0133 - Dr. Tods Horror-Insel
wurde zurückgeschleudert und hatte Mühe, mich an der Sprosse festzuklammern.
Das Meer wollte mich, sein Opfer, nicht aus den Krallen lassen.
Es zog und zerrte. Saugend, schmatzend und gurgelnd glitten die Wassermassen nach einer mir schier endlos erscheinenden Zeit wieder zurück, und ich hing noch immer an der Sprosse.
Geschafft!
Allerdings war ich ziemlich ausgelaugt. Es kostete Mühe und Qual, mich an die Leiter heranzuziehen, und mehr Mühe kostete es, die Sprossen hochzuklettern.
Schon kam die nächste Welle.
Ihr konnte ich nicht mehr widerstehen, das war mir klar. Irgendwie erreichte ich die Bordwand und ließ mich genau in dem Moment über die Reling fallen, als die Welle gegen das Schiff donnerte.
Gischt wallte hoch, Wasser lief über, quirlte auf Deck, bildete dort kleine Strudel und lief wieder ab.
Ich aber hatte mich endgültig in Sicherheit gebracht. In vorläufige jedenfalls. Dabei ging ich von der Voraussetzung aus, daß sich keiner meiner Feinde auf dem Schiff aufhielt. Ich gönnte mir eine Pause, um Atem zu schöpfen.
Dann stemmte ich mich langsam hoch. Der Kahn war wirklich kein Schmuckstück, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Ich tastete meinen Körper ab, die Knochen waren heil. Bis auf die kleine Platzwunde an der Stirn konnte ich keinerlei Verletzungen feststellen. Allerdings traf mich der Schreck, als ich bemerkte, daß ich mein Walkie-talkie verloren hatte.
Es mußte mir während der verrückten Schwimmerei aus der Tasche gerutscht sein, vielleicht hatte ich es auch nicht richtig eingesteckt. Es war müßig, sich darüber Gedanken zu machen. Ändern konnte ich nichts mehr.
Über die Reling hinweg schaute ich aufs Meer. Es hatte sich wieder beruhigt.
Aber was war geschehen? Welch einen Grund hatte es für dieses gigantische Aufwühlen gegeben?
Eine Frage, auf die ich noch keine Antwort wußte. Vielleicht fand ich auch nie eine.
Ich sondierte die Lage.
Über mir sah ich die untere Seite der ersten Plattform. Sie war gewaltig und erinnerte mich an einen Himmel aus Metall. Mein Blick glitt hinüber zu der großen Säule, an der das Schiff vertäut lag.
Dort sah ich eine Leiter.
Über sie konnte ich auf die Bohrinsel gelangen.
Vorerst jedoch mußte ich meinen Plan verschieben, denn von der ersten Plattform aus hechtete eine riesige Gestalt in die schäumenden Wellen. Obwohl ich sie nur kurz gesehen hatte, erkannte ich sie.
Es war Tokata, der Samurai des Satans!
***
Tokata tauchte ein.
Er hatte seinen festen Auftrag von Dr. Tod bekommen, und er würde ihn auch durchführen.
Tokata sollte auf den Grund des Meeres tauchen und von dort aus Vampiro-del-mar an die Oberfläche holen. Für einen Menschen eine Sache ohne Überlebenschance.
Tokata war kein Mensch, er war ein Zombie, eine Bestie, mörderisch, erbarmungslos und gefährlich. Je tiefer er tauchte, um so ruhiger wurde die See. Danach umgab ihn nur noch die Stille der Tiefe.
Obwohl er nur einen Arm hatte, den rechten, bewegte er sich geschmeidig voran. Sein schwarzer Körper verschmolz mit der Dunkelheit der Tiefsee. Fische schwammen erschreckt davon, wenn sie die große Gestalt entdeckten.
Immer tiefer tauchte der Samurai.
Und immer dunkler wurde es.
Tokata allerdings fand sich auch in der Finsternis zurecht.
Haargenau wußte er, wo er hinzuschwimmen hatte.
Die Sicht wurde immer schlechter. Dazu trug nicht nur die Finsternis bei, sondern auch der aufgewirbelte Staub und Dreck, der im Wasser schwamm. Tokata allerdings fand mit traumwandlerischer Sicherheit sein Ziel.
Er schwamm schnell. Seine Beine bewegten sich im gleichen Rhythmus, so daß er wie ein Pfeil in die Tiefe stach.
Dann hatte er sein Ziel erreicht.
Schemenhaft war der gewaltige Bohrer zu erkennen, wo er sich im Boden festgehakt hatte. Die Umgebung sah aus wie nach einem Erdbeben. Überall lagen gewaltige Gesteinsbrocken auf dem Meeresgrund herum, als hätte ein Riese sie aus dem Verbund gerissen und voller Wut weggeschleudert. Die Steine türmten sich auf- und übereinander. Sie bildeten regelrechte Formen und Figuren, waren aber auch hinderlich für Tokatas Suche.
Doch er machte kurzen Prozeß. Die Steine, die ihn hinderten, räumte er zur Seite. Daß er zentnerschwere Felsbrocken so kurzerhand wegschaffte, bewies, wie gewaltig seine Kräfte waren.
Er schaufelte und räumte sich den Weg frei. Wo Vampiro-del-mar lag, das wußte er genau.
Plötzlich kippte über ihm eine Platte zur Seite. Sie fiel ganz langsam nach unten. Tokata merkte es
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