Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0129 - Die Vampir-Lady

0129 - Die Vampir-Lady

Titel: 0129 - Die Vampir-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
trotz seiner weißen Haare aus wie knapp unter dreißig.
    »Bon, Monsieur.« Der Wirt schob ab, rümpfte dabei die Nase und sagte halblaut: »Du lieber Himmel, stinkt das hier plötzlich nach Schwefel…«
    Ihm entging dabei, daß Craa Dül bei dem Wort Himmel entsetzt zusammenfuhr, wie von einem Peitschenhieb getroffen, und dem Wirt finster nachsah. Dabei war eine Faust des Albinos geballt.
    Dann brach die Dunkelheit herein.
    ***
    Professor Zamorra fühlte sich in der Zelle alles andere als wohl. Sie war so eingerichtet, wie es oft in Filmen dargestellt wurde, die im vergangenen Jahrhundert spielten. Ein zwei mal zwei Meter großer Raum, versehen mit einer hochklappbaren Holzpritsche, einem dünnen Kissen und einer dünnen grauen Decke, in die man sich einrollen konnte. Zwei Wände waren die Außenwände des Gebäudes, in einer ein kleines, mit Gitterstäben versehenes Fenster zur Nordseite, die beiden anderen waren Gitterkonstruktionen, die diesen Teil des großen Raumes abteilten. Drei solcher Zellen befanden sich dicht nebeneinander. Der Rest des Raumes wurde von einem gewaltigen Arbeitstisch, einer Sitzgruppe und einigen massiven Eisenschränken ausgefüllt. Es war das große Büro, in dem der tägliche Verwaltungskram und die Einsatzplanung durchgeführt wurden. Ständig hielten sich hier zwei Polizeibeamte auf und vertrieben sich die Zeit hauptsächlich mit Skatspielen.
    »Unglaublich«, hatte Zamorra gemurmelt, als man die Gittertür hinter ihm verschloß, nachdem ihm die Handschellen abgenommen worden waren. »Das nennt sich humaner Strafvollzug!« Er fühlte sich in den wilden Westen des vorigen Jahrhunderts versetzt.
    »Tut mir leid, Monsieur Zamorra«, hatte einer der Beamten erwidert. »Seit Jahren beantragen wir unablässig einen Neubau oder zumindest eine Modernisierung der Einrichtungen. Und regelmäßig heißt es: Ihre Station ist im Haushaltsplan nicht für eine bauliche Neuregelung vorgesehen. Wir haben schon erwogen, selbst ein paar Francs zusammenzuschmeißen und auf eigene Kosten aus diesem Stall ein Gefängnis zu machen, aber soviel Geld können wir privat auch nicht zusammenbringen.«
    Schweigend hatte Zamorra sich auf seiner Pritsche niedergelassen. Das Telefongespräch zum Château Montagne war äußerst kurz gewesen. Immerhin konnte er sich darauf verlassen, daß Nicole die besten Anwälte einschalten würde, die in ganz Frankreich aufzutreiben waren.
    Der Blaster war ebenso wie das Amulett und die Ausweispapiere des Professors einschließlich Taschenmesser und Geldbörse in den Eisenschrank gewandert. Seitdem wartete Zamorra.
    Der angekündigte Wagen, mit dem er nach Paris gebracht werden sollte, war auch am Abend noch nicht da. Dafür waren Verdier und - Nicole Duval eingetrudelt.
    Die hübsche Sekretärin warf einen vernichtenden Blick auf den Agenten, dann berichtete sie: »Er hat tatsächlich die Dreistigkeit gehabt, die Hausdurchsuchung fortzusetzen. Sogar meinen Kleiderschrank hat er durchgestöbert…«
    »Und?« fragte Zamorra mit hinterhältigem Grinsen; das Erscheinen Nicoles hatte seine Stimmung um etliche Grade gehoben. »Hat er deinen Liebhaber entdeckt?«
    Nicole machte ein betrübtes Gesicht. »Ja, leider. Aber nur noch als Skelett.«
    »Schade.« brummte Zamorra. »Ich hätte ihn so gern persönlich kennengelernt. Wer war es denn?«
    »Der Osterhase«, erwiderte das Mädchen mit unschuldigem Augenaufschlag, um darauf sofort wieder ernst zu werden. »Gefunden hat er natürlich nichts…«
    »Weil Sie wahrscheinlich alles verdächtige Material rechtzeitig haben verschwinden lassen«, warf Verdier aus dem Hintergrund ein.
    Das Mädchen hob die schmalen Schultern. »Witzbold«, konterte sie. »Immerhin«, fuhr sie in Richtung Zamorra fort, »hat er die qualmenden Trümmer dieser Kamera eingepackt, um sie untersuchen zu lassen.«
    »Ich kann Ihnen den Befund jetzt schon sagen«, sagte Zamorra. »Made in Russia, Monsieur Verdier.«
    »Sie geben es also zu.«
    »Aber nicht, daß ich für die Sowjetunion arbeite!« gab Zamorra scharf zurück. »Suchen Sie sich einen anderen Dummen.«
    Verärgert schwieg der Agent. Die Polizisten grinsten sich an. Einen Spionagefall hatten sie noch nie zu bearbeiten gehabt; die Angelegenheit brachte etwas Abwechslung in die Routine. Und daß es noch dazu um den berühmten Professor Zamorra vom berühmten Schloß Montagne ging, dem Spukschloß, wie es in der Umgebung auch nach einigen friedlichen Jahren noch immer genannt wurde, machte die Sache noch

Weitere Kostenlose Bücher