er würde sie jeweils am Sonnabend kassieren. Ich hätte sie ihm in einem verschlossenen Umschlag zu übergeben.«
Lieutenant Reginald, Terrigan und ich brachen unser Gespräch ab, als dieser merkwürdige Mr. Heller bis zu diesem Punkt der Erzählung gelangt war. Der Sergeant starrte ihn an wie ein Weltwunder, aber Mr. Heller erzählte ungerührt weiter.
»Ich frage den Mann, ob er vielleicht vom Finanzamt wäre. Er kicherte sich eins und antwortet, man könne es auch so nennen. Er käme also am Sonnabend. Ich antworte, ich hätte nichts dagegen, und er könne gern gegen gutes Geld auch wieder einen Gin bei mir trinken. Jetzt wird er ganz lustig, schlägt sich auf die Schenkel und ruft immer wieder: Ich soll den Gin bezahlen! Ich soll den Gin bezahlen! Na, Sergeant, ich mache mir Sorgen um mein Geld und sage zu dem Mann, er solle jetzt gefälligst fünfzig Cents auf den Tisch legen. Er fragt mich, ob ich wirklich ein solcher Idiot wäre, oder ob ich mich nur so stellte. Wissen Sie, Sergeant, ich mag es nicht, wenn mich jemand einen Idioten nennt. Andererseits dachte ich, dass man einen Gast rücksichtsvoll behandeln muss. Ich bleibe also ganz ruhig und verlange noch einmal meine fünfzig Cents. Er grinst mich an und sagt, ich solle ihm noch einen Gin einschenken. Na, ich mache es. Er kippt ihn sich hinter die Binde, rutscht vom Barhocker herunter, winkte mit der Hand und sagt: Am Sonnabend hole ich die fünfzig Piepen. Und damit geht er zur Tür. Na,
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