0132 - Die Macht der Unheimlichen
ein.
„Das höre ich lieber, Mercant”, sagte Rhodan unter freundlichem Nicken. „Uns kann nur noch Zweckpessimismus helfen.” Der Solarmarschall stutzte, hatte dann aber Rhodans Worte ver- standen. „Verstehe, Sir. Positive Berichte über die wirtschaftliche oder politische Lage auf den einzelnen Arkonwelten werde ich in Zukunft alle mit einem Fragezeichen versehen. Wenn ich abschlie- ßen darf: Das Blaue System scheint von den Flottenverschiebun- gen ebenfalls keine Notiz genommen zu haben. Aber die Akonen forcieren seit Tagen mit auffälliger Energie ihr neues Flottenbau- programm. Beides zusammenhängend betrachtet, könnte man darauf schließen, daß die Akonen sich durch unsere Manöver am Rande der Galaxis beunruhigt fühlen.” „Mercant, es sieht schlecht für uns aus. Sehr schlecht. Wenn die Posbi-Lawine früher über uns hereinbrechen sollte, als wir erwarten, dann werden die humanoiden Rassen in dieser Milchstraße bald ausgestorben sein.” Reginald Bull, der neben Perry Rhodan saß, beteiligte sich mit keinem Wort an der Unterhaltung. Aber der unzufriedene Gesichtsausdruck sprach Bände. Gründe dafür gab es genug.
Der interkosmische Raum war plötzlich zur riesengroßen Gefahr für diese Milchstraße geworden.
Positronisch-biologisch gesteuerte Roboter lebten in dem ewig dunklen Nichts zwischen den Sternenpopulationen. Man ahnte, daß Abermillionen Posbis existierten. Man hatte einen Begriff von ihrer militärischen Stärke bekommen. Man hatte im Solaren Imperi- um schnell erkannt, daß man ihnen waffentechnisch unterlegen war. Man hatte auch erkannt, daß diese Roboter mit keinem bisher bekanntgewordenen technischen Produkt verglichen werden durften. Van Moders mit seiner gewagten Theorie über das Zell- plasma, hatte Perry Rhodan die Gefahr aus dem Nichts in ihrer vollen Größe erkennen lassen.
Kurz bevor Allan D. Mercant zur Berichterstattung gekommen war, hatte Moders, der Robotiker mit dem Boxergesicht, den Chef und Bully verlassen.
„Sir, wir sind in unseren Untersuchungen weitergekommen. Wir haben auf dem Gebiet der hyperinpotronischen Technik gute Fort- schritte gemacht. Wir beginnen zu überschauen, wie die durch Hy- perimpulse gesteuerten Denkvorgänge in den Posbis ablaufen.
Natürlich sind wir noch weit davon entfernt, sie zu begreifen. Um so schlechter sieht es auf dem Sektor des Posbi-Nervenplasmas aus. Dort kommen wir nicht weiter. Die hypertoyktische Verzah- nung ist und bleibt ein Rätsel.” An dieser Stelle war Rhodan dem Robotiker ins Wort gefallen. „Ihnen auch, Moders?” Mit verblüffender Offenheit hatte der junge Wissenschaftler zuge- geben: „Mir noch mehr als meinen Kollegen, Sir. Ich wage einfach nicht, den Hypothesen meiner Kollegen zu folgen. Sir, ich möchte nicht in den Verdacht geraten, ein Schwätzer zu sein. Diese scheinbar natürliche Verbindung zwischen biologischem Stoff und positronischem Ganzen hat mit unserer Robotik auch nicht mehr das geringste zu tun. Uns sind positronische Ungeheuerlichkeiten unbekannt. Und die hypertoyktische Verzahnung ist eine einzige Ungeheuerlichkeit.” Da stellte Bully eine Frage: „Moders, ist Leben in den Posbirobo- tern?” Der junge vierschrötige Mann straffte sich. Er blickte Reginald Bull fest an, als er antwortete: „Nein, Sir! Nach allem, was wir bis- her wissen oder zu wissen glauben, ist das Plasma nicht einmal biologisch. Es kommt nicht aus dem Lebendigen, sondern aus der Maschine. Wir dürfen uns nicht davon beeindrucken lassen, daß es Gefühlsregungen erzeugt. Mittels bestimmter Kristalle, die uns Aras überlassen haben, sind wir in der Lage, jede gewünschte Ge- fühlsregung in jedem Menschen aufleben zu lassen, ob die Ver- suchsperson will oder nicht. Niemand hat bis heute behauptet, daß in diesen Kristallen Leben wäre.” „Ich habe Sie in diesem Punkt verstanden, Moders, und ich glau- be, Mister Bull auch”, schaltete sich Rhodan wieder ein. „Sie spra- chen von einer positronischen Ungeheuerlichkeit. Würden Sie uns das erläutern?” Moders brauchte nicht zu überlegen, an welchem Punkt seines Vertrages er durch Bullys Zwischenfrage unterbrochen worden war. Er fuhr im gleichen Moment fort: „Der positronische Rahmen, in dem jeder Posbi seinen Aufgabenbereich findet, wird durch die Verzahnung mit dem Plasma enthemmt. Die Positronik mit ihrem Wissen wächst über sich hinaus. Und das in jedem Posbi, Sir! Der Begriff Hypertoyktik sagt ja schon aus, daß zwischen dem Biostoff und dem
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