0134 - In den Klauen der Mafia
Gewissen! Phil, wir können ruhig unseren Kram zusammenpacken! Jetzt, wo wir wissen, dass sie das Mädchen haben, können wir ja gar nichts gegen sie unternehmen!«
Auch mich hatte für ein paar Minuten die Resignation gepackt. Nichts ist zermürbender für einen Polizeibeamten, als zu wissen, dass er gegen die Gangster nicht Vorgehen darf, um die er sich wochenlang gekümmert hat. Aber als die beiden anderen ihre Mutlosigkeit so offen zum Ausdruck brachten, regte sich in mir der Widerspruchsgeist.
»Augenblick!«, sagte ich. »Wir werden gar nichts einpacken! Wir werden im Gegenteil noch viel mehr auspacken! Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir mit einem Kidnapping zu tun haben.«
Phil sah mich nachdenklich an. »Du hast recht«, murmelte er. »Aber die Frage ist doch, lebt diese Marja überhaupt noch?«
»Das weiß der Himmel«, entgegnete ich. »Wir müssen so tun, als ob sie noch lebt! Hat man sie bereits ermordet, nun, ich denke, dann muss irgendwo ihre Leiche zu finden sein. Lebt sie aber noch, dann muss sie ja irgendwo stecken! Man muss ihr ab und zu etwas zu essen und zu trinken geben! Ein erwachsener Mensch lässt sich doch nicht in einer Schachtel verstecken!«
Ich zog die Liste hervor, die wir uns von allen Leuten angefertigt hatten, die in dieser Sache arbeiteten. Hinter dem Namen eines jeden Kollegen war sein Beobachtungsort und seine Aufgabe in Stichworten erwähnt.
Wir gingen die Liste durch. Zum Schluss hatten wir immerhin sage und schreibe elf Stellen, wo das Mädchen theoretisch versteckt sein konnte.
Wir sprachen alle Möglichkeiten durch, die es für uns gab, unauffällig Nachforschungen nach dem Verbleib des Mädchens anzustellen. Danach rief ich über den Hausapparat Mr. High an und unterrichtete ihn vom neuen Stand der Dinge.
»Das ist nicht gut für unsere Arbeit«, sagte er sofort. »Jetzt müssen wir auch noch Rücksicht auf das Mädchen nehmen!«
»Stimmt, Chef. Aber ich habe einen Plan.«
»Legen Sie los, Jerry!«
Ich erzählte dem Chef, wie ich mir die Sache gedacht hatte. Nachdem ich ihm meine Gedanken entwickelt hatte, schwieg er eine Weile, dann sagte er: »Okay, Jerry! Ich bin einverstanden.«
Ich legte den Hörer auf und sprach noch einmal alles mit Phil und Ralph durch. Und dann machten wir uns an die Vorbereitungen. Zu den Kollegen, die in der Mafiasache bereits unterwegs waren, kamen noch einmal zweiundzwanzig Kollegen vom Bereitschaftsdienst hinzu.
Und zehn FBI-Kolleginnen. In verschiedenen Masken.
***
Noch bevor wir in dieser Sache an die Ausführung unseres Planes gehen konnten, erreichte uns ein Anruf eines Streifenpolizisten. Er hatte nachts gegen fünf Uhr einen der beiden Lastwagen, die wir suchten, in die Einf ahrt zum Lincoln Tunnel einbiegen sehen.
Der Lincoln-Tunnel führte hinüber nach Weehawken am jenseitigen Ufer des Hudson.
»Was kann das bedeuten?«, fragte Phil. »Bleiben sie drüben? Odre sind sie gar weitergefahren?«
Wir bereiteten eine Karte von der näheren Umgebung von New York aus.
»Es kann sein, dass sie uns nur in die Irre führen wollen«, meinte Ralph. »Dass sie aus reiner Vorsicht ein paar Umwege fahren.«
»Du meinst, dass sie weiter oben über die Washington Bridge wieder zurück nach Manhattan kommen?«, fragte Phil.
»Ja«, nickte Ralph. »Es wäre doch möglich.«
»Natürlich ist es möglich«, stimmte ich zu. »Aber in diesem Fall geraten sie ja wider in das New Yorker Streifengebiet. Dann wird der Wagen früher oder später doch von einer Streife gesichtet.«
»Das ist wahr.« Ralph nickte. »Der Umweg hätte ihnen also nichts genützt.«
»Die zweite Möglichkeit«, sagte Phil, »ist die, dass sie drüben bleiben. In Hoboken, Jersey City oder in irgendeinem der anderen Nester.«
»Für diesen Fall müssen wir unsere Suchmeldung eben auf das Gebiet drüben ausdehnen. Phil, vielleicht veranlasst du, dass unsere Suchmeldung auch jenseits des Hudsons verbreitet wird?«
»In welchem Umkreis?«
»Zunächst in einem Umkreis von fünfzig Meilen.«
»Okay. Ich gehe rauf in die Funkleitstelle und veranlasse das Nötige.«
»Gut. Ralph, du übernimmst wieder den Telefondienst. Lass dir eine Stenotypistin kommen und diktiere ihr alle eingehenden Meldungen von unseren Beobachtungsposten. In den nächsten Stunden darf kein Mensch, der im Verdacht steht, mit der Mafia zusammenzuarbeiten, einen unbeobachteten Schritt tun können.«
»Das geht schon in Ordnung, Jerry. Wir haben ja bald eine ganze Armee unterwegs!«
Ich
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