0134 - Das Grauen kam aus Grönland
bleiben.«
***
Geoffrey Marshall war ein guter Polizist. Er hatte nur einen Fehler: Er war ungemein wißbegierig. Daß das ein Fehler war, behaupteten seine Freunde, weil sie ihn nur selten zu sehen bekamen. Die meiste Zeit hockte er zu Hause über seinen alten Büchern, oder er experimentierte in seinem Kellerlaboratorium herum.
Wie Doktor Jekyll, hatte mal jemand gesagt.
Marshall war einer der drei Männer, die die kleinen grünen Monster zur Müllverbrennungsanlage schafften, und es gelang ihm einfach nicht, der Versuchung zu widerstehen und eines von den kleinen Biestern für sich abzuzweigen.
Er wollte sich in seinem Kellerlaboratorium ausgiebig damit beschäftigen.
Neun Schachteln mit Inhalt verbrannten im Feuer.
Und eine leere.
Niemandem war aufgefallen, daß Geoffrey Marshall eine von diesen unheimlichen Figuren an sich genommen hatte. Er konnte es kaum noch erwarten, bis sein Dienst zu Ende war.
Als die drei Polizeibeamten vor der Müllverbrennungsanlage wieder in ihren Dienstwagen stiegen, sagte Marshall zum Fahrer:
»Macht es dir etwas aus, bei mir vorbeizufahren? Ich glaube, meine Tiefkühltruhe ist nicht in Ordnung. Wenn die nicht arbeitet, kann ich die ganzen Vorräte wegschmeißen.«
Der Fahrer grinste. »Und das wollen wir doch nicht. Dein ganzer Monatsbezug wäre im Eimer.«
»Stimmt«, sagte Geoffrey Marshall.
Sie fuhren los. Es war nur ein geringfügiger Umweg zu Marshalls Haus.
Der Polizeiwagen blieb in zweiter Spur davor stehen. »Mach schnell«, verlangte der Fahrer.
»Bin gleich wieder zurück«, erwiderte Marshall und stieg aus.
»Netter Kerl«, sagte der Fahrer zu seinem andern Kollegen.
»Ein bißchen tolpatschig.«
»Ich mag ihn trotzdem. Wenn du mal Hilfe brauchst, wende dich an Geoffrey. Er wird dich nicht abweisen oder sich mit billigen Ausreden herausreden wollen. Das ist noch ein echter Kumpeltyp.«
Marshall schloß die Haustür auf. Seine Nerven vibrierten. Es kribbelte in seinem Nacken. Sein Atem ging schnell, als er die kleine Figur aus der Tasche seines Mantels holte.
Seine Augen strahlten. Er war restlos begeistert von dieser geheimnisvollen Figur. Sie barg irgendein Rätsel in sich, und er hoffte, es lösen zu können.
Rasch trug er die Figur ins Laboratorium.
Er stellte sie auf die Arbeitsplatte, grinste und rieb sich begeistert die Hände. »Ich werde mich später mit dir befassen, Kleiner. Bleib schön hier und lauf nicht weg. Du wirst noch gebraucht.«
Die gelben Augen des Monsters fingen schwach zu leuchten an.
Geoffrey Marshall merkte es. Aber er fürchtete sich nicht vor dem starren Ungeheuer.
»Du wirst dir eine Menge Tests gefallen lassen müssen«, sagte er.
»Wir werden zusammen einige interessante Stunden verbringen, dessen bin ich sicher.«
Marshall verließ sein Laboratorium wieder. Noch nie hatte er seine Haustür so gewissenhaft abgeschlossen wie diesmal.
Als er sich auf den Beifahrersitz setzte, erkundigte sich der Fahrer: »Was ist mit deiner Tiefkühltruhe?«
»Wie? Ach so. Sie arbeitet noch.«
»Du solltest nicht warten, bis sie den Geist ganz aufgibt. Wenn du willst, rede ich mit meinem Schwager. Der kann dir so ein Ding billiger verschaffen.«
Marshall hörte nicht richtig hin. »Ich werd’s mir überlegen«, murmelte er, während seine Gedanken bei dem kleinen grünen Monster waren. Die Figur hatte ihn ganz in ihren Bann geschlagen.
Er konnte kaum noch an etwas anders denken.
Das das Unheil seinen schrecklichen Lauf für ihn genommen hatte, ahnte Geoffrey Marshall nicht. Er war glücklich, denn er hatte eine große Aufgabe vor sich.
Nach Dienstschluß…
***
Superintendent Powell bewies mal wieder, wie schnell er schalten konnte, wenn es verlangt wurde, beziehungsweise erforderlich war.
Außerdem stellte er einmal mehr unter Beweis, wie weitreichend seine exzellenten Verbindungen waren. Was er für mich tun konnte, tat er. Er ebnete mir innerhalb kürzester Zeit die Wege, und schon saß ich in einer Sondermaschine, die mich nach Grönland flog.
Diesmal war ich allein.
Suko begleitete mich nicht.
Er hatte zwar mitkommen wollen, doch ich hatte abgelehnt. »In deinem Zustand wärst du für mich keine Hilfe, sondern eine Last«, hatte ich ihm unumwunden klargemacht.
Der Chinese hatte die Brauen grimmig zusammengezogen. »So weit ist es also schon gekommen. Ich bin für John Sinclair nur noch eine Last.«
»So sei doch vernünftig, du Dickschädel! Was nützt du mir mit einem lahmen Arm?«
»Wer wird auf dich
Weitere Kostenlose Bücher