0127 - Zwischen den Milchstrassen
Stickstoffgehalt!"
„Normal, Sir", antwortete der Techniker ohne Zögern.
„Was für ein Leck müßte das sein", fragte Eric spöttisch, „das nur Sauerstoff aber keinen Stickstoff hinausläßt?"
Der Mann war ratlos. Eric sah es und gab ihm einen neuen Auftrag.
„Machen Sie eine Kohlendioxyd-Analyse, rasch!"
Der Bildschirm wurde leer. Die Analyse würde rasch beendet sein. Der Techniker brauchte nur einen Knopf zu drücken und ein Instrument abzulesen. Der CO-Gehalt der Bordatmosphäre wurde nicht von ständig anzeigenden Geräten registriert. Er war, im Vergleich zum Stickstoff- und Sauerstoff-Gehalt, minimal und außerdem ziemlich unwichtig.
Aber jetzt ...? Der Techniker kam zurück, und sein Gesicht war rot vor Aufregung. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn.
„Über normal, Sir", stieß er hervor. „Die Aufbereitung ..."
Eric war plötzlich sehr ruhig. Seine Vermutung hatte sich bewahrheitet. Für eine oder zwei Sekunden fühlte er Befriedigung darüber. Dann kam ihm rasch und klar zum Bewußtsein, daß es viel vernünftiger war, Besorgnis wegen der neuen Gefahr zu empfinden als Befriedigung wegen einer bestätigten Theorie.
„Ich sagte schon einmal ... keine voreiligen Schlüsse", warnte er den Mann kühl. „Kommt der Zuwachs an CO-zwei für den Verlust an O-zwei auf?"
Der Techniker brauchte nur einen Augenblick lang nachzudenken.
„Jawohl, Sir. Fast auf das Zehntelprozent genau."
„Danke. Ich brauche im Augenblick keine weitere Auskunft."
Er schaltete ab. Einen Atemzug spä ter fiel ihm ein, daß eine ganz bestimmte Auskunft vielleicht doch wichtig gewesen wäre. Wieviel Sauerstoff war verloren? Wenn er die Zeit mit rund zwei Stunden annahm und die Atemrate gleich der eines Menschen setzte, dann konnte er daraus errechnen, wie viele...
Er verwarf den Gedanken wieder."" Die zwei Stunden waren durch nichts belegt, und die Atemrate gleich der eines Menschen zu setzen, war noch viel willkürlicher. Er hatte keinen Anhaltspunkt dafür.
Er überlegte sich, ob vielleicht nicht doch die Aufbereitungsanlage ausgesetzt hatte. Er kannte ihren Mechanismus im großen und ganzen. Sauerstoff wurde von menschlichen Lungen verbraucht und Kohlendioxyd dafür abgegeben. Mit der Zeit verschwand also der Sauerstoff aus einer nicht regenerierten Atmosphäre und wurde durch Kohlendioxyd ersetzt. Die Aufbereitungsanlage an Bord der BOB-XXI spaltete das Kohlendioxyd - in mehreren Schritten natürlich - in reinen Sauerstoff und Graphit. Der Sauerstoff wurde der Bordatmosphäre wieder zugeführt, der Graphit wurde gespeichert und den dreimonatlichen Versorgungsschiffen mitgegeben. Auf der Erde bestand hohe Nachfrage nach reinstem Graphit, und für ein Raumfahrzeug bedeutete er nur unnötigen Ballast.
Wie das auch immer war - die Aufbereitungsanlage war eines der unempf indlichsten Geräte, die es an Bord gab. Wenn die sensitiven Relais des Interkoms dem Aufprall standgehalten hatten, dann hatte es die Aufbereitung allemal. Es gab keinen Anlaß anzunehmen, daß sie beschädigt worden sei.
Dann allerdings gab es nur noch eine einzige Erklärung für das merkwürdige Verhalten der Bordatmosphäre.
Das gespeicherte Gespräch mit dem Funkraum meldete sich wieder. Hastig schaltete Eric ein. Art Cavanaugh war normalerweise ein sehr beherrschter Mann. Aber jetzt sah man seinem Gesicht an, daß etwas Merkwürdiges geschehen sein mußte.
„Sir ... da ist eine Sendung ausgestrahlt worden!" stieß er hervor.
Es schien ihn zu überraschen, daß Eric nur gleichgültig nickte. „Kode?" fragte er knapp. „Nicht erkennbar, Sir." Er machte den Mund auf, als wollte er noch etwas sagen, schwieg aber dann. Eric bemerkte es.
„Sagen Sie's ruhig", forderte er Art auf.
„Es ist nur eine Vermutung", sprudelte Art hervor, „und man müßte es durch die Auswertung nachprüfen lassen. Aber die Modulation sieht ungefähr so aus wie die der unverständlichen Sendung, die wir vorhin stundenlang empfangen haben." Eric nickte auch dazu. „Wie lang ist die gesamte Sendung?" wollte er wissen.
„Zwölf bis dreizehn Sekunden, Sir."
„Konnten Sie Wiederholungen feststellen?"
„Nein. Sir."
„Waren Sie während dieser Zeit im Funkraum?"
„Jawohl."
„Haben Sie etwas Auffälliges bemerkt?" Art dachte eine Weile nach.
„Nein, Sir", antwortete er, immer noch zögernd. „Ich ... ich habe in der letzten Zeit des öfteren das Gefühl, es wäre jemand in meiner Nähe. Ich sehe mich dann gewöhnlich um, aber jedesmal ist alles
Weitere Kostenlose Bücher