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0129 - Die Vampir-Lady

0129 - Die Vampir-Lady

Titel: 0129 - Die Vampir-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zerflossen, verwischten einfach.
    Craa Dül und die Vampirin Tanja befanden sich nicht mehr in der Wohnung des Dorfplayboys Pierre Lafgarenne…
    ***
    Professor Zamorras Lächeln wirkte etwas verkrampft. Der Enddreißiger hatte sich aus Kommissar Blanquets Getränke-Geheimfach bedient und eine noch halbgefüllte Flasche Cognac Napoleon aufgetrieben. Er hatte für Nicole und sich eingeschenkt und wärmte das Getränk jetzt, den Schwenker mit beiden Händen umfassend, auf eine annehmbare Temperatur vor.
    »Frei bin ich jetzt ja«, brummte er. »Wenigstens für den Augenblick. Eigentlich könnte mich niemand daran hindern, jetzt einfach zu verschwinden.«
    Nicole erwiderte das Lächeln. Sie hatte es geschafft, ihre aufgerissene Bluse einigermaßen zu restaurieren, und nippte jetzt am Cognac. »Und warum tust du es nicht?« fragte sie.
    »Dafür«, erklärte Zamorra langsam, »gibt es mehrere Gründe.«
    Er sah sich in dem großen Büro um. Sein Blick wanderte über die leeren Zellen, über den offenen Schrank, das zertrümmerte Fenster, das beschädigte Mobiliar bis zu den beiden Toten. Das Amulett baumelte am Silberkettchen vor seiner Brust.
    »Erstens«, begann er aufzuzählen und wirkte dabei jetzt tatsächlich wie ein Dozent, der seine Vorlesung abhält, »weiß man nicht nur in der Abwehrzentrale in Paris, daß ich hier wegen Verdacht des Hochverrats und ähnlichem Schnickschnack sitze und morgen - das heißt heute - früh per Hubschrauber abgeholt werden soll.« Lächelnd sah er auf die Uhr. »Das bedeutet, wenn ich verschwinde, ist trotzdem Augenblicke später die Geheimpolizei hinter mir her. Und wen diese Leute suchen, den finden sie auch früher oder später. Zweitens würde eine Flucht nur meine Schuld beweisen. Eine Schuld, die ich überhaupt nicht auf mich geladen habe. Diese Flucht würde mir jede Chance nehmen, den Behörden das Gegenteil zu beweisen. Und drittens«, wieder streifte er Verdier und Blanquet mit einem raschen Seitenblick, »drittens liegen hier zwei Tote. Fliehe ich einfach, klagt man mich auch noch des zweifachen Mordes an. Dann ist nicht nur der militärische Abwehrdienst hinter mir her, sondern auch die Sûreté. Ich werde also hierbleiben und versuchen, mich irgendwie aus der Schlinge herauszuwinden.«
    »Und wie willst du das machen?« fragte Nicole und setzte den halbgeleerten Schwenker ab.
    Zamorra sah zu Boden.
    »Diese Tanja Semjonowa ist die Schlüsselfigur«, überlegte er. »Sie wurde von Vampiren überfallen, soviel ist klar. Wer die Vampire tötete, weiß ich nicht, aber, daß die anscheinend Tote auf dem Transport nach Paris ausbüchste und dabei noch ihre beiden Fahrer anstelle der Trinkmilch verwertete. Das heißt, sie muß irgendwo sein, und zwar als Vampirin. Ich muß sie in meine Gewalt bringen, und zwar lebend. Nur sie kann bezeugen, was wirklich geschah, kann erklären, daß ich unschuldig bin.«
    »Einmal abgesehen davon, ob du sie ausfindig machen kannst«, schränkte Nicole seinen aufkeimenden Optimismus wieder ein. »Wer sagt dir denn, daß sie sich erstens von dir gefangennehmen lassen wird und zweitens vor Gericht für dich aussagt?«
    »Ich werde sie dazu zwingen«, erwiderte Zamorra ernst.
    Dann erhob er sich und schritt zum Telefon. Er blätterte kurz im Register und fand den Anschluß von Blanquets Stellvertreter. »Erfreut wird der Mann nicht sein, wenn ich ihn aus dem Bett klingele, aber es muß wohl sein«, murmelte er und tastete die Nummer in das Gerät…
    ***
    Die drei russischen Agenten versuchten es auf die ganz einfache Art. Nichts ist einfacher für einen Geheimagenten, als eine Landesgrenze dort zu überqueren, wo niemand es von ihm erwartet.
    Kapitän Unjankin und seine beiden Untergebenen hatten unterwegs zwei Fahrzeugwechsel vorgenommen und näherten sich jetzt der Grenzstation Neuf-Brisach/Breisach, in unmittelbarer Nähe Colmars und Freiburgs. Bis zur Autobahn war es dann auch nicht mehr weit…
    Sie waren das, was sie auch bei der Einreise in Frankfurt gewesen waren - Mitarbeiter der Universität von Leningrad, die statt per Flugzeug mit dem Auto nach Frankreich entsandt worden waren. Ihre Pässe waren in Ordnung, nun, viel konnte eigentlich nicht passieren. Und sobald sie die Bundesrepublik durchquert und die DDR-Grenze hinter sich gebracht hatten, waren sie ohnehin in Sicherheit.
    Der Wolga-GAZ 24 war den Zollbeamten diesseits und jenseits der Grenze noch von der Durchreise vor ein paar Tagen bekannt. Ein russisches Fahrzeug war ja

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