013 - Das MAFIA-Experiment
schlangenhaften Klang. »Unsere Lösung des Problems muss schnell und muss endgültig sein. Ich hoffe, Sie verstehen, was ich meine!«
Bei Nergaard schrillten alle Alarmglocken. Er hatte sofort begriffen, was ›The Viper‹ meinte: Also trafen seine schlimmsten Befürchtungen bereits zu!
Bei dem Wissenschaftler dauerte das etwas länger. Doch dann fiel auch bei ihm der Groschen.
»Umbringen? Sie wollen Nergaard umbringen?«
»Ich würde es nicht umbringen nennen. Es ist doch nur eine Kopie, entstanden aus Daten und Energie. Das Original sitzt drüben im Labor A. Wir müssen nur eine Kopie beseitigen, einen Irrtum korrigieren, mehr nicht.«
»Kopie oder nicht Kopie, da in der Zelle sitzt ein Mensch aus Fleisch und Blut, egal, wie er entstanden ist.« Die Stimme des Wissenschaftlers zitterte deutlich. »Nein, Parisi, dazu gebe ich mich nicht her. Das können sie nicht mit mir machen.«
»Sie wissen gar nicht, was ich alles mit Ihnen machen kann«, erwiderte Parisi kalt. »Und wenn Sie nicht mitspielen wollen, es gibt genügend andere, die gern mitmachen, wenn sie nur Ihren Job dafür bekommen. MAFIA ist nicht auf Sie angewiesen. Denken Sie dran. Sie könnten auch ganz leicht diese Kopie dort drinnen auf ihrer letzten Reise begleiten. Aber machen Sie sich nur nicht in die Hosen, die Drecksarbeit mache ich schon selbst. Sie sollen mir nur dabei helfen, die Überreste unauffällig hier heraus zu bekommen.«
»Aber Mord ist doch Mord, damit will ich nichts zu tun haben, auch nicht als Ihr Helfershelfer. Das können Sie einfach nicht von mir verlangen.«
»Doch, ich kann! Schluss jetzt mit dem Gejammer. Los, geben Sie mir jetzt den Zellenschlüssel und warten Sie hier, bis ich die Sache erledigt habe.«
*
»Na, warte, du falsche Schlange, so einfach erledigst du mich nicht«, knurrte Nergaard, der mit wachsender Erregung dem Disput zugehört hatte. Hastig zog er seine Werkzeuge aus dem Innern der Com-Box, schraubte schnell den Deckel auf und verstaute Klemmen und Minischrauber wieder in seinem Schuh. Dann schaute er sich in seiner Zelle um auf der Suche nach einer Falle, die er Parisi stellen konnte. Ihm blieb nur noch wenig Zeit, gleich musste sein Mörder hier sein. Aber der Raum bot kaum eine Möglichkeit für sein Vorhaben.
Dann hatte er eine Idee. Schnell rückte er den Stuhl unter das Lüftungsgitter der Klimaanlage, das sich ganz oben unter der Decke an der Rückwand des Raumes befand. Er stieg auf den Stuhl und zwängte seine Fingerspitzen in die Ritzen der Abdeckung. Er zog. Es ging nicht, das Gitter saß zu fest. Sein Puls raste in die Höhe. Er wusste, dass er keine Zeit mehr hatte und dies war seine letzte Chance. Tief zog er die Luft ein und konzentrierte sich. Dann versuchte er es noch einmal, wandte alle Kraft an, die er bei solch einer kleinen Angriffsfläche einsetzen konnte. Seine Fingernägel brachen, aus den Nagelbetten quoll Blut hervor und ein höllischer Schmerz durchzuckte seine Finger. Nur mit Mühe konnte er einen Schmerzensschrei unterdrücken.
Mit einem Knirschen bog sich die linke obere Ecke der Abdeckung ein wenig aus der Wand. Blitzschnell fasste Nergaard nach und zog mit aller Kraft. Das Gitter löste sich weiter aus der Wand. Kalk rieselte herab. Schließlich hing es, nur noch an der rechten unteren Ecke mit der Wand verbunden, lose herab. Der Survival-Spezialist stieg vom Stuhl und platzierte seinen Schuh so neben diesem auf dem Fußboden, dass es aussah, als habe er ihn verloren, als er sich in den Luftschacht zwängte.
Seine einzige Hoffnung war, dass Parisi in seiner ersten Verblüffung nicht gleich bemerken würde, dass die Öffnung viel zu klein war, als dass sich ein Mann von Nergaards Größe dort hätte hindurch zwängen können. Ein kurzes Zögern des Mannes, der ihn umbringen wollte, wäre ihm Chance genug.
Im Gang waren Schritte zu hören. Das konnte nur Parisi sein. Der gab sich natürlich keine Mühe, leise zu sein. Er wähnte sein Opfer ahnungslos. Schnell drückte sich Nergaard hinter der Tür eng an die Wand. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss. Dann ein leise zischendes Geräusch. Das musste die Chipkarte gewesen sein, die durch den Leseschlitz gezogen wurde. Jetzt nur noch der Printleser, dann würde sich die Tür öffnen. Der Survival-Spezialist hielt den Atem an.
Die Tür öffnete sich. Gleich musste der eintretende Parisi das herausgerissene Gitter an der Rückwand sehen.
»Merda!«, hörte der verdoppelte Nergaard den Eintretenden auf
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