013 - Das MAFIA-Experiment
ihr beiden Streithähne. Lasso, lassen Sie Felicitas jetzt hier und verschwinden Sie. Warten Sie in Felicitas Zimmer, bis ich Sie rufe!«
Dann wandte er sich dem Dürren zu: »Sie brauche ich hier, Rosario. Führen Sie Protokoll. Aber nur zu meinen Händen, höchste Geheimhaltungsstufe.« Er wartete, bis der Veterinär das Zimmer verlassen hatte und schaute dann die anderen Anwesenden der Reihe nach an.
»So, Parisi«, sagte er schließlich. »Legen Sie los!«
*
Das, was Nergaard jetzt zu hören bekam, versetzte ihn noch mehr in Unruhe. Enzo Natto berichtete, dass man das Computerprotokoll ausgewertet, aber keinerlei Fehler gefunden habe. Er, Nergaard, sei demnach erfolgreich gescannt und die Daten gespeichert worden. Als der Datenträger per Transmitter an Labor B geschickt worden war, war am Versandort der Desintegrator angelaufen und hatte den Original-Nergaard in seine Atome zerlegt.
Der Survival-Spezialist erschauerte bei diesem Teil von Nattos Bericht. In Atome zerlegt , dachte er. Tot, ich war tot. Bin ich jetzt immer noch tot, oder was bin ich? Ich denke, ich fühle, also kann ich doch nicht tot sein!
Dann aber, so berichtete Natto weiter, war etwas Außerplanmäßiges passiert. Nach einer unmessbaren Zeitspanne war Nergaard wieder da, so, als hätten ihn die ungeheuren Energien doch nicht aufgelöst. Aber das Computerprotokoll zeigte keinen Fehler. Niemand konnte erklären, was passiert war.
»Wenn es nicht völlig unmöglich wäre, könnte man fast annehmen, irgendwer hätte von außen in den Prozess eingegriffen. Aber das ist völlig absurd, es gibt auf dieser Welt niemanden, der das könnte. Und dann kam die Meldung aus Labor B, dass Nergaard dort erfolgreich rekonstruiert worden war und mir wurde langsam klar, dass wir … dass wir damit ein gewaltiges Problem haben würden: Zwei völlig identische Nergaards nämlich.« Unsicher sah er dabei den Survival-Spezialisten an.
»In der Tat: Ein gewaltiges Problem sogar«, nahm Parisi den Faden auf. »Wenn die UNO oder ein anderer Konzern dahinter kommt, dann gnade uns Gott. Die hängen uns glatt ein Verfahren wegen verbotener Klonexperimente an.«
»Aber wir haben doch gar nicht geklont«, warf Volpone ein.
»Nicht?«, meinte Parisi rhetorisch. »Wir haben nun einmal zwei identische Personen, sogar die Kleidung die getragene Ausrüstung: Alles identisch und jetzt zweimal vorhanden. Viel identischer als herkömmlich geklonte Wesen. Und außerdem praktisch ohne Zeitverlust. Das ist der Supergau, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben. Wie wir dazu gekommen sind, dass es sozusagen ein Unfall war, danach fragt doch letztlich niemand. Hauptsache, die können uns was anhängen, dann machen die uns fertig. Sie wissen doch genau, Don, dass wir bei der Konkurrenz nicht gut angesehen sind. Die tragen uns doch immer noch unsere Vergangenheit nach.«
Und unsere Gegenwart auch , dachte Nergaard ketzerisch, dem die durchaus nicht gerade zimperlichen Praktiken seines Arbeitgebers, vor allem bei der Informationsbeschaffung, durchaus bekannt waren.
»Und wie können wir das Problem lösen?«, fragte der Don. »Was schlagen Sie vor, Parisi?«
Der so Angesprochene dachte sichtlich nach. Sein Blick blieb an Nergaard hängen. »Kann ich Sie unter vier Augen sprechen, Don?«, fragte er schließlich bedeutungsschwanger.
*
Nergaard war mehr als beunruhigt, seit Volpone ihn, Natto und auch seinen Privatsekretär aus dem Raum geschickt und speziell noch ihn gebeten hatte, sich wieder in das Labor zu begeben und dort auf weitere Anweisungen zu warten. Er konnte sich denken, dass das Vieraugengespräch zwischen Parisi und dem Don hauptsächlich ihm und seinem Doppel galt. Er war erfahren genug, um den letzten Blick Parisis richtig zu deuten. Der hatte nichts Gutes zu bedeuten. Er wusste genau, zwei Nergaards war einer zuviel. Einer der beiden musste verschwinden. Aber welcher von beiden? Das würden jetzt Parisi und Volpone unter sich ausmachen.
Nergaards Gedanken kreisten immer weiter. Er war so in Gedanken versunken, dass er die schwarze Katze überhaupt nicht wahrnahm, die mit ihm in den Lift geschlüpft war und jetzt mit ihm in die Unterwelt des Labors fuhr.
*
Der andere Nergaard saß derweil in seiner Zelle in Laborkomplex B von MAFIA, etwa 800 Meter von seinem Original entfernt und blies Trübsal. Ihm war nicht bewusst, dass er nicht der Original-Nergaard war. Er wusste nur, er war Max Nergaard, Survival-Spezialist bei MAFIA. Er wusste, dass
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