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013 - Draculas Liebesbiss

013 - Draculas Liebesbiss

Titel: 013 - Draculas Liebesbiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Ratten
zur Seite, die sich aus dem Berg von Unrat und Altpapier den beiden Menschen
näherten. Sie zeigten nicht die geringste Scheu. »Verdammtes Viehzeug«, knurrte
der Beamte von Scotland Yard.
    Callaghan schien diese Dinge gar
nicht mitzubekommen. Er stand vor der Truhe und starrte in das dunkle Innere.
Der Gedanke, daß hier ein rätselhaftes und unter Umständen gefährliches
Requisit aus einer fernen Zeit gelegen hatte – ergriff beinahe übermächtig von
ihm Besitz.
    Die Stimme Tacks riß ihn in die
Wirklichkeit zurück.
    »… eines verstehe ich nicht,
Callaghan: Es ist doch kaum anzunehmen, daß Sie hier auf mich warteten, nur um
sich zu vergewissern, ob der Umhang des legendären Grafen Dracula noch
vorhanden ist oder nicht? Was hätten Sie davon?«
    Die Blicke der beiden Männer
trafen sich.
    »Mein Hiersein hat noch einen
anderen Grund«, entgegnete der Journalist mit dumpfer Stimme. In der Dämmerung
leuchtete sein Gesicht weiß wie eine Mondscheibe. »Ich weiß, daß Richmond
Tagebuch über die Kunden führte, die sich speziell für den Umhang
interessierten.«
    Tacks Lippen wurden hart. »Gibt
es eigentlich etwas, das Sie mal nicht wissen, Callaghan?«
    Der Gefragte grinste. »Das bringt
mein Beruf eben so mit sich, Inspektor. Mehr noch als der Ihre. Und ich habe
zudem den Vorteil, mich nicht an Dienstvorschriften halten zu müssen. – Haben
Sie bei Ihren Recherchen ein solches Buch gefunden, Tack?«
    »Nein. – Außerdem muß ich
hinzufügen, daß die Untersuchungen hier im Haus noch nicht abgeschlossen sind.«
    »Dann sollten wir das Versäumte
schnellstens nachholen. Je rascher wir auf einen Hinweis stoßen, desto besser.«
    Tack begriff die letzten Worte
des Journalisten nicht. »Wie meinen Sie das, Callaghan?«
    Der Zeitungsmann trat einen
Schritt vor. Quiekend huschte eine Ratte zwischen seinen Füßen davon und
verschwand raschelnd unter einem Berg von Kisten. »Seit ich weiß, daß Richmond
ein Originalkleidungsstück Draculas in seinem Besitz hatte, habe ich mich
eingehend mit der einschlägigen Literatur, die dieses Phänomen behandelt,
beschäftigt. Ich bin auf Dinge gestoßen, die einem das Gruseln lehren.
    Wenn wir nicht schnellstens den
Mann finden, dem der Umhang so viel wert war, daß er einen Mord dafür
riskierte, dann wird es in London und Umgebung in der nächsten Zeit zu
schrecklichen Vorfällen kommen. Ich fürchte, wir werden dann mit Dingen
konfrontiert, die nicht mehr in unsere Zeit passen und die über unseren
Verstand gehen …«
     
    ●
     
    Ein Hinterhaus in der Meard
Street im Stadtteil Soho.
    Schmale, dunkle Gassen, eine Bar,
ein Striptease-Lokal neben dem anderen. Dunkel glühende Lichtreklamen
durchbrachen kaum die zähe Nebelwand, die wie festgewachsen in den Gassen lag.
Die Menschen waren nur Schemen, kaum wahrnehmbar.
    Im oberen Stockwerk des Hauses
Nr. 47 waren sämtliche Vorhänge zugezogen. An der Decke des kleinen Wohnzimmers
mit den schrägen Wänden hing eine nackte Glühbirne und spendete einen
erbärmlichen Schein. Der Bewohner der heruntergekommenen Räumlichkeiten war ein
gewisser Vincent Rope.
    Er ging in seinem Zimmer auf und
ab, blieb hin und wieder stehen und warf einen Blick auf den dunklen, seidig
schimmernden Umhang, der über einer Stuhllehne hing.
    Ein tiefer Atemzug hob und senkte
die Brust des alleinlebenden Mannes. Rope war blaß. Er hatte seit Tagen keinen
richtigen Schlaf gefunden. Seine wie im Fieber glänzenden Augen lagen in
schwarzumränderten Höhlen.
    Unter dem kleinen, schmutzigen
Fenster stand ein klobiger Küchentisch. Die weiße Farbe blätterte an vielen
Stellen ab. An der Wand über dem Tisch befand sich ein
selbstzusammengebasteltes Regal. Ein einfaches Brett mit einer Folie überzogen.
Darauf mehrere alte Bücher, an denen zum Teil der Buchrücken fehlte.
    Auf dem Tisch stand ein
Trinkglas, ein länglicher Behälter, der an ein Reagenzfläschchen erinnerte.
Darin befand sich eine vollkommene klare Flüssigkeit.
    Es war alles vorbereitet. Doch
Rope zögerte noch. Er hatte sich zu intensiv mit den Dingen beschäftigt und
wußte, welche Gefahr er heraufbeschwor.
    Wie in Trance näherte er sich dem
Stuhl, und seine bleichen, knochigen Finger strichen beinahe zärtlich über den
dunklen Umhang, während sein Blick auf die Seiten des am oberen Tischende
liegenden aufgeschlagenen Buches fiel. In alter, verschnörkelter Schrift auf
vergilbten Blättern stand ein kaum noch lesbarer Text, und schwach nur waren
die Zeichnungen und

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