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0129 - Die Vampir-Lady

0129 - Die Vampir-Lady

Titel: 0129 - Die Vampir-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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interessanter.
    »Armand Lacroix will den Fall übernehmen.« berichtete Nicole weiter. Lacroix war einer der Staranwälte in Paris, den Zamorra einigermaßen gut kannte. Sie hatten zusammen an der gleichen Universität studiert, zwar in verschiedenen Fachbereichen, aber das war kein Hindernis gewesen, privat des öfteren Sauforgien zu veranstalten. Zamorra dachte oft an jene wilde Zeit zurück, in der er keine anderen Sorgen gehabt hatte als sein gammelndes Studentenleben nach Gutdünken zu gestalten. Es war eine schöne Zeit gewesen, auf ihre Weise fast ebenso aufregend wie seine jetzigen Abenteuer. »Wann kommt eigentlich der Wagen? Wollen die Leute mitten in der Nacht fahren?«
    Verdier erhob sich und kam an die Zelle heran, um sich gegen das Gitter zu lehnen.
    »Den Fehler haben wir einmal gemacht. Nein, es kommt kein Wagen. Das ist uns plötzlich ein bißchen zu gefährlich geworden, nachdem das Fahrzeug mit der Toten sein Ziel nicht erreichte. Ich habe einen Hubschrauber angefordert. Der kann aber erst morgen früh kommen, weil jetzt keine Maschine frei ist.«
    »Okay«, sagte Nicole, warf Zamorra durch das Gitter ein Kußhändchen zu, wandte sich auf dem Absatz herum und steuerte den einzigen bequemen Sessel an, der im Büro stand und eigentlich Privateigentum des Stationsleiters war, welcher sich seinen Dienst etwas gemütlicher gestalten wollte. »Dann bleibe ich bis morgen früh hier.«
    »Häh?« machte der Kommissar überrascht, wenig erfreut über die plötzliche Einquartierung.
    »Bitte, heißt das, das müßten Sie eigentlich gelernt haben, Monsieur«, erwiderte Nicole spitz. »Sie haben ganz richtig gehört. Nebenbei könnten Sie mir eigentlich einen Kaffee kochen.«
    Vor soviel Dreistigkeit kapitulierte der Chef. Und wenn man es genau betrachtete — Nicole war eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges, eine hinreißende Augenweide. Kurz entschlossen stieß er den Dienstplan um.
    »Ich mache heute die Nachtschicht«, erklärte er überraschend.
    »Freuen Sie sich nicht zu früh, Kommissar«, warnte Nicole mit erhobenem Zeigefinger. »Ich bin in festen Händen.«
    Das war dem Kommissar gleichgültig. Er machte sich höchstpersönlich daran, ein Gebräu herzustellen, das so aussah wie Kaffee, dampfte wie Kaffee, aber den Fehler hatte, wie Spülwasser zu schmecken. Tapfer schluckte Nicole das Zeugs und beschloß im stillen, den nächsten Kaffee selbst zu kochen.
    Zur gleichen Zeit gab jemand ein Signal, das nur von wenigen Gehirnen aufgenommen wurde. Und die Sklaven begannen zu handeln.
    Der Abend kam. Draußen dunkelte es. Bis auf den Kommissar und den Abwehragenten verabschiedeten sich die Polizeibeamten. Sie hatten Feierabend.
    Zamorra saß auf seiner Pritsche, wechselte hin und wieder einen Blick mit Nicole und brütete vor sich hin. Er - als Gefangener in einer Zelle! Das war unglaublich.
    Er konnte nicht schlafen.
    Und so war er der erste, der das schabende, eigentümliche Geräusch vernahm.
    ***
    Zamorra hob den Kopf und sah zum Fenster. Doch er erkannte nur noch einen vorbeiwischenden Schatten. Etwas war vorübergeflogen. Ein großer Vogel vielleicht? Oder…?
    Das schabende, kratzende Geräusch wiederholte sich. Der Parapsychologe erhob sich und sah nach draußen. Ein paar Sterne funkelten am Nachthimmel. Zwei schwarze Flecken kreisten flügelschlagend, kamen auf das Gebäude zu, strichen daran entlang. Und wieder kratzte es.
    »Was haben Sie?« fragte der Kommissar, der aufmerksam geworden war. Er trat an die Zelle.
    »Vampire. Sie umkreisen das Gebäude«, sagte Zamorra.
    Der Kommissar schmunzelte. »Vampire… glauben Sie wirklich an solchen Unfug?«
    »Sehen Sie sich die Bestien doch selbst an!« verlangte Zamorra. Er sah, wie der Kommissar zur Tür ging. Mit einem knappen Zuruf stoppte er ihn.
    »Lassen Sie um Gottes willen die Tür zu«, verlangte jetzt Nicole. Sie war in dem bequemen Sessel eingenickt, jetzt aber durch die Unterhaltung wieder erwacht. Verdiers Kopf pendelte von einem zum anderen. Der Agent war müde. Seinen Worten zufolge war er seit drei Uhr nachts unentwegt auf den Beinen gewesen, und Kommissar Blanquets Kaffee war auch nicht geeignet gewesen, müde Gemüter wieder aufzumuntern.
    »Sie können sie durch das Fenster ebensogut sehen.«
    Blanquet, der fast zwei Meter große, hagere Kommissar, hob die Schultern und ging zum Fenster. Da hier keine Zellen zu sichern waren, war es einfaches Glas, von außen durch ein Springrollo geschützt. Dieses öffnete Blanquet jetzt.
    Der

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