0130 - Der Unheimliche aus Lemuria
hatte er das kurze Intermezzo nicht wahrgenommen, das sich in seinem Rücken abgespielt hatte -oder wollte es nicht wahrnehmen. Vor ihm glitt wieder eine Irisblendentür auf und gab den Blick in eine Art Operationsraum frei.
Einer der beiden Kristallmänner lud sich die zusammengesunkene Nicole einfach wie einen Sack über die Schulter und spurtete los. Trotz des Aufenthaltes betrat er nur eineinhalb Sekunden nach Draahn, dem Herrscher von Lemuria, den neuen Raum und zeigte dabei nicht einmal Atemnot, obwohl er mit der Last auf seinen Schultern hundertfünfzig Meter Korridor in knapp sieben Sekunden zurückgelegt hatte. Übermenschliche Kräfte steckten in diesen umstrukturierten Körpern, die einmal Menschen gewesen waren und sich jetzt als nahezu unverwundbar zeigten.
Nicole stöhnte nur noch dumpf. Zum Schreien reichten ihre Kräfte nicht mehr, die sich in dem verzweifelten Kampf gegen die beiden Kristallmänner erschöpft hatten. Die fünf anderen waren zurückgeblieben.
Nicole sah sich gehetzt um. Es war tatsächlich eine Art Operationsraum, in dem wieder jenes unheimliche, schattenlose Licht vorherrschte, das hier aber nicht von sieben Kerzen, sondern einem blauroten Energiekristall gespendet wurde, der frei im Raum schwebte. Andere, faustgroße Kristalle lagen in einer golden schimmernden Schale.
Nicole entsann sich ihres Aufenthaltes in dem Dämonen-Raumschiff. [3]
Damals war es ihr erschienen, als reiche das Innere des Dimensionenschiffes in eine andere Welt, eine andere Daseins-Sphäre hinein, als sei es innen erheblich größer als außen, so widersinnig diese Annahme auch war. Doch hier - hier war alles anders, wirkte wie von Menschenhand konstruiert…
Die kleinen Kristalle zogen ihre Aufmerksamkeit magisch an. Das waren sie, jene teuflischen Dinger, die in menschlichen Schädeln die Gehirne ersetzen sollten.
Der Kristallmann, der sie geschleppt hatte, legte sie jetzt auf einen OP-Tisch. Seine Hand strich über den Verschlußsaum ihrer schwarzen Kombination und legte ihren Oberkörper frei. Im nächsten Moment schlossen sich Metallspangen um ihre Hand- und Fußgelenke, und von Greifarmen wurde ihr Kopf angehoben.
Genau passend, um die Schädeldecke abzuheben!
Nicole schrie nicht mehr, hatte nicht mehr die Kraft dazu. Nur noch ein hilfloses Flüstern kam über ihre Lippen.
»Warum - bei Gott, warum das…?«
Ihr Bezwinger sah sie starr an. Seine Augen wirkten tot und glanzlos.
»Wir besitzen ein einziges Handicap. Unsere Herzen sind nicht wandelbar, können in ihrer Struktur nicht geändert werden. Deshalb bleiben sie verwundbar. Doch die nächste Generation wird diesen Fehler nicht mehr besitzen, weil sie natürlich entsteht - geboren wird, und du wirst der erste Schritt dieses Experimentes sein, wirst die erste Frau sein, die umgewandelt wird, um…«
»Ich will nicht…«, flüsterte Nicole hilflos und heiser.
Meegh Draahn rührte sich nicht.
Der Kristallmensch war zum Leiter der Aktion geworden und gab seinem Leidensgefährten Anweisungen.
»Klar zum Blutaustausch. Anschließen und vorbereiten zum Vereisen der Lymphgefäße.«
Nicoles Augen waren geweitet. Sie konnte ihren Kopf nicht mehr bewegen, spürte nur, wie eine Kanüle in ihren Oberarm stieß, zielsicher eine Vene fand. In einem transparenten Behälter brodelte eine schwarze Flüssigkeit - Dämonenblut…!
Und ein seltsames, düsteres Gerät fuhr heran, legte sich über ihre Brust. Irgendwo begann ein Aggregat hell zu summen.
Es ist soweit, dachte sie und wurde plötzlich ganz ruhig. Adieu, Nicole. Das Leben war schön…
***
Colonel Balder Odinsson und Peter Wilford ergänzten sich prächtig. Nachdem der stellvertretende Hafenmeister, auf dem zur Zeit die gesamte Last der Verantwortung ruhte, seinen ersten Schock überwunden hatte, entwickelte er sich zu einem hervorragenden Organisator und wurde zusammen mit dem Colonel zu einem rasch eingespielten Team.
Evakuierung des Hafens!
Nach einer Viertelstunde hatte sich kein Mensch mehr im gefährdeten Bezirk aufzuhalten!
Es klappte. Eiskalt beschlagnahmte Wilford jedes Fahrzeug und setzte es ein. Sieben Schiffe erhielten die Anweisung, so rasch wie möglich auszulaufen, weil das einfacher war, als die Hammelherde von Leuten von Bord zu holen. Bei zwei anderen Frachtern war das unmöglich, deren Restbesatzung die Schiffe nicht mehr in Fahrt bekam, da der Großteil der Besatzung Landurlaub hatte. Hier wurden die Matrosen abgeholt.
Odinsson organisierte Schutzanzüge und
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