0127 - Al Capone Nummer Zwei
ich sage Ihnen, Sergeant, ich sause wie ein geölter Blitz hinter der Theke hervor und fasse den Burschen am Kragen, bevor er die Türklinke anfassen kann. Jetzt kriege ich einen Dollar, Mister, sage ich. Trinkgeld brauchen Sie nicht zu geben, weil ich der Inhaber bin. Statt zum Portemonnaie zu greifen, setzt er mir seine Faust aufs Kinn. Bestimmt, Sergeant, er hat zuerst angegriffen. Ich habe ihm dann den Kopf ein wenig zurechtgerückt, und als ich damit fertig war, habe ich ihm einen Dollar aus der Tasche genommen. Genau einen Dollar, Sergeant, keinen Cent mehr. Den Rest stopfte ich ihm in die Tasche, und da er in der Zwischenzeit wieder zu sich gekommen war, brachte ich ihn höflich auf die Straße, lehnte ihn gegen einen Laternenpfahl und sagte: Beehren Sie mich bald wieder, Mister.«
Reginald, Terrigan und ich hatten uns hinter dem Sergeant aufgebaut.
Frank Heller erzählte ungerührt weiter: »Heute Morgen habe ich mir dann Gedanken über die Sache gemacht. Ich dachte, der Kerl bekommt es vielleicht fertig, zur Polizei zu gehen und zu behaupten, ich hätte ihn beraubt. Ich war mir nicht mehr ganz sicher, ob ich ihm den Dollar aus der Tasche nehmen durfte. Vielleicht hätte ich besser einen Polizisten gerufen, als mich selbst zu bedienen, aber andererseits schuldete er mir diesen Dollar für zwei Gin. Fünfzig Cents für den Drink ist mein Preis. Es steht auf meiner Getränkekarte. Jedenfalls dachte ich, es wäre besser, ich käme her und erzähle Ihnen die Sache, wie sie sich zugetragen hat, bevor ich Schwierigkeiten bekomme.«
Frank Heller war ein Mann von etwas mehr als Mittelgröße. Er hatte volles schwarzes Haar, ein schmales, gut geschnittenes Gesicht und trug einen schmalen schwarzen Schnurrbart auf der Oberlippe. Aber seine Augen waren hell. Er sah nicht bullig aus, aber geschmeidig und gewandt.
Ich ergriff das Wort.
»Mr. Heller, Sie wollen diese ganze Geschichte zu Protokoll geben?«
»Ja«, nickte er. »Wenn es nötig ist.«
»Können Sie uns den Mann beschreiben, der fünfzig Dollar von Ihnen haben wollte?«
»Das war doch nur dummes Gerede. Er wollte mich um einen Dollar für die zwei Gin prellen.«
»Bitte, beschreiben Sie ihn.«
»Na ja, er war ’ne ziemlich miese Type. Groß und mit dem Gesicht einer Bulldogge, aber in Wahrheit war er ziemlich schwammig und nicht sehr widerstandsfähig. Ich hatte ihn innerhalb von einer Minute auf dem Boden.«
Ich sah Reginald an. Der Lieutenant antwortete: »Es könnte Slim Berlozzo gewesen sein. Er arbeitet für Capone, und er wohnt in der Gegend, wo der Mann sein Lokal hat.«
»Mr. Heller, Sie scheinen keine Ahnung zu haben, aus welchen Gründen der Mann von Ihnen fünfzig Dollar haben wollte.«
»Doch«, sagte er, »es war ein Trick, damit ich…«
»Nun lassen Sie mal die zwei Gin, Mr. Heller. Die Drinks betrachtet der Mann nur als Zugabe. In Wirklichkeit geht es ihm wirklich um fünfzig Dollar, die wahrscheinlich schon Ihr Vorgänger bezahlt hat, und die auch nun Sie bezahlen sollen.«
»Aber wofür?«, rief der Alabama-Mann.
»Dafür, dass Ihnen nicht die Einrichtung Ihrer Bar ruiniert wird, dass man Ihnen nicht die Zähne einschlägt, kurz und gut, dass man Sie mehr oder weniger in Ruhe lässt, dafür sollen Sie fünfzig Dollar in der Woche zahlen.«
Frank Heller zog mit der Bewegung eines Cowboys, der seinen Colt-Gürtel zurechtrückt, die Hosen hoch.
»Hören Sie, Mister«, sagte er. »Ich weiß nicht, wer Sie sind, was für eine Nummer Sie bei der Polizei haben und ob Sie mir Lügen auf binden. Aber ich kann Ihnen versprechen, dass jeder, der nur ein Glas in meinem Lokal zerschlägt, anschließend sehr übel aussehen wird. Und was meine Zähne angeht, so kann ich Ihnen versichern, dass nur meine Zahnbürste und mein Zahnarzt daran rühren dürfen.«
»Ich heiße Cotton, und ich bin FBI-Agent.«
»Na schön, dann sind Sie also ’ne besondere Sorte von Polizist. Aber das berechtigt Sie noch lange nicht, Märchen zu erzählen.«
»Mr. Heller, es sind keine Märchen. Dieser Mann in Ihrem Lokal, der wahrscheinlich Slim Berlozzo heißt, arbeitet für eine sehr große Organisation. Und an der Spitze steht ein Mann, der vor nichts zurückschreckt. Er nennt sich Capone.«
Mr. Heller lachte zuerst, dann brach er ab und sah mich wütend an.
»Hören Sie, G-man. Sie dürfen nicht glauben, Sie könnten mich auf den Arm nehmen, nur weil ich aus Alabama stamme, und weil ein Alabama-Mann vielleicht nicht so schlau ist wie ein gerissener
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