0133 - Dr. Tods Horror-Insel
zu gelangen. Ich wußte nicht, ob er die Kraft besaß, dem Meer zu trotzen, hoffte es aber.
Ich nahm die Leine zwischen drei Fingern, zog kräftig daran und betete, daß mich der Motor nicht im Stich ließ.
Er sprang an.
Ich schickte ein zweites Dankgebet zum Himmel, als ich das Knattern hörte. Es kam mir vor wie die reinste Engelsmusik.
Dann warf ich einen Blick zu dem Hubschrauber hinüber.
Noch befand er sich auf dem Wasser, da die beiden Schwimmer ihn hielten, doch er war schon so weit zur Seite gekippt, daß es nicht lange dauern würde, bis er absackte. Durch die von mir offen gelassene Ausstiegstür drang Wasser in das Innere der Maschine und füllte es fast völlig aus.
Immer mehr neigte er sich zur Seite. Ich mußte sehen, daß ich rasch genug wegkam, denn ich hatte keine Lust in den Strudel zu geraten, den der sinkende Hubschrauber verursachte.
Mein kleines Boot war weiterhin ein Spielball der Wellen.
Es war ein Wetter zum Heulen. Plötzlich nahm auch der Regen zu und fiel wie ein dichter grauer Vorhang vom Himmel.
Naß war ich schon, deshalb kam es auf ein bißchen mehr oder weniger auch nicht an.
Das Boot hatte es verdammt schwer, gegen die Wogen anzukämpfen. Die Sicht auf der Bohrinsel verschlechterte sich immer mehr. Ich sah in den Regenschleiern überhaupt nichts mehr.
Ein Vorteil, denn dann konnten sie mich auf der Insel auch nicht entdecken.
Für eine Heizung hätte ich zwei Jahre meines Lebens gegeben, da jedoch keine vorhanden war, mußte ich frieren. Schon bald klapperte ich mit den Zähnen und bewegte meine Arme wie Windmühlenflügel, um wenigstens etwas Wärme zu produzieren.
Hinter mir hörte ich plötzlich ein Gurgeln und Schmatzen. Ich warf einen hastigen Blick zurück.
Der Hubschrauber versank.
Auch die Schwimmer hatten ihn nicht halten können, das Gewicht des einströmenden Wassers, addiert mit dem der beiden Zusatztanks, war zu groß.
Die Maschine verschwand. Und wo sie versank, stiegen zahlreiche Blasen an die Oberfläche, die sofort zerplatzten oder vom Strudel zerrissen wurden.
Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl. Dort versank ein Stück Hoffnung. Unser Plan, den wir mühsam ausgeknobelt hatten, war völlig durcheinandergeraten. Mit dem Tod des Piloten und dem Absturz hatte wohl niemand gerechnet.
Der Wind stand für mich günstig. Er trieb die Wellen auf das Heck des kleinen Schlauchbootes zu und mich damit in Richtung Bohrinsel. Was mich dort erwartete, konnte ich nicht einmal ahnen.
Ich wollte einen Versuch starten. Noch immer trug ich mein Walkie-talkie unter der Jacke. Hoffentlich hatte es das unfreiwillige Bad überstanden.
Ich holte es hervor, schob die Antenne aus der Öffnung, kickte einen kleinen Hebel hoch und meldete mich. Wir hatten ein Erkennungswort ausgemacht.
»Hallo Seeschwalbe! Hier Meernixe.«
Die Nixe war ich.
Sofort kam die Antwort.
»Was ist geschehen, Meernixe? Wir haben den Hubschrauber nicht mehr auf dem Radarschirm.«
Ich hatte eine trockene Kehle, als ich die Antwort gab. »Die Maschine ist abgestürzt.«
»Was?«
»Ja, es tut mir leid.«
»Und der Pilot?«
»Tot.«
Schweigen auf der anderen Seite. Dann die Stimme des Commanders. »Ist er ertrunken?«
Was sollte ich antworten? Sollte ich ihm sagen, daß der Nebel ihn buchstäblich gefressen hatte?
»Ja, er ist ertrunken«, gab ich zurück.
»Und Sie?«
»Ich habe mich retten können.«
»Dann befinden Sie sich jetzt in Ihrem Schlauchboot?«
»Ja.«
»Und Sie haben es nicht geschafft, den Piloten auch noch hineinzuziehen?« erklang die skeptische Stimme.
»Nein!« Meine Antwort klang ziemlich schroff.
»Dann melden Sie sich wieder, falls sich etwas Neues ereignet hat«, sagte der Commander.
»Ja.«
Damit war die Verbindung unterbrochen. Ich hätte dem Commander gern etwas anderes gesagt, aber dazu war ich nicht in der Lage gewesen. Mit den Problemen mußte ich allein fertig werden.
Später sah die Sache anders aus.
Falls ich überlebte…
Die Wellen hatten mich inzwischen näher an die Bohrinsel herangetrieben. Ich konnte sie auch wieder mit bloßem Auge erkennen. Himmelhoch ragte das Gestänge aus den Regenschleiern.
Dieses wuchtige, moderne Bauwerk, das so überhaupt nicht in die See paßte und wie ein Fremdkörper wirkte. Unüberwindbar kam mir die Bohrinsel vor, und ich stellte mir die Frage, wie ich sie je entern sollte.
Um mich herum gurgelte und schmatzte es. Die Wellen krachten oft zusammen, Strudel und Strömungen entstanden, die das Schlauchboot
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