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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Körper und zum anderen in diesem kleinen, spartanisch eingerichteten Raum. Im Sessel hatte sie es sich so gemütlich wie möglich gemacht und grübelte über die Struktur nach, die dieser Nebelkörper besitzen mußte.
    Sie konnte keinen Herzschlag feststellen. Dort, wo sich beim Menschen der Pulsschlag fühlen läßt - an den Handgelenken, am Hals, an den Schläfen, überall dort, wo die Hauptadern so dicht unter der Haut lagen, daß man die in Stoßwellen strömenden Blutwellen ertasten konnte -, rührte sich nichts. Danach gesehen war sie klinisch tot. Da aber alles darauf hindeutete, daß sie noch lebte - cogito, ergo sum, ich denke, also bin ich -, gab es nur die Schlußfolgerung, daß der Nebelkörper über keinen Blutkreislauf verfügte.
    Aber irgendwie mußte das Gehirn doch mit Sauerstoff versorgt werden! Sie atmete doch! Wenn es kein Blut und damit kein Hämoglobin als Sauerstoffträger gab, wie um alles in der Welt wurde dann der Sauerstoff überall dorthin befördert, wo er nötig war, wo er als Oxydator gebraucht wurde?
    Hier mußten andere Gesetze als die der realen Natur gelten. Gesetze der Magie, die sich mit nichts Menschlichem vergleichen ließen.
    Soweit war Nicole in ihrem Denkprozeß fortgeschritten, als sich ihre Gedanken auf ein anderes Feld ausdehnten. Schön, sie befand sich im Körper der Hexe mit all dessen Vor- und Nachteilen. Die Körperfunktionen wurden von den Kräften der Magie beherrscht. Mußte es nicht, wie es in ihrem eigenen Körper möglich war, diesen von ihrem Willen zu steuern, auch hier ebenso möglich sein, Einfluß auf die Körperfunktionen zu nehmen, eventuell die magischen Kräfte für sich auszunutzen?
    Versuch!
    Mehr als ein Fehlschlag konnte dabei nicht herauskommen. Nicole begann, sich in sich selbst zu versenken und auf die Kräfte zu konzentrieren, die möglicherweise in ihr wohnten. Die Methode der Selbstversenkung war an und für sich einfach; oft genug hatten Zamorra und sie autogenes Training durchgeführt.
    Die Welt um Nicole versank.
    Ihr Zeitgefühl hatte sie schon lange verloren. Es interessierte sie auch nicht mehr. Von Interesse war nur noch, die Magie zu benutzen. Jene Magie, die im Nebelkörper saß und die ihr jetzt vielleicht so zur Verfügung stand wie der Schlange Yanaa, die sich in Nicoles Körper befinden mußte.
    Und es klappte!
    Sie sah sich plötzlich als Schlange, die zischend im Sessel lag, sich krümmte und den Kopf erhob, den kantigen, dreieckigen Schlangenschädel, aus dem eine gespaltene Zunge hervorschoß und Witterung nahm. Häßliches Zischen drang aus dem Rachen, als Nicole sich zu artikulieren versuchte.
    Nicole - eine Schlange?
    Erschreckt löste sie blitzartig diese Zustandsform wieder auf und schwebte als Nebelwolke im Raum. Eine gewaltige Euphorie überkam sie, ein Zustand totaler Zufriedenheit. Sie konnte ihren Hexenkörper nach Belieben manipulieren!
    Sie hatte die Gewalt über sich!
    Sie spürte die Ausstrahlung der magischen Sperren an Tür und Fenster und wußte mit dem in den Nebelzellen des Hexenhirns gespeicherten Erinnerungen, wie sie sie umgehen konnte. Nichts war einfacher als das. Als Nebelwolke schwebte Nicole durch das geschlossene Fenster ins Freie und hing leicht in sich wirbelnd frei in der Luft, etwa einen Meter über dem Boden.
    Sie stürzte nicht; als Nebel hatten die Gesetze der Schwerkraft keine Gewalt mehr über sie.
    Ich bin frei!
    Jetzt konnte sie der Hexe das Handwerk legen. Mit dieser Wandlung hatte Yanaa bestimmt nicht gerechnet. Nicole triumphierte bereits bei dem Gedanken, Yanaa gegenüberzutreten und sie vor allen zu entlarven. Yanaa, die Schlange!
    Sie würde sich jetzt einfach wieder in den menschlich aussehenden Hexenkörper zurückverwandeln und auf dem normalen Weg die Prunkvilla erreichen. Sie sah jetzt auch, wo sie sich befand: in einem Nebengebäude, das eigentlich unbewohnt war. Bis zu Hedgesons »Landhaus« waren es vielleicht dreißig Meter.
    Sie störte sich nicht einmal daran, in ihrer körperlich festen Form nackt zu sein. Kaum jemand hielt sich auf dem Grundstück auf, und wenn schon… Es gab Schlimmeres!
    Das Schlimmere erfuhr sie im nächsten Augenblick.
    Sie gab sich selbst den Befehl zur Rückverwandlung und sah sich schon im nächsten Moment materiestabil auf dem Rasen stehen.
    Da schrie sie auf - wollte schreien, aber sie besaß als Nebel doch keine Stimme! War zur Lautlosigkeit verdammt!
    Das Entsetzen flog sie an, packte sie wie die Klauen eines wilden Raubtieres, um sie

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