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0134 - Das Grauen kam aus Grönland

0134 - Das Grauen kam aus Grönland

Titel: 0134 - Das Grauen kam aus Grönland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Sinclair von Scotland Yard.« Ich untermauerte diese Behauptung mit meinem Dienstausweis, den Lockhart nur mit einem kurzen Blick streifte. Ich schien auf ihn einen ehrlichen Eindruck zu machen, deshalb glaubte er mir auch, ohne das Dokument genauestens zu durchleuchten.
    »Sie wünschen?« fragte Lockhart.
    »Darf ich reinkommen? Ich hätte ein paar Fragen an Sie.«
    Lockhart gab die Tür frei. Er wohnte in einem schmalbrüstigen Einfamilienhaus. Da er Junggeselle war, reichten die wenigen Quadratmeter. Im kleinen Wohnzimmer bot er mir Platz an. Ich setzte mich neben den Fernsehapparat, der zum Glück nicht eingeschaltet war.
    »Sie sind seit gestern wieder in London«, sagte ich.
    »Das ist richtig.«
    »Sie hatten einen Nervenzusammenbruch.«
    »So kann man es nennen.«
    »Geht es Ihnen wieder gut?«
    »Es wird langsam wieder.«
    »Haben Sie schon einen Blick in die Zeitung geworfen?«
    »Nein. Es lohnt sich meiner Ansicht nach ja doch nur selten. Was ich wissen will, erfahre ich früher aus dem Radio oder aus der Flimmerkiste. Und sollte mal die Welt untergehen, merke ich das früh genug.«
    »Ist auch eine Einstellung«, sagte ich. Damit er von Anfang an klar sah, erzählte ich ihm von den beiden grünen Monstern, die ich hier in London zur Strecke gebracht hatte.
    Er wurde eine Spur blasser.
    Ich wies darauf hin, daß mich der Anruf eines Einbrechers auf die Fährte der kleinen grünen Monster gebracht hatte, und daß diese sich ausgerechnet im Keller von Barry McQuest befunden hatten, der seit etwa einer Woche spurlos verschwunden sein sollte.
    »Können Sie sich darauf einen Reim machen, Mr. Lockhart?« fragte ich.
    Er brauchte einen Drink.
    Was er erlebt hatte, mußte ihm so tief unter die Haut gegangen sein, daß er es in dieser kurzen Zeit nicht vergessen konnte.
    Mir bot er keinen Drink an. Vielleicht wußte er, daß ich abgelehnt hätte, denn meine Devise lautete: Niemals im Dienst.
    Nachdem er den Scotch getrunken hatte, schüttelte er langsam den Kopf. »Nein, Mr. Sinclair. Ich kann mir darauf keinen Reim machen.«
    »Schade. Ich hatte mir von Ihnen einen wichtigen Fingerzeig erhofft«, sagte ich. »Was haben Sie in jener Nacht erlebt, Mr. Lockhart. Glauben Sie, daß Sie es mir erzählen können?«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Haben Sie noch mit niemandem darüber geredet?«
    »Nein.«
    »Auch im Krankenhaus nicht?«
    Lockhart schüttelte den Kopf. »Die wollten mich dazu bringen, daß ich rede, aber ich habe mich hartnäckig geweigert.«
    »Das war unvernünftig. So etwas muß heraus, sonst kapselt es sich ab und wird eines Tages zum Trauma«, sagte ich.
    »Ich konnte einfach nicht darüber reden. Es war noch alles so entsetzlich präsent. Hier in London bin ich hoffentlich weit genug von diesem verfluchten Ort entfernt, wo das Grauen so furchtbar zugeschlagen hat.« Lockhart nahm sich noch einen Drink. Die Hand, die das Glas hielt, zitterte. Er hatte immer noch angegriffene Nerven.
    Ich hoffte, daß er während des Erzählens nicht zusammenklappte.
    Schleppend begann er.
    Er sprach von der Unruhe der Hunde, und was er und Barry McQuest unternommen hatten.
    Als er vom Auftauchen des Ungeheuers sprach, wurde seine Stimme schrill. Er quälte sich jeden Satz ab. Ich bat ihn, eine Pause zu machen, doch er sagte, daß er dann nicht weiterreden könne.
    Fingerdick glänzte der Schweiß auf seiner Stirn, als er mir vom Kampf gegen die Bestie berichtete. Seiner Schilderung nach war sie wesentlich größer als die beiden Ungeheuer, die ich in London gejagt hatte.
    Lieber Himmel, da wartete noch etwas auf mich!
    Cary Lockhart hatte großes Glück gehabt, diese schreckliche Begegnung überlebt zu haben. Dieses Glück hatte Barry McQuest offenbar nicht gehabt. Ihn hatte das grüne Monster verschleppt.
    »Glauben Sie, daß Ihr Freund noch lebt?« fragte ich.
    Lockhart zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich kann es mir nicht vorstellen. Sie hätten miterleben müssen, wie die Bestie gewütet hat.«
    »Seither kein Lebenszeichen mehr von McQuest«, sagte ich. »Dafür tauchen diese kleinen Monster in seinem Keller auf – und Menschen, die zu solchen Monstern wurden, machen unsere Stadt unsicher.«
    »Ihre Aufgabe ist es, dieses Rätsel zu lösen, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    »Dann müssen Sie sich in die Eiswüste von Grönland begeben, denn dort hat alles seinen Anfang genommen, Mr. Sinclair.«
    Ich nickte wieder. »Sie haben recht. Ich glaube, die Grönlandreise wird mir nicht erspart

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