0133 - Dr. Tods Horror-Insel
Schlimmste von allen. Wenigstens dem Äußeren nach zu urteilen.
Ein riesenhafter Kerl, der nur noch einen Arm hatte. Den rechten.
Er war in dunkles, muffig riechendes Leder gekleidet mit einem dicken Brustpanzer. Sein Gesicht war hinter der Drahtmaske nur schematisch zu sehen, und Brennan hatte sogar geglaubt, einmal das Weißgelb irgendwelcher Knochen schimmern zu sehen.
Dabei wußte er nicht, daß Tokata, der Samurai des Satans, vor ihm stand und ihn durch sein gefährliches Schwert zur Bewegungsunfähigkeit verdammte.
Doch die anderen waren auch nicht besser.
Die Schwarzhaarige, die ihn gerettet hatte, sah zwar aus wie ein Engel, aber sie schien ein Herz aus Stein zu haben. So gefühlskalt kam sie Mark vor.
Dann war da noch die Frau mit dem Körper eines Tieres. Eine widerliche Mutation, vor der man sich auch fürchten konnte.
Den Kapitän oder Chef des Schiffes hatte er ebenfalls kennengelernt. Solo Morasso hieß er. Ein Mann mit Augen, in denen die gesamte Gnadenlosigkeit zu lesen stand, zu der er fähig war.
Ferner gab es auf dem Schiff noch einen kahlköpfigen Burschen, der Mark taxierte, als wollte er ihn jeden Moment töten. Unter seinem Blick fühlte sich der ehemalige Inselkommandant körperlich unwohl, denn er hatte etwas Sezierendes an sich.
Eine illustre Gesellschaft, in die er geraten war, denn mehr Personen gab es nicht auf dem Schiff. Keine Matrosen, nur die zwei Frauen und die drei Männer.
Und der gefährlichste von ihnen hatte sein Schwert gezogen und die Spitze gegen Brennans Hals gedrückt.
Mit dem Rücken stand Mark eng an die Wand gepreßt. Er hatte den Mund geöffnet und saugte nur ganz flach seinen Atem ein. Sie befanden sich bereits auf der Insel, in einem Raum unterhalb der ersten großen Plattform, dicht neben den Aufzügen. Dieser Raum diente als Lagerstatt für leere Ölfässer. Dementsprechend stank es hier unten auch. Eine trübe Hängelampe brannte an der Decke, die jedoch den größten Teil im Dunkeln ließ.
Der Samurai sagte kein einziges Wort. Er stand unbeweglich wie ein Denkmal und starrte den anderen nur an. Brennan merkte, daß die Spitze schon in sein Fleisch gedrungen war, denn ein kleiner Blutstropfen war aus der Wunde getreten.
Trotz der großen Gefahr, in der Mark sich befand, begann er doch zu überlegen. Er dachte darüber nach, was die anderen wohl mit ihm vorhatten.
Sie brauchten ihn, denn sonst hätten sie ihn schon längst getötet.
Aber wofür?
Mark nahm sich vor, nicht bei irgendeiner schmutzigen Sache mitzumischen. Das hatte er bisher noch nie getan, und das würde er auch nicht tun.
So jedenfalls lautete sein Vorsatz, doch er brauchte sich nur die vor ihm stehende Gestalt anzusehen, um schwankend zu werden.
Sicherlich würde er zahlreiche Mittel und Methoden kennen, um Gegner zum Reden zu bringen und gefügig zu machen.
Folter, zum Beispiel.
Und davor hatte Brennan Angst. Er war zwar ein harter Mann, dennoch haßte er körperliche Gewalt. Er selbst setzte sie nur ein, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gab, lieber verhandelte er.
Aber die Männer auf diesem Schiff sahen ganz danach aus, als würden sie auf so etwas keine Rücksicht nehmen.
Der Unheimliche vor ihm sprach kein Wort. Vielleicht konnte er auch gar nicht reden, und Mark fragte sich, was das überhaupt für eine Person war.
Er wurde einer Antwort enthoben, denn im Hintergrund klangen Schritte auf.
Es kam jemand die Eisenleiter herunter. Schon fiel ein schwankender Lichtkreis auf den Boden, dann tauchte eine schattenhafte Gestalt auf, die eine Sturmlaterne in der Hand hielt. Wenn sie sich bewegte, tanzte auch der Lichtkreis.
Im nächsten Moment verschwand die Spitze vom Hals des Mannes. Mark atmete zum erstenmal seit langer Zeit richtig durch.
Es tat ihm gut.
Doch Tokata verschwand nicht. Er hielt sich im Hintergrund auf und beobachtete lauernd das Geschehen.
Der Mann mit der Lampe kam näher. Mark schaute in die Laterne hinein. Er wurde geblendet, und deshalb konnte er nicht viel sehen. Er glaubte jedoch, daß der Anführer dieser Bande, der Kapitän, ihm einen Besuch abstattete.
Seine Hand fuhr hoch zum Hals und wischte den Blutstropfen von der Kehle.
»Er hätte auch zustechen können«, hörte er Solo Morassos Stimme, »dann wären Sie jetzt einen Kopf kürzer. Ist Ihnen das bewußt, Mister?«
»Ja.«
Dr. Tod lachte. »Wie schön. Aber er hat nicht zugestochen, und das aus einem bestimmten Grund. Es macht mir normalerweise nichts aus, Leute töten zu lassen,
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