0134 - Das Grauen kam aus Grönland
befanden, die haargenau so aussahen wie dieses grüne Monster, das einem aus allen Zeitungen entgegenstarrt. Ich dachte, das könnte Sie interessieren.«
»Das tut es.«
»Dann hab’ ich ja wohl was gut bei euch«, kicherte der Ganove.
»Ich kann nichts versprechen.«
»Was werdet ihr nun tun?«
»Wir werden uns den Keller mal ansehen, wenn Sie uns die Adresse nennen.«
»Aber gern«, sagte der Einbrecher und nannte die Anschrift.
Mehr war nicht auf dem Band. Ich stoppte es. Mein Kollege schaute mich an. »Werden Sie hinfahren, John?«
»Das ist doch wohl klar«, gab ich zurück. »Eine solche Chance lasse ich nicht ungenützt.«
Der Beamte ließ das Band zurücklaufen. »Was soll ich damit machen? Löschen?«
»Vorläufig nicht. Vielleicht brauchen wir es noch mal. Konntet ihr feststellen, wer der Anrufer war?«
»Wir vermuten, daß es sich um Higgins die Klaue handelte.«
»Wurde der Mann überprüft?«
»Das geschieht gerade, aber ich bin sicher, daß er ein Alibi hat. Er hat immer eines. Wie ich den kenne, bestreitet er sogar, zu wissen, was eine Telefon ist. Folglich kann er uns auch nicht angerufen haben.«
Jetzt mußte ich die Hilfe des Polizeiapparates in Anspruch nehmen. Wenn ich mir den Keller ansehen wollte, in dem Higgins die Klaue gewesen war, brauchte ich entweder die Einwilligung des Hausbesitzers oder einen Haussuchungsbefehl, der mit einer richterlichen Unterschrift geziert sein mußte.
So lauten nun mal die Gesetze.
Als Polizeibeamter hatte ich mich daran zu halten.
Ich rief meinen Chef an und trug ihm meine Bitte vor.
»Sie kriegen, was Sie brauchen, John«, versprach Sir James, und als ich eine halbe Stunde später zu jenem Haus unterwegs war, knisterte der richterliche Haussuchungsbefehl in meiner Tasche.
Der Hausherr war nicht zu Hause.
Er konnte mich also weder abweisen noch einlassen.
Da mir die Zeit auf den Fingernägeln brannte und ich in diesem Fall nicht noch mehr ins Hintertreffen geraten wollte, betrat ich das Gebäude auf demselben Weg wie Higgins.
Mit dem Erdgeschoß und dem Obergeschoß hielt ich mich nicht lange auf. Ich vergewisserte mich nur, daß wirklich niemand zu Hause war. Dann konzentrierte ich mich auf den Keller.
Figuren, die jener gefährlichen Bestie glichen! Was für einen Zweck hatten sie zu erfüllen? Wer hatte sie geschaffen? Was hatte er mit ihnen vor? Ich stieg die Stufen langsam hinunter.
Einer Eingebung folgend, griff ich zur Waffe. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, in allen Situationen vorsichtig zu sein. Selbst der perfekteste Friede konnte hin und wieder voller Tücken sein.
Oben fuhr ein Wagen vorbei.
Nein, nicht vorbei. Er blieb vor dem Haus stehen. Der Motor verstummte. Eine Tür wurde zugeschlagen. Kleine Schweißperlen traten auf meine Stirn. Eine unangenehme Situation war das. Wenn der Hausbesitzer mich hier antraf, würde er einen Wutanfall kriegen.
Ich blieb stehen und wartete.
Schritte.
Sie näherten sich dem Gebäude. Ich folgte den Geräuschen mit den Augen und stellte erleichtert fest, daß die Schritte am Haus vorbeigingen. Augenblicke später klingelte es im Nachbargebäude. Ich atmete auf.
Vorsichtig stieg ich die Kellertreppe weiter hinunter. Die Tür, die ich erreichte, war nicht abgeschlossen. Ich öffnete sie und machte Licht. Und dann sah ich die erste Figur!
***
Sie lag auf dem Boden. Eine Schachtel lag daneben. Obwohl das Ding höchstens 15 Zentimeter maß, erfüllte mich sein Anblick mit einem gewissen Schaudern.
Die Figur war eine getreue Nachbildung jener Wesen, mit denen ich es in der jüngsten Vergangenheit zu tun gehabt hatte. Mir war in diesem Keller nicht geheuer.
Irgend etwas stimmte hier drinnen nicht. Der Keim des Bösen schien sich in ihm zu befinden. Feindseligkeit, Aggression, Haß.
Alles das konnte ich spüren.
Und mir fiel auf, daß die Augen des kleinen Monsters mit einemmal schwach leuchteten. Es reagierte auf meine Anwesenheit.
Folglich mußte es leben! Ich schluckte trocken.
Was wurde hier gespielt? Welche höllische Gemeinheit wurde hier ausgebrütet? »Brüten« schien mir genau das richtige Wort zu sein. Mir kam vor, als wäre dieses kleine Ungeheuer noch nicht ganz ausgereift. Es mußte sich erst noch fertig entwickeln.
Und was dann?
Seine dämonischen Anlagen waren bereits vorhanden, das registrierte nun mein Silberkreuz.
Ich ging näher an das Miniaturscheusal heran. Meine Waffe war auf das Biest gerichtet, denn man konnte nicht wissen, was dem kleinen Teufel in den Sinn
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