0130 - Mr. Mondos Monster
das Grau der Morgendämmerung, und ich sah, wie die feuchten Nebelwolken innerhalb der Lichtlanzen umherwallten.
Der Typ, der seine Anweisungen gegeben hatte, blieb auf der Treppe zurück.
Für mich eine gute Chance.
Ich setzte in diesem Augenblick alles auf eine Karte, verließ meine Deckung und lief auf den Mann zu.
Er sah mich und nahm eine gespannte Haltung an. Er sah aber nicht meine Beretta, die ich in der Hand hielt, weil ich den rechten Arm eng an den Körper gepreßt hatte.
Bevor er irgend etwas unternehmen konnte, stand ich neben ihm.
Und dann schaute er in die Mündung der Waffe.
Der Mann erstarrte.
Ich lächelte ihn kalt an. »Okay, Freund, du kannst es dir aussuchen. Willst du Ärger, oder kommen wir friedlich miteinander aus?«
»Friedlich«, sagte er.
»Um so besser.«
»Wo steckt Mondo?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ich dachte, wir hätten uns geeinigt?«
Er verzog das Gesicht. »Ehrlich, ich weiß es wirklich nicht. Es gab Alarm, und dann tritt automatisch ein Plan in Kraft, das ist alles. Sie müssen mir glauben.«
Das nahm ich ihm sogar ab. Trotzdem konnte er etwas für mich tun. »Wie komme ich in den Keller?«
Er deutete dorthin, woher ich gekommen war.
»Nein, ich will einen anderen Weg nehmen.«
Der Pfleger wollte anfangen zu lügen, doch als er meinen Blick sah, änderte er seine Meinung. »Wir müssen aber um das Gebäude herum.«
»Das ist mir egal. Los jetzt. Denken Sie immer daran, was ich in der Hand halte.«
»Ist ja nicht zu übersehen.«
Wir hatten bisher nicht im Licht des Scheinwerfers gestanden und wollten auch während unseres kleinen Spaziergangs nicht in den Strahl geraten.
Das sagte ich dem Pfleger mit deutlichen Worten.
»Schon klar«, meinte er.
Wir verließen die Treppe. Der Rasen dämpfte unsere Schritte bis zur Geräuschlosigkeit. Hintereinander marschierten wir her. Der Pfleger hatte seinen Kopf in den Nacken gezogen. Ich sah seine gewaltigen Oberarmmuskeln. Er hatte bestimmt Routine darin, widerspenstige Typen zur Räson zu bringen.
Wir durchquerten eine kleine Mulde, die uns der Sicht vom Haus her entzog.
Dann erreichten wir einen schmalen Weg, der im Bogen unter den Ästen einer alten Platane herführte und auf die Rückseite des Gebäudes hinlief.
Ich sah auch ein Hinweisschild, das für die Proviant- und Materialfahrer gedacht war.
Der Weg endete auf einem kleinen Platz, wo die Wagen abgeladen werden konnten.
Eine Außentreppe führte zu einer Kellertür hinunter.
»Da müssen Sie rein«, sagte der Pfleger.
»Okay, Sie gehen vor!«
Er zögerte noch. »Haben Sie sich überhaupt Chancen ausgerechnet?«
»Das lassen Sie mal meine Sorge sein.«
»Ich meine ja nur.« Er trottete los.
Seinen Kopf hielt er gesenkt, es schien, als hätte er aufgegeben.
Ich war vorsichtig. Und gut, daß ich achtgab, denn kaum hatte der Knabe die dritte Stufe erreicht, da wirbelte er auf der Stelle herum und griff mich trotz der Beretta an.
Eiskalt zog er seine rechte Faust von unten nach oben hoch, wollte mir die Waffe aus der Hand hämmern, doch mein Fuß war schneller.
Er traf ihn wie ein Rammbock.
Der Kerl riß die Arme hoch, als wollte er mit den Fingern den Himmel greifen, was ihm natürlich nicht gelang. Dafür stürzte er die Treppe hinunter.
Es war ein schwerer Fall, und ich hatte wirklich Angst, daß er sich etwas brechen würde, doch meine Befürchtung bewahrheitete sich nicht. Er hockte stöhnend auf dem Boden und wischte sich einen schmalen Blutstreifen von der Oberlippe.
»Das hätten Sie sich sparen können«, fuhr ich ihn an. »Hoch jetzt!«
Er stützte sich an der Mauer ab und kam jammernd auf die Beine.
Ich deutete mit der freien Hand auf die Holztür. »Da hinein!«
Er mußte erst einen Schlüssel hervorholen, mit dem er aufschloß.
Er verschwand in einem stockdunklen Keller, und ich blieb immer hinter ihm.
Gerade als ich den Keller betrat, hörte ich Schüsse. Dem Klang nach mußten sie vor der Anstalt aufgepeitscht sein. Es war kein dumpfes Wummern, sondern ein trockenes Bellen, wie bei einer Beretta.
Sollte ich Unterstützung bekommen haben?
Freiwillig knipste der Pfleger das Licht an. Eine trübe Birne erhellte den Keller.
Hier lagerten wirklich Vorräte. Ich sah auch eine Rutsche, wie man sie für Bierfässer benutzt, wenn diese nach unten gerollt werden. Sie endete vor einem Fensterschacht.
Ohne daß ich ihn extra dazu auffordern mußte, setzte der Mann seinen Weg fort. Wir passierten gewaltige Holzkisten und auch Kartons,
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