0134 - Die Kanonen von Everblack
waren, so war es verwunderlich, daß sie äußerlich dem Menschen glichen. Auf Mechanica hatte ich Menschen gese- hen, die ausschließlich krochen, rollten oder bei der Fortbewegung schlängelten. Es stand fest, daß die Mechanicaintelligenzen nicht aufrecht gegangen waren. Wahrscheinlich waren sie einer Reptili- enart entsprungen.
Van Moders behauptete neuerdings schon, die Posibs seien zwar auf Mechanica gebaut worden, jedoch hätten sich ihre Kon- strukteure nach den Wünschen von Fremden gerichtet.
Daran mußte ich denken, als ich nun vor dem Einsatzanzug stand. Er hing an der Decke. Die Sohlen der plumpen Schuhe bau- melten über dem Boden. Die Monturen waren Starrkonstruktionen.
Nur die Arm- und Beingelenke bestanden aus elastischem Materi- al.
Der Einstieg erfolgte wie bei einem alten Tiefseetaucheranzug durch die Luke des flachen und breiten Helmes, in dem alle wichti- gen Kontrollanzeigen untergebracht waren. Die Armumhüllungen waren so weit, daß man die Hände von den Arbeitsklauen zurück- ziehen konnte. Die Beinstücke wurden elektromechanisch bewegt und die Steuerorgane durch die Muskelspannung der Ober- und Unterschenkel zur Impulsfreigabe angeregt.
Das waren nicht die leichten und bequemen Raumanzüge, wie wir sie gewohnt waren. Selbst die arkonidischen Kampfkombis wa- ren leicht im Verhältnis zu diesen Ungetümen.
„Viel Vergnügen!” sagte ich trocken. „Was wiegt die Rüstung bei einer Schwerkraft von einem Gravo?” „Zweihundertzehn Kilogramm”, erklärte Rhodan so unbefangen, als hätte ich nach der Uhrzeit gefragt.
„Aha! Und darin soll man aktiv werden?” Hinter mir klirrte es. Ich drehte mich um. Eine Panzerrüstung stampfte in die Kammer. Die Werkzeugarme hingen schlaff nach unten. Die beiden Elastohüllen, in die man die Hände ebenfalls hineinstecken konnte, wirkten dagegen gebrechlich.
Der „Steuermann” des Gerätes trat erstaunlich behende auf mich zu und bot mir die Hand. Es war Major Tuner.
Anschließend übten wir zwei Stunden lang, bis ich mit den Len- korganen vertraut war. Bei einiger Übung ließ sich mit Hilfe des Antigravs eine gute Manövrierfähigkeit erreichen. Wir konnten so- gar rennen und springen, da die Tätigkeit unserer Beine von der Elektromechanik einwandfrei unterstützt wurde.
Klimaanlage und Luftversorgung arbeiteten ausgezeichnet. Ich war restlos zufrieden.
Wir bewegten uns in Räumen, die für das normale Auge stock- finster waren. Mit Hilfe der ultrahochverstärkten Laser-IR-Schirme konnten wir gut sehen. Ebenso mußte es auch auf dem Planeten Everblack möglich sein, der damit für uns nicht mehr „immer- schwarz” war.
Drei Stunden nach der ersten Ortung waren wir startklar. Wir leg- ten die Anzüge flach auf den Boden, öffneten die Helmluken und zwängten uns in den engen Innenraum hinein. Niemand half uns dabei. Wir sollten notfalls allein aussteigen können.
Als Separatschutz trugen wir die leichtesten Raumanzüge, die Terra jemals produziert hatte. Es waren hauchdünne, durchsichtige Hüllen mit aufblasbaren Druckhelmen. Anschließend gingen wir zur Beiboothalle sieben hinüber. Das Mannschott der diskusförmi- gen Gazelle war geöffnet. Wir tappten durch den Schleusenraum, schwebten mit dem axialen Antigravlift nach oben und setzten uns in der Zentrale auf die Konturlager, die speziell für den Einsatz ge- baut worden waren.
„Ich liebäugle mit dem Gedanken, während der Reise die Rüs- tung abzulegen”, sagte Rhodan.
Ich protestierte. Da antwortete er etwas, was ich nicht verstehen konnte. In einem so gefährlichen Raumsektor durften die Schutz- maßnahmen nicht vernachlässigt werden. Die Monturen waren erstklassig gepanzert. Ihre Feldprojektoren erzeugten außerdem so starke Abwehrschirme, daß man schon einen Energiebeschuß überstehen konnte.
Die breiten Sichtklappen ließen wir offen. Sie waren in Augenhö- he angebracht und mit transparentem Panzerplast ausgegossen.
Notfalls konnten sie noch mit Terkonitblenden abgedeckt werden.
Ich erinnerte mich an die Terraner der Ritterzeit. Wie oft hatte ich damals ähnliche Rüstungen getragen, nur hatten mir keine Anti- gravs, elektromagnetische und hydraulische Steuerschaltungen zur Verfügung gestanden.
Gucky kam zuletzt an. Als der nur ein Meter hohe Mausbiber mit seiner Spezialmontur die Zentrale betrat, konnte ich ein Auflachen kaum unterdrücken. Für sein spitzes Mausgesicht war eine Aus- buchtung in der Vorderseite des Helmes geschaffen worden. Da man an der
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