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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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diesem Stadium wurde mein Alterungsprozeß gestoppt. Auf natürlichem Wege kann ich nicht mehr sterben. Ich war bis gestern kerngesund, Zamorra. Krankheiten kenne ich seit langem nicht mehr. Laar verlangte dafür meine Seele nach meinem Ableben.«
    Hier hakte Zamorra ein. »Sir Francis, da stimmt doch was nicht! Wenn Sie unsterblich sind, wie will Laar dann an Ihre Seele kommen?«
    »Nur scheinbar unlogisch«, ergänzte Hedgeson. »Ich sagte doch, daß ich auf natürlichem Wege nicht mehr zu sterben in der Lage bin. Dennoch kann ein Unfall oder ein Attentat mich jederzeit töten. Gegen gewaltsamen Tod schützt das Bündnis nicht, und das ist auch der Grund, warum ich mich hier in diesem Haus verkrochen habe und es seit Jahren nur noch verlasse, um hin und wieder geschützt durch Leibwächter kurze Spaziergänge zu unternehmen! Denn ich rechne damit, daß sich Laar dieses Hintertürchen nicht grundlos offengelassen hat und dafür sorgt, daß ich auf unnatürlichem Wege ums Leben komme.«
    »Womit jeder rechnen muß, der mit dem Bösen paktiert«, ergänzte Zamorra. »Das hat schon ein Herr namens Faust am eigenen Leibe spüren müssen.«
    »Mich reizte das Risiko«, fuhr Hedgeson fort. »Ich wollte Laar in dieser Hinsicht zeigen, daß er mir nicht gewachsen ist. Doch der Pakt wird ungültig, wenn meine Seele nur noch unvollständig ist. Ab heute muß ich damit rechnen, meine Unsterblichkeit verloren zu haben, weil die Geschäftsgrundlage für den Pakt ebenfalls verloren ist. Und erst recht jetzt, wo ich mit Ihnen darüber spreche!«
    Zamorra schnippte mit den Fingern, nahm einen neuen Schluck aus der Kaffeetasse und genoß es, daß das schwarze Getränk noch heiß genug und zudem so stark war, wie er es gern hatte. »Gab Laar Ihnen nicht auch die Para-Fähigkeit des Gedankenlesens?« wiederholte er seine Frage vom Anfang des Gespräches.
    Hedgeson zeigte abermals Verblüffung.
    »Gedankenlesen? Das habe ich nie gekonnt, Zamorra, aber ich hätte viel darum gegeben, es zu können…«
    Jetzt war es an Zamorra, verblüfft zu sein. »Dann muß es in unmittelbarer Nähe, wahrscheinlich hier im Haus, noch einen anderen geben, der Telepath ist!«
    Er wartete Hedgesons Reaktion ab, welche aber nicht kam. Der Lord wußte nichts von einem anderen Gedankenleser.
    »Mylord, ich werde versuchen, Ihnen zu helfen. Und nicht nur Ihnen, sondern auch dieser Frau Manciano, die durch Yanaas Einwirkung das, was man Seele nennt, verloren haben muß. Yanaa muß bekämpft und ausgeschaltet werden - sie und jener, der sie gerufen hat.«
    Das Unglaubliche geschah.
    Sir Francis Hedgeson reichte, dem Franzosen, dem traditionellen Erbfeind der Krone - reichte dem Spinner Zamorra die Hand!
    »Ich danke Ihnen, Professor…«
    Damit war das Gespräch unter vier Augen im Arbeitszimmer des Lords zunächst beendet.
    ***
    Der große, schlanke Mann riß die Tür mit Vehemenz auf. In einer Ecke des Raumes zuckte Yanaa, die Hexe, unwillkürlich zusammen. Als sie erkannte, wer sie heimsuchte, stahl sich ein spöttisches Lächeln in ihre Gesichtszüge.
    »Handle, sofort!« stieß der Meister hervor. »Wir können nicht mehr länger warten. Zamorra ist dabei, uns auf die Spur zu kommen. Ich sah es zu deutlich in seinen Gedanken. Er hat mit Hedgeson gesprochen, weiß über dessen Pakt mit Laar Bescheid!«
    Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob Yanaa sich und näherte sich dem Mann mit wiegenden Hüften. »Und wenn ich mich weigere, jetzt zu handeln?« fragte sie leise zischend.
    Plötzlich hielt er etwas in der Hand, das blau funkelte.
    »In Asmodis Namen - tu, was deine Aufgabe ist, oder ich töte dich! Hier und jetzt!« herrschte er sie an.
    Vor dem Blaufunkelnden wich sie zurück und zeigte deutliche Anzeichen panischer Angst. Schützend riß sie beide Hände hoch, schirmte ihre Augen damit ab und stieß hervor: »Woher hast du ihn?«
    »Von Asmodis!« rief er. »Geh, und handle!«
    »Ich gehorche«, wimmerte die Hexe, und in ihrem Gesicht war nichts mehr von der spöttischen Überlegenheit und dem Triumph der vergangenen Stunden zu sehen, als sie ihre Kräfte immer stärker werden spürte und sich von jenem, der sie erweckte, lösen wollte. Dessen funkelnder Kristall zeigte ihr, daß er immer noch die Macht über sie besaß.
    »Ich wollte ihn nicht einsetzen, weil man seine Ausstrahlung, wenn man nur etwas talentiert ist, über Hunderte von Kilometern anmessen kann, aber du mit deinem aufsässigen Verhalten zwingst mich dazu! Und darum wirst du noch

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