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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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entfesselte eine unglaubliche Kraft. Niemand konnte sich erklären, warum sie plötzlich tobsüchtig geworden war.
    Zamorra trat als letzter ein. Mit einem raschen Rundblick nahm er die Szene in sich auf. Hier mußte wohl sehr personalintensiv gearbeitet werden, weil neben den beiden Muskelmännern in weißen Kitteln auch noch eine jüngere Schwester anwesend war.
    Zamorra sah, wie sich auf Bonagiornos Stirn eine steile Falte bildete. Wie der gute Tag sah der Chefarzt wahrlich nicht aus, als er bellend und schroff befahl: »Loslassen, sofort! Ihr schlagt sie ja tot!«
    Rangeleien in Krankenzimmern gehörten wohl nicht zu dem, was er zu sehen erwartete, aber dann wurden seine Erwartungen noch mehr übertroffen, als die Tobende die kurze Sekunde der Ablenkung ausnutzte.
    Handelte so jemand, der über kein kontrolliertes Bewußtsein mehr verfügte?
    Einer der beiden Pfleger spielte Düsenjet und hatte sich dabei seinen Chefarzt als Landefläche ausgesucht. Dumpf keuchend prallten beide Männer gegen die Wand. Der zweite Weißkittel schrie auf, als Tonia Manciano blitzschnell nachfaßte, ihm den Arm auf den Rücken drehte und ihn zu Boden zwang mit einer Kraft und Schnelligkeit, die diese zierliche Frau gar nicht besitzen durfte.
    »Dottore…«, schrie die Schwester.
    Zamorra griff ein.
    Er, der über schwach ausgeprägte parapsychische Kräfte verfügte, setzte jetzt diese schwachen Para-Kräfte gezielt ein, um auf die Kranke einzuwirken!
    Sein Blick verschleierte, als seine Umgebung um ihn herum versank und er sich voll und ganz darauf konzentrierte, in das Denkzentrum der Frau vorzustoßen und ihr seinen Willen aufzuzwingen.
    Bedauern darüber, daß er sein verstärkendes Amulett nicht bei sich hatte, konnte in ihm nicht aufkommen. Er hatte sämtliche anderen Gedanken verdrängt. Für ihn gab es nur noch Tonia Manciano, das Opfer der Nebelhexe Yanaa.
    Er stieß ins Leere!
    Wo er bei telepathischen Tastversuchen bei anderen Menschen auf deren Gedankenwelt und Willensbildung stieß, gab es hier nur eine Art Vakuum, eine totale Leere. Höhnisch grinste ihm der Geist-Tod entgegen.
    Das machte ihm andererseits die Arbeit leicht. Daß er den Befehl dabei in Worte kleidete und diese aussprach, fiel ihm nicht auf, auch nicht, daß das medizinische Personal ihn verwundert ansah.
    Leg dich hin! Du bist ganz ruhig!
    Und das Wunder geschah!
    Tonia Manciano tobte nicht mehr!
    Wie eine Marionette, mit abgehackten, gesteuert wirkenden Bewegungen, ließ sie sich wieder auf ihrem Bett nieder und lag ruhig dort, als sei nicht das geringste geschehen.
    Zamorras Para-Kräfte ebbten ab. Er konnte sie nicht mehr stabilisieren. Der Kontakt kostete ihn Kraft. Kraft, die sonst durch das Amulett verstärkt wurde. Jetzt erst dachte er wieder an den Talisman, aber jener lag unerreichbar weit im Tresor seines Arbeitszimmers.
    Hinter ihm schneuzte sich Chefarzt Bonagiorno heftig und fand Blut im Taschentuch. Er murmelte einen leisen Fluch, der aber nicht dem Pfleger galt. Der Mann konnte ja nichts dazu, ausgerechnet gegen den Chefarzt geschleudert worden zu sein, um diesem dabei den Ellenbogen unter die Nase zu setzen.
    »Wie haben Sie denn das gemacht, Kollege Zamorra?« fragte Gambiotti verblüfft.
    Zamorra lächelte. Kollege klang nicht übel aus dem Mund des jungen Arztes, der damit zugab, den Fall an den Parapsychologen abtreten zu wollen. »Mediziner bin ich deswegen trotzdem nicht… Ich habe Hypnose angewandt, Gambiotti! Ganz einfache Hypnose!«
    Er sah Bonagiorno an. »Ist es möglich, daß ich für ein paar Minuten mit der Patientin allein bleibe?«
    Der Chefarzt zögerte und sah in die Runde. Einer der beiden Pfleger hob unentschlossen die Schultern. »Er ist mit ihr fertig geworden«, murmelte er.
    »Lonzo, Marino, infermiera Lisa - bitte gehen Sie hinaus«, befahl Bonagiorno. Dann kreuzte sich sein Blick mit dem Gambiottis. Die Augen des jungen Arztes verengten sich etwas.
    Bonagiorno nickte ihm knapp zu, sah sich nach Zamorra um und sagte: »Gambiotti bleibt hier, für alle Fälle.«
    Dann waren Zamorra und der junge Arzt mit der Patientin allein.
    »Was wollen Sie tun?« verlangte Gambiotti zu wissen.
    Zamorra hob die Schultern.
    »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Ich muß erst einmal versuchen, wieder Kontakt mit ihr zu bekommen. Diese Leere im Gehirn, diese Leere…«
    In diesem Moment wirkte er, vor sich hin murmelnd, wirklich wie ein zerstreuter Bilderbuchprofessor. Was niemand erkennen konnte, war, daß er sich bereits auf

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