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0131 - Königin der Wölfe

0131 - Königin der Wölfe

Titel: 0131 - Königin der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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flachen Hand auf den Bretterboden. »Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns.«
    »Wohin?«
    »Keine Ahnung. Aber Fahrten mit dem Güterzug dauern eben immer lange.«
    Das war die richtige Philosophie. Ich nahm seinen Vorschlag an und ging zu ihm. Auf halbem Wege fuhr der Zug an. Das geschah ruckhaft. Ich hatte nicht damit gerechnet, nahm den Stoß zurück voll und den vor auch – danach lag ich lang und fiel sogar halb auf den Penner.
    »So habe ich die Einladung auch nicht gemeint.«
    Aus der dunklen Ecke erscholl ein geiferndes, unsympathisches Lachen. »Bist wohl nicht vom Fach, wie?«
    Ich rappelte mich hoch und nahm neben dem anderen Platz.
    »Nein.«
    »Mach dir nichts draus. Ali meckert immer so komisch. Ich kann ihn auch nicht in meiner Nähe haben, deshalb muß er immer in der Ecke sitzen.«
    »Schnauze.«
    Jetzt lachte der andere. »Ich bin übrigens Paul. Paul, den Penner, nennt man mich.« Er strich über seinen dicken Bauch, der wie eine Kugel vorstand. »Früher habe ich bei Leyland am Band gearbeitet, aber die Maloche schmeckte mir nicht, da bin ich dann auf Reisen gegangen.«
    »John!« stellte ich mich vor.
    Paul schaute mich an. Eine Fuselfahne wehte mir entgegen. Sein Gesicht war in dem Bartgestrüpp kaum zu erkennen. »Hast du keinen Kampfnamen?«
    »Nein.«
    »Komisch.«
    »Der taugt nichts«, meldete sich Ali aus der Ecke. »Ehrlich, Paul, das ist einer, der mir nicht gefällt.«
    »Halt du dich da raus – kriegst auch keinen rein.«
    »Ich kann ja wieder abspringen«, versuchte ich zu schlichten. Sie sollten sich wegen mir nicht in die Wolle kriegen.
    »Unsinn«, sagte Paul. »Ali hat heute wieder seinen beschissenen Tag. Der ist nun mal so. Mach’s dir bequem.«
    Paul machte es mir vor; er legte seine Hände gefaltet über den Bauch und schloß die Augen. Er war innerhalb von einer Minute eingeschlafen und schnarchte dabei.
    Ich aber blieb wach. Ich schloß die Augen nur halb und dachte an die Zukunft. Jetzt hockte ich in einem Güterwagen, dessen düsteres Inneres mir wie eine rollende Zelle vorkam. Ich hörte das eigentümliche Singen der Räder, doch wenn man sich daran gewöhnt hatte, war es eine faszinierende Melodie, die einen sogar schläfrig machen konnte.
    Als Mensch wäre ich auch vielleicht eingeschlafen, nicht als Halbmensch.
    Denn bald würde die Nacht kommen.
    Und die Nacht mit ihrem Mond war mein Freund. Dann stand die Verwandlung bevor, denn sobald die Sonne unterging, war es geschehen, da gab es den Menschen John Sinclair nicht mehr, sondern nur den gefährlichen Werwolf, der das unheilvolle Serum im Blut hatte.
    Wie würde das noch alles enden? Irgendwann ließ sich die Verwandlung nicht mehr rückgängig machen, da blieb ich dann für immer eine reißende Bestie.
    Ich spürte bereits das Kribbeln unter der Haut. Irgend etwas geschah mit meinem Blut. Es schien sich zu erwärmen, so als würde ein Topf mit Wasser langsam zum Kochen gebracht.
    Der Zeitpunkt rückte näher…
    Und hier im Wagen hockten zwei Menschen.
    Opfer…
    Daran dachte ich. Und das als Mensch, denn noch besaß ich Verantwortungsgefühl, anschließend konnte ich für nichts mehr garantieren. Da war alles aus.
    Nein, ich mußte hier weg.
    Gerade wollte ich aufstehen, als sich in der Ecke etwas rührte. Ali knipste plötzlich eine Taschenlampe an, und der Strahl traf haargenau mein Gesicht.
    Geblendet kniff ich die Augen zusammen, hörte Alis Lachen, dann ließ er den Strahl wandern.
    »Schick siehst du aus, sehr schick.« Er rückte näher. »Aber du gefällst mir nicht. Auch nicht deine Klamotten. Die sind viel zu neu. Nein, das sind keine Pennersachen. Du bist irgendein verdammter Bluffer!« Er rückte noch näher. »Was meinst du, Paul?«
    »Hä?«
    »Er ist ein Bluffer!« schrie Ali. »Der will uns reinlegen!«
    Paul reckte sich erst einmal. »Was hast du eigentlich? Ich penne hier gemütlich, und du schreist rum.«
    »Ja, er blufft. Schau dir doch mal seine Klamotten an!« Aufgeregt ließ Ali den Lampenstrahl an meinen Körper entlangwandern. »Die Sachen sind zwar zerrissen, aber ansonsten«, er schnalzte mit der Zunge, »feinster Zwirn. Und ich bin sicher, daß er sogar was in der Tasche hat, das sich lohnt. Soll ich mal nachschauen.« Bevor ich mich versah, war seine Hand an der Innentasche.
    Bis jetzt hatte ich mich zurückgehalten, doch nun ging der Spaß ein wenig zu weit. Ich hieb zu. Meine Faust krachte auf sein Handgelenk, und Ali quiekte auf.
    »Da hast du’s. Da hast du’s!« Er war

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