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0131 - Königin der Wölfe

0131 - Königin der Wölfe

Titel: 0131 - Königin der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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übrig.
    Ich lief los.
    Auf allen vieren jagte ich weg von dem Bahndamm. Meine Sprünge waren kraftvoll, sogar gewaltig, denn ich hatte mich lange genug ausruhen können.
    Eine Nacht lag vor mir. Eine wilde, herrliche, grausame Nacht, in der ich endlich zu meinem Recht kommen würde.
    Bei diesem Gedanken öffnete ich meine Schnauze und stieß ein langgezogenes Heulen aus, das dem Mond entgegenschallte.
    Ja, ich war ein Geschöpf dieser Nacht. Die Dunkelheit gab mir Schutz, das Mondlicht Kraft.
    Das Gras wurde höher. Es schlug mir um die Schnauze. Ich lief hinein in eine kleine Senke und sah dicht vor mir bereits den dunklen Saum des Waldes.
    Dort lag auch mein Ziel.
    Das Locken war intensiver geworden. Ich wußte, daß ganz in der Nähe die Ursache sein mußte.
    Noch ein Sprung, und ich hielt inne.
    Nichts war zu hören.
    Ich richtete mich auf und schaute mich um.
    Wo war die lockende Stimme?
    Im Wald vielleicht?
    Ich schaute in den Wald hinein und glaubte, in der Ferne zwischen den Bäumen etwas Rötliches schimmern zu sehen.
    Ein Feuer!
    Aber mitten im Wald?
    Seltsam, sehr seltsam…
    Ich wollte zum Feuer.
    Unruhig warf ich meinen Schädel hin und her. Wieder sträubte sich das Fell. Wie bei einem Kamm die Borsten, so stellten sich meine Rückenhaare hoch.
    Ich wußte, bald hatte ich des Rätsels Lösung gefunden, dann wußte ich, woher dieses Locken kam.
    Ich drang in den Wald ein. Meine breiten Füße knickten das Unterholz, als bestünde es aus Stroh. Nasse, schon leicht bunt gefärbte Blätter klatschten gegen meine Schnauze und wischten über die Augen. Der Boden war weich und nachgiebig. Meine Schritte kaum zu hören.
    Es war still im Wald, der Feuerschein wies mir den Weg. Ich wußte genau, wie ich zu gehen hatte.
    Meine Zunge hing weit aus dem Maul. Der Atem stand als kleine Wolke vor der Schnauze, die Zähne blitzten, und meine Augen leuchteten in gieriger Vorfreude.
    Bald würde ich am Ziel sein. Vielleicht fand ich dort am Feuer bereits mein erstes Opfer?
    Ich freute mich darauf.
    Ja, ich wollte es haben, mußte endlich meinem mörderischen Trieb nachgeben, denn so ging es nicht weiter. Ich war eine Kreatur der Nacht, ein Schwarzblütler, der vom Blut der anderen lebte.
    Die Bäume standen dicht an dicht. Gewaltiges Wurzelwerk ragte aus dem Boden, das ich kurzerhand übersprang.
    Immer näher kam ich dem Schein.
    Jetzt leuchtete er heller. Er schien vor mir die gesamte Fläche auszufüllen. Ein Feuer im Wald, das sich nicht ausbreitete.
    Wer hatte dies zu verantworten?
    Wenig später sah ich es.
    Da stand ich am Rande der Lichtung, auf der ein Holzstoß knisternd brannte und eine lange Flammenspur gegen den Nachthimmel leckte.
    Fasziniert starrte ich auf das Feuer. Es stieß mich ab, weil ich irgendwie Angst davor hatte. Es zog mich aber gleichzeitig auch ungeheuer an.
    Ein Paradoxon…
    Ich zögerte.
    Wieder sträubte sich mein Fell. Die Augen funkelten, als ich meine Blicke über die Lichtung schweifen ließ.
    Und dann hörte ich die Stimme.
    Die Frauenstimme.
    »Komm ruhig näher, Wolf, ich habe auf dich gewartet…«
    Ich schaute mich um, bleckte die scharfen Zähne, doch was ich zu sehen bekam, ließ sämtliche Angriffswut in mir verpuffen.
    Es war faszinierend…
    ***
    Sie stand rechts von mir, ebenfalls am Rand der Lichtung. Und sie war eine Frau.
    Nein, eine Schönheit, eine Wölfin, eine Mischung aus Mensch und Bestie.
    Unwahrscheinlich in ihrer Perfektion, und als ich ihre Stimme von nahem hörte, wußte ich, daß sie mich die ganze Zeit über so gelockt hatte.
    Ich schaute sie an – sie schaute mich an.
    Wir sprachen beide kein Wort.
    Aber jeder von uns spürte, wie sich ein unsichtbares Band zwischen uns beiden festigte, und wir merkten, daß wir uns auf einer Ebene befanden.
    Ich genoß die Faszination des Augenblicks und tastete mit meinen Blicken jeden Zoll ihres Körpers ab.
    Sie war halb Mensch und halb Tier.
    Das lange weiße Kleid reichte bis zum Boden. Es umhüllte frauliche Formen, doch die Haut war die gleiche, die auch ich trug.
    Schimmerndes Fell, das von den Flammen mit rötlichem Schein übergossen wurde.
    Ihre Finger waren lang und ebenfalls mit Fell bedeckt. Sie liefen vorn zu spitzen Nägeln zu, die seltsam hell schillerten.
    Bis über die Schultern reichte das hellbraune Fell. Der schlanke biegsame Hals wurde ebenso von den blonden, fast gelben Haaren umschmeichelt wie das Gesicht.
    Welch ein Gesicht!
    Von einer nahezu klassischen Schönheit. Stark ausgeprägte

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