0134 - In den Klauen der Mafia
auf ein Feuergefecht ankommen lassen.
Man wusste nicht, ob sie in der Panik nicht das Mädchen erschießen würden.
Wir zwei mussten uns allein in die Höhle des Löwen begeben. Wären wir gleich mit zehn oder noch mehr G-men gekommen, würde es ihnen auffallen. Uns zwei würden sie vermutlich einlassen, da sie sich ja in ihrer Übermacht sicher fühlen konnten.
Von dem Augenblick an, da wir drin waren, hing alles vom Zufall ab. Von der Entwicklung, die die Dinge nehmen würden. Vom Schicksal.
Oder wie Sie es sonst nennen wollen.
Ich sah auf meine Uhr. Drei Minuten vor halb fünf. Ich stand auf.
Phil ebenfalls. Er war ein bisschen blass.
Dann gingen wir über die Straße. Und auf einmal hatten wir beide das Gefühl, als wären wir ganz allein auf der Welt. Wir sahen die Autos und sahen sie gleichzeitig nicht. Wir hörten das Schwatzen fröhlicher Passanten und hörten es doch nicht.
Die Einfahrt.
Ein rüder Kerl lehnte an der Wand und sah uns frech an. Als er merkte, dass wir in den Hof wollten, trat er uns in den Weg.
»Wo wollt ihr hin?«, fragte er.
Er war gut einen Kopf größer als ich. Seine Schulterbreite entsprach beinahe der von Phil und mir zusammengenommen. Vielleicht hielt er uns deshalb für Spielzeuge, die er nur so beiseitestellen könnte.
»Geht dich das was an?«, fragte ich.
Er grinste. »Werd nicht frech, Kleiner!«
»Gib nicht so an! Mit dir spielen wir Federball.«
Er schnappte überrascht nach Luft. Ich tat, als wollte ich meinen Weg fortsetzen, da griff er mir an die Jacke.
Ich mag es nicht, wenn meine saubere Jacke von einer dreckigen Hand angefasst wird.
Ich schlug sie ihm mit der Handkante weg.
Er verzog schmerzlich das Gesicht. Ich sah ihn herausfordernd an. Wir mussten den Rücken freihaben, und deshalb musste erst dieser Bursche so oder so ausgeschaltet werden.
Plötzlich holte er aus. Phil wollte beispringen. Ich rief: »No. Das mache ich allein!«
Und dann nahm ich ihn an wie der Torero einen wütenden Stier.
***
»Halb fünf«, sagte in diesem Augenblick Rolly Martins zu einem Kollegen. »Gehen wir!«
Sie hatten den Unterschlupf der Richester-Gang umstellt. Jetzt stürmten sie es. Acht G-men. Denn es waren nur sechs Gangster, und wir waren knapp mit Leuten, weil wir uns verzetteln mussten.
Sie stießen die Tür auf und sprangen hinein. Mit den entsicherten Pistolen in der Hand. »Hands up!«, brüllte Rolly. »Gebt es auf, Boys! Ihr seid vom FBI umstellt!«
***
»Halb fünf!«, sagten oder dachten in diesem Augenblick einige -zig G-men, die kreuz und quer über Manhattan verteilt waren.
Halb fünf! Die Schicksalszeit der New Yorker Mafia.
»Gehen wir!«, sagten G-men, die als Gruppenführer galten.
Unser Netz schloss sich um sechsundachtzig Mitglieder der Mafia.
Tonio Castrello wurde von zwei Mann aus seiner Wohnung geholt.
Ferari sollte aus dem Boarding House geholt werden, aber er war dort noch nicht wieder aufgetaucht. Ohne anzuklopfen, traten drei G-men ins Büro des Exportkaufmanns Joe Creggy.
»Mister Creggy?«, fragte einer.
Creggy zog langsam die mittlere Schublade auf.
»Ja?«, fragte er. »Was ist denn los?«
Er wollte die Hand hochreißen. Er wollte.
***
»Dich mach ich fertig, du Lump!«, röhrte mein Riese.
Er trommelte blindlings auf mich ein.
Ich setzte ihm einen Schlag in die Magengrube, der ihm die Luft nahm. Er torkelte zwei Schritte zurück.
Ich ging ihm nach und schlug ihm beide Arme nach unten.
Dann krachte ihm ein Uppercut an die Kinnspitze, der ihn fast aus den Schuhen hob.
Phil fing ihn auf, damit er nicht mit dem Hinterkopf aufs Pflaster schlagen konnte.
Wie aus dem Erdboden gewachsen standen plötzlich zwei Kollegen da und nahmen Phil ohne ein Wort den Bewusstlosen ab.
Im Nu verschwanden sie mit dem Kerl im nächsten Hauseingang.
Ich rieb mir über die aufgeplatzten Knöchel. Ein wenig Blut sickerte über meinen Handrücken. Langsam schwollen die Knöchel an.
Ich wischte das Blut mit dem Taschentuch ab. Phil schob mir eine Zigarette zwischen die Lippen. Ich machte ein paar tiefe Züge, dann spie ich sie aus.
»Okay«, sagte ich nur.
Wir gingen durch die Einfahrt nach hinten.
Ich kannte das Gelände ja schon ein bisschen von meiner nächtlichen Beobachtung vom Dach der Wäscherei aus.
Wir marschierten auf die Tür zu, aus der damals in der Nacht Castrello gekommen war.
Als wir dicht vor der Tür standen, zogen wir unsere beiden Pistolen.
Nach sechs Herzschlägen standen wir mitten unter ihnen.
Es war ein Raum
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