0134 - In den Klauen der Mafia
weiblichen Bandenmitglieder weiterzuspielen, sobald wir diese verhaftet haben. Jede von Ihnen erhält die Adresse einer kleinen Bande, die für die Mafia arbeitet. Eine dieser Banden dürfte ein Mädchen gekidnappt haben. Wir wissen nicht, welche von den zehn Banden es ist, die wir nach und nach alle als zur Mafia gehörend ermittelt haben. Es ist Ihre Aufgabe, das herauszufinden. Sie werden bei der Adresse aufkreuzen, die wir Ihnen geben, und dort aufgeregt erzählen, dass man eure Jungs von der Rackly-Gang gerade abgeholt hat. Nun wären Sie brotlos geworden.«
»Aber wird es den Mafia-Leuten nicht auffallen, dass wir zu ihnen kommen?«
»Kaum. Genauso wie wir unsere Kollegen von der Stadtpolizei und die Lage ihrer Büros kennen, genauso gut weiß man in der Unterwelt, wo die anderen Banden ihre Unterkünfte haben. Sie erfuhren irgendwann mal zufällig, dass da oder dort auch eine Bande sitzt und in Ihrer Ratlosigkeit wenden Sie sich jetzt, nach der Verhaftung Ihrer Beschützer an diese Kollegen aus der Unterwelt.«
»Aber wie sollen wir herausfinden, ob eine Bande dieses Mädchen versteckt hat?«
»Dazu kann ich Ihnen keinen Rat geben. Das muss ich völlig Ihrem Geschick überlassen. Es wird natürlich von der Art abhängen, wie man Sie empfängt, und die wird wahrscheinlich verschieden sein. Im äußersten Notfall brauchen Sie nur zu schreien. Alle diese Banden, zu denen wir Sie einzeln schicken, stehen unter unserer Beobachtung. Wir können sofort eingreifen, falls Sie gefährdet werden.«
Die Kolleginnen nickten. Ich zeigte ihnen ein Bild des Mädchens, das ich mir von Crochinsky besorgte, nachdem ich Castrello entlassen hatte.
»Sie dürfen höchstens eine Stunde bei der Ihnen zugewiesenen Gang bleiben. In dieses Frist müssen Sie in Erfahrung gebracht haben, ob man dort dieses Mädchen versteckt hält oder nicht. Spielen Sie einfach das ratlose Gangsterliebchen, das eine Beschäftigung bei einer anderen Bande sucht, da man die eigene hochgenommen hat. Nach höchstens einer Stunde verlassen Sie die Bande.«
»Unter welchem Vorwand?«, fragte eine Kollegin. »Es könnte doch sein, dass ich mir in dieser Stunde schon aus der Bande einen neuen Freund angeschafft habe, der mich nicht gehen lassen will?«
Die anderen lachten wieder. Ich zuckte die Achseln.
»Auch das muss ich Ihnen überlassen. Vielleicht sagen Sie, dass Sie sich ein paar Tabletten gegen irgendein Leiden besorgen müssen oder irgendetwas Ähnliches. Vergessen Sie nicht, dass wir die Banden beobachten. Sobald Sie den Unterschlupf der Bande verlassen haben und auf der Straße stehen, werden Sie von unseren Leuten gesehen. Wenn Sie sich die Nase pudern, heißt das für unsere Leute, dass Sie nichts in Erfahrung bringen konnten. Wenn Sie sich aber deutlich sichtbar die Nase schnäuzen, wissen wir, dass in diesem Unterschlupf das Mädchen steckt.«
»Das ist alles?«
»Ja. Das ist alles. Sie werden von Streifenwagen zu verschiedenen Punkten der Stadt gebracht und dort abgesetzt. Bei Ihrer Aufmachung wird man Sie bestimmt nicht für FBI-Beamtinnen halten.«
Davon konnte man wirklich überzeugt sein. Unser Maskenbildner und die Kostümabteilung hatten hervorragende Arbeit geleistet. Dass die einzelnen Banden auf den Trick hereinfallen mussten, erschien mir sicher. Ich hatte nicht umsonst Castrello nur deshalb ins Districtgebäude geschleppt, damit er ,zufällig’ mitkriegen konnte, dass wir tatsächlich die Rackly-Bande ausheben wollten.
Ich verabschiedete mich von den Kolleginnen und ging zurück ins Office. Phil hockte auf seinem Schreibtisch und rieb sich die Hände.
»Ich hab sie, Jerry!«, rief er mir freudestrahlend zu, als ich eintrat.
»Wen?«
»Die beiden Lastwagen! Der eine ist anscheinend auf der Fahrt nach Chicago. Ich habe in der letzten Stunde ungefähr zwanzigmal telefoniert. Dafür wissen jetzt die Kollegen Bescheid. Der Wagen wird verfolgt. Man wird herausfinden, wohin er in Chicago will. Sobald er sein Ziel erreicht hat, wird man die ganze Bande hochnehmen.«
»Gut«, sagte ich. »Und der zweite?«
»Der zweite steht auf dem Hof der Exportfirma Joe Creggy.«
»Italiener?«
»Sicher.«
»Gehört er zu den Mafia-Leuten, die wir schon beobachten?«
Phil schüttelte den Kopf.
»Dann ist er bisher also auch nicht in Erscheinung getreten«, stellte ich fest. »Sonst hätten wir ihn doch in unser Beobachtungsnetz einbezogen.«
»Doch«, widersprach Phil. »Er ist in Erscheinung getreten. Aber anscheinend nur
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