0129 - Die Vampir-Lady
Ortsversetzung, mitten durch eine nebelhaf te, graue Sphäre einer fremdartigen Dimension, die menschliche Sinne niemals zu begreifen vermochten…
***
Blanquets Stellvertreter starrte entgeistert auf die beiden Toten. Er war nicht allein gekommen, hatte auch seine Kollegen noch alarmiert. Nunmehr war die Stationsbesetzung wieder komplett. Erfreut war keiner der Beamten.
»Blanquet und Verdier… unfaßbar«, murmelte Gauthier, der Vize. Er sah von Zamorra zu Nicole, vermochte in ihren Gesichtszügen jedoch nicht zu lesen. Dann beugte er sich nieder. Seine Hände glitten über Blanquet hinweg, verharrten plötzlich.
»Bißwunden«, sagte er.
Zamorra kam näher, aufmerksam beobachtet von den anderen Beamten. Die Bißmale am Hals des toten Kommissars waren deutlich zu sehen. Das Amulett hatte ihn wohl erlöst, nicht aber die offensichtlichen Wunden verschwinden lassen.
»Wenn es kein Aberglaube wäre, würde ich sagen, der Mann sei von einem Vampir gebissen worden«, murmelte Gauthier. »Und so kalt, als wäre er seit Tagen tot, nur ist die Leichenstarre noch nicht eingetreten…«
»Sie werden feststellen, daß er und auch Verdier blutleer sind«, warf Zamorra ein.
Gauthier sah ihn an. »Vielleicht«, erklärte er und erhob sich wieder. Er sah sich um, registrierte die Verwüstung. Auch das zerbrochene Fenster entging ihm nicht, dessen Glasscherben nach innen geschleudert worden waren. Blutspuren waren nirgends zu sehen, obgleich der Kampf, den Spuren nach, heftig gewesen sein mußte.
»Ich bin geneigt, Ihnen zu glauben, daß nicht Sie der Mörder sind«, erklärte Gauthier. Eindringlich betrachtete er die geschmolzenen Gitterstäbe. »Das war wohl wirklich ein Überfall von außen. Nur… wie haben Sie das hinbekommen? Oder haben Ihre vermeintlichen Befreier mit einem Schweißbrenner gearbeitet?«
»Befreier?« Zamorra lachte hart auf. »Es hätten meine Mörder werden können. Nein, das Gitter habe ich selbst geschmolzen. Darf ich es Ihnen vorführen?«
Jean Gauthier hob die Schultern. »Bitte, Monsieur Zamorra, ich habe nichts dagegen. Hier ist soviel kaputtgegangen, da kommt es auf ein Gitter mehr oder weniger auch nicht mehr an. Vielleicht bekommen wir jetzt endlich die seit Jahren beantragte Modernisierung.«
Zamorra nahm das Amulett in beide Hände, ohne die Kette zu lösen. Sie war lang genug, ihm genügend Spielraum zu bieten.
Seine Finger glitten über die Symbole, er konzentrierte sich auf den entsprechenden Geistesbefehl. Skeptisch sahen die Polizisten seinem Tun zu. Plötzlich glühten die berührten Gitterstäbe auf und flossen auseinander.
»So war das«, erklärte Zamorra abschließend. Unwillkürlich hielt Gauthier die Luft an, als der Professor das geschmolzene Eisen berührte und anschließend kein Anzeichen einer Verbrennung aufzuweisen hatte. Das Metall war kalt geschmolzen.
»Das ist angewandte Parapsychologie«, brummte der Meister des Übersinnlichen.
»Unfaßbar«, stöhnte Gauthier fassungslos und starrte das Amulett an. »Leiden wir alle an Halluzinationen?« Er ging zu dem Gitter, griff in die entstandene Lücke. Doch da war wirklich nichts mehr.
»Wenn das möglich ist, glaube ich auch an Vampire…« flüsterte er.
Um Zamorras Mund spielte ein knappes Lächeln. »Es waren Vampire, die uns überfielen, Monsieur Gauthier. Zwei. Einer blieb auf der Strecke. Wenn Sie genau hinsehen, können Sie noch etwas Staub auf dem Fußboden vor dem Schrank erkennen. Er fiel meinem Amulett zum Opfer, das sich da noch im Schrank befand. Der andere raubte die Strahlwaffe und verschwand damit. Ich konnte es nicht verhindern, hatte genug damit zu tun, mit Verdier und Ihrem Chef fertigzuwerden, die sich durch die Bisse ebenfalls zu Vampiren gewandelt hatten.«
»Das klingt reichlich fantastisch, Zamorra«, brummte Gauthier, nur zur Hälfte überzeugt. »Was glauben Sie, was meine Vorgesetzten dazu sagen? Und erst die Abwehr…«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte der Professor. »Ich kann Ihnen nur wiederholen, was ich Verdier schon sagte. Ich bin in ein teuflisches Spiel hineingerutscht. Ich habe keine Geheimwaffen für die Sowjetunion entwickelt, und daß die Semjonowa eine Agentin war, weiß ich erst seit gestern. A propos…« Er sah Gauthier an. »Ich rechne mir eine gute Chance aus, die verschwundene Leiche aufzufinden. Sie ist mit absoluter Sicherheit zu einer Vampirin geworden. Ich werde sie finden und in unsere Gewalt bringen. Sie ist meine wichtigste Entlastungszeugin.«
»Und
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