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0131 - Druiden-Rache

0131 - Druiden-Rache

Titel: 0131 - Druiden-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hat er nach meinem Rausschmiß nichts Eiligeres zu tun gehabt, als im Hotel anzurufen…«
    »Das werden Sie mir näher erklären.« verlangte Youenn.
    »Zuerst versuchen Sie doch mal, diesen Darryl zu erreichen«, empfahl Zamorra. »Als Schriftsteller wird er wahrscheinlich Telefon haben.«
    »Den Gefallen tue ich Ihnen auch noch«, brummte der Inspektor. Er begann, im Telefonbuch zu suchen. Nach kurzer Zeit hielt er inne. »Gyulan Darryl? Moment.«
    Er wählte. Minutenlang regte sich nichts, dann meldete sich der Schriftsteller.
    »Zamorra? Natürlich kenne ich den. Ein Spinner, glaubt an Dämonen und ähnlichen Blödsinn. Ein Professor glaube ich. Franzose auf jeden Fall.«
    »Sind Sie gestern abend mit diesem Zamorra zusammengewesen, und wenn ja, wo und wann genau?«
    Aus dem Lautsprecher klang ein kurzes Husten. »Wir waren im ›Devil's Hand‹, hatten uns rein zufällig draußen getroffen. Er ist Ausländer und fragte mich, ob ich ihm etwas über den Ort, die Landschaft und die Leute hier erzählen wollte. Hm, das muß so in der Zeit von - warten Sie, Inspektor - zwanziguhrdreißig bis kurz vor zweiundzwanzig Uhr gewesen sein. Dann feuerte uns der Keeper raus, weil dieser Zamorra mit seinem blödsinnigen Gefasel von Druiden und Dämonen die ganzen Gäste rebellisch machte.«
    Youenn runzelte überrascht die Stirn und warf Zamorra einen nachdenklichen Blick zu. »Können Sie das beeiden? Dieser Professor Zamorra steht nämlich unter Mordverdacht. Zeugenaussagen zufolge hat er in der fraglichen Zeit am Strand einen Mann erdolcht.«
    Das Telefon übertrug Darryls trockenes Lachen. »Das ist aber lustig… nein, das kann ich beeiden. Wir waren von zwanzig Uhr dreißig bis kurz vor zweiundzwanzig Uhr im Pub.«
    »Danke, Mister Darryl. Bitte halten Sie sich als Zeuge zur Verfügung, wir werden noch ein eingehendes Protokoll aufnehmen.«
    Klick.
    »Interessant«, murmelte Youenn. »Jetzt steht also Aussage gegen Aussage.« Er hob den Kopf, als sich die Tür öffnete und Nicole eintrat. Sie sah blaß aus, hatte offensichtlich schlecht oder überhaupt nicht geschlafen. Zamorra sprang auf, ging ihr entgegen und umarmte sie.
    Youenn unterbrach die Begrüßung.
    »Mademoiselle Duval, wo befanden Sie sich gestern abend in der Zeit von zwanzig bis zweiundzwanzig Uhr?«
    Etwas unmutig beantwortete Nicole die Frage und verlangte anschließend nach einem Frühstück.
    »Das ist schon unterwegs. Daß Ihr Franzosen immer nur ans Essen denken müßt…« murmelte Youenn. »Wollen Sie immer noch telefonieren, Zamorra?«
    Der nickte.
    ***
    Gyulan Darryl gehörte wie Davyd Portridge nicht zu den Frühaufstehern. Der Wirt vom »Devil's Hand«, war quasi dazu gezwungen, bis zum Mittag zu schlafen, wenn er wenigstens ein paar Stunden Nachtruhe haben wollte; das brachte sein Betrieb eben mit sich. Bei Darryl war es der innere Lebensrhythmus. Der Schriftsteller war ein Nachtmensch, der die späten Stunden nutzte, um seiner Fantasie freien Lauf zu lassen, dafür morgens aber gern lange an der Matratze horchte. Da er hauptberuflich schrieb, konnte er sich diese Angewohnheit leisten. Niemand schrieb ihm vor, zu welcher Tages- oder Nachtzeit er sich an die Schreibmaschine setzte und sein tägliches Zehn-Seiten-Durchschnittssoll herunterhackte. Darryl schrieb Gruselromane, war damit ziemlich erfolgreich und konnte einigermaßen gut davon leben. So gut immerhin, daß er keiner anderen Tätigkeit nachzugehen brauchte, und die Erzählungen der Einwohner von Pwllheli, die vordringlich Gespenstergeschichten aus der guten alten Zeit behandelten, waren ein geradezu unerschöpflicher Themenvorrat. Wales war reich an Spukgeschichten, und Darryl nützte das aus.
    Ihn als Langschläfer verdroß es besonders, am frühen Morgen von der Polizei aus dem Bett telefoniert zu werden. Als er hörte, um was es ging, wurde er allerdings ziemlich schnell munter.
    »Blödsinn«, murmelte er, als er aufgelegt hatte. Zamorra ein Mörder? Er kannte den Parapsychologen zwar erst knappe zwei Stunden, aber wenn er sich auf seine Menschenkenntnis verlassen konnte - und er hatte keinen Grund, daran zu zweifeln, hatte sie sich doch immer wieder als gut erwiesen -, dann war Zamorra kein Mördertyp. Ganz im Gegenteil. Das Lustigste dabei war die Zeit. Nein, da mußten sich diese Trottel schon etwas anders einfallen lassen.
    Gyulan Darryl konnte denken. Er brachte die Geschehnisse im Pub mit der Mordanklage in Verbindung. Jemandem war sauer aufgestoßen, daß Zamorra, der

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