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0137 - Wir und die Diamanten-Gang

0137 - Wir und die Diamanten-Gang

Titel: 0137 - Wir und die Diamanten-Gang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und die Diamanten-Gang
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ihnen die beiden Herren vorstelle«, sagte der Lieutenant. »Es sind Mr. Decker und Mr. Cotton vom Federal Bureau of Investigation in New York.«
    »G-men also«, knurrte der Hausherr, der seine italienische Abkunft nicht verleugnen konnte. Es schien, als ob er von unserem Besuch nicht gerade erbaut sei. »Was wollen Sie?«
    »Ich muss zuerst klarstellen, dass wir nicht in dienstlicher Eigenschaft hier sind«, erklärte ich. »Wir sind auf Urlaub, aber wir wurden zufällig Zeugen, als Ihr Wagen aufgehalten, Ihr Fahrer erschossen und die Insassin entführt wurde.«
    Marino lief puterrot an. Ich glaubte, er würde im nächsten Augenblick zerspringen. An seiner Schläfe trat eine Ader hervor, in der ich das Blut pulsieren sah. Dann schlug er mit der Faust auf den Tisch.
    »Eine Schweinerei ist das!«, schrie er. »Hören Sie Haverley, eine Schweinerei, habe ich gesagt. Das kommt von der Bummelei und Gleichgültigkeit der Polizei in diesem Lausenest.« Dann drehte er sich plötzlich um und brüllte: »Bianca… Bianca!«
    Vor der Tür klapperten hochhackige Schuhe, und eine Frau, die Ende der Dreißig oder Anfang der Vierzig sein mochte, kam herein. Auch sie war bereits fülliger, als gut war. Früher musste sie einmal ein sehr hübsches Mädchen gewesen sein. Man sah ihr sofort an, dass sie Marinos Schwester war.
    »Ja, Antonio. Rege dich doch nicht immer so auf. Du weißt doch, dass das deiner Gesundheit schadet«, flötete sie, und dann bedachte sie uns mit einem liebenswürdigen Kopfnicken und einem Blick, der geeignet gewesen wäre, ein Kaminfeuer anzubrennen.
    »Meine Gesundheit geht dich einen großen Dreck an«, schrie ihr Bruder. »Ist Lucia zu Hause?«
    »Nein, Antonio, sie ist zu einer Freundin gefahren, aber sie muss gleich wieder hier sein.«
    »Beim Teufel wird sie sein, aber nicht hier. Die Schweine haben den Lincoln demoliert, Bill umgelegt und Lucia mitgenommen.«
    Es war bezeichnend, dass zuerst der Wagen, dann der Chauffeur und zum Schluss erst seine Tochter kam. Die mollige Signora Bianca presste die Hand auf die Stelle, unter der sie ihr Herz vermutete, schnappte nach Luft und machte Miene, in Ohnmacht zu fallen, aber sie kam nicht dazu.
    »Lass das Theater«, schnauzte ihr Bruder. »Spare dir die Tricks für andere Leute auf. Du bist auch nur ein schlechtes Stück und wärest heilfroh, wenn du Lucia los wärest. Wenn ich die erwische, dass du schiefe Dinger drehst, so schneide ich dir den Hals ab.«
    Mr. Marino war alles andere, nur kein vornehmer Mann, und im Übrigen kam er mir plötzlich bekannt vor. Phil schien es ähnlich zu gehen. Er sah mich bedeutungsvoll an und stieß mir den Ellbogen in die Rippen. Lieutenant Haverley dagegen schrumpfte vor dem Zorn des Mr. Marino sichtlich zusammen. Er machte ein betrübtes Gesicht und sagte gar nichts mehr.
    »Wenn ich Sie recht verstehe, so wünschen Sie nicht, dass die Polizei sich mit der Entführung Ihrer Tochter befasst«, meinte ich. »Das ist Ihre Sache, aber es ist ein Mord begangen worden, und darüber, ob dieser verfolgt wird oder nicht, steht Ihnen keine Entscheidung zu.«
    Die mollige Schwester hatte sich inzwischen verdrückt. Marino blickte mich aus zusammengekniffenen Augen an.
    »Sie haben hier überhaupt nichts zu melden. Sagten Sie nicht gerade, Sie seien auf Urlaub hier? Scheren Sie sich raus!«, schrie er plötzlich. »Scheren Sie sich raus alle miteinander. Ich will Sie nicht mehr sehen.«
    Was uns anbetraf, so hatte er zweifellos recht. Zurzeit waren wir Privatleute, aber ich gedachte, das schnell zu ändern. Vorläufig drehten wir dem Wütenden den Rücken und hatten einen keineswegs imponierenden Abgang. Der Lieutenant schloss sich an.
    »So ist das«, sagte er deprimiert, als wir draußen angekommen waren. »Marino hat einen Haufen Dollar, noch mehr als die meisten anderen Angeber dieses Platzes. Wenn er sich hinter den Stadtrat klemmt, so bin ich die längste Zeit Polizeichef gewesen.«
    Wir hatten Derartiges schon öfter erlebt, aber noch niemals hatte sich jemand so deutlich gegen alles, was Recht und Gesetz bedeutet, auf gelehnt wie dieser Mann. Das lag wohl daran, dass der Platz klein, die Vereinigten Staaten aber groß und Washington weit entfernt war.
    Wir setzten den Lieutenant in Palm Canyon Drive vor dem Polizeigebäude ab und holten zuerst einmal meinen Jaguar aus der Garage des »MIRADOR« Hotels. Dann fuhren wir zum Postamt.
    Es war inzwischen neun Uhr geworden, und es dauerte zehn Minuten, bis wir den Beamten vom

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