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0139 - Wo der Werwolf lauert

0139 - Wo der Werwolf lauert

Titel: 0139 - Wo der Werwolf lauert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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von Einsfünfundfünfzig Größe und hundertfünfzehn Pfund Gewicht, noch keine dreißig Jahre alt. Seine hohen Absätze vergrößerten ihn um sieben Zentimeter, machten aber auch noch keinen Riesen aus ihm.
    Aber dieser Zwerg von einem Mann war von glühender Begeisterung erfüllt und nicht wählerisch in seinen Mitteln. Für ihn gab es nur Gut und Böse, Schwarz und Weiß. Sein Bischof hatte Imri Jalea in das abgelegene Bergdorf versetzt, weil er hier am wenigsten Schaden anrichten konnte.
    So glaubte der geistliche Herr jedenfalls.
    Imri Jalea trug eine schwarze Soutane mit einer durchreichenden Knopfreihe vorne. Das schwarze Haar fiel ihm lang über den steifen weißen Kragen. Seine Augen lagen tief in Höhlen, die Backenknochen standen hervor.
    Respektlose Zungen nannten den übereifrigen kleinen Wetterer von Popen auch einen Schrumpftartaren oder das Zwergdonnerwetter. Für seine Statur hatte Imri Jalea eine erstaunlich kräftige Stimme.
    »Jetzt ist es genug und übergenug, sage ich!« schrie der junge Pope. »Eine Sünde und Schande ist es, daß ihr dem Treiben des dem Satan verfallenen Bela Stancu solange mit zugesehen habt. Obwohl ich oft genug von der Kanzel herunter gegen ihn gewettert habe. Die Erde wird sich auftun und nicht nur Bela Stancu und jenen Teufelsdämon am Oituz-Paß, sondern uns alle verschlingen, wenn wir nicht endlich etwas unternehmen. Das Böse muß man ausrotten mit Stumpf und Stiel, sonst kommt die Verdammnis über uns.«
    In diesem Stil fuhr Imri Jalea fort. Sein Bischof hätte sich die Ohren zugehalten und ihn auf der Stelle ins nächste Kloster gejagt, denn Imri Jalea überschritt seine seelsorgerischen Kompetenzen erheblich und mißbrauchte sie.
    »Der Hexer ging soweit, die kleine Irmina Domiczek zu entführen. Er wollte sie von Wölfen zerreißen lassen!« schrie der Pope aus Leibeskräften. »Nur mit größter Müheu und mit Gottes Hilfe konnte das arme Kind dem Hexer und seinen Bestien entkommen. Wollt ihr etwa warten, bis Bela Stancu sich das nächste Opfer holt, oder bis ihr gar selbst an der Reihe seid?«
    Der Pope schwieg, und das Gemurmel der Dorfbewohner schwoll zu einem Sturm der Entrüstung an. Irmina Domiczik war am Morgen völlig verstört im Dorf aufgetaucht und hatte mit stammelnder Stimme berichtet, wo sie die letzten drei Tage gesteckt hatte.
    Der Hexer hatte sie beim Beerensammeln gepackt und davongeschleppt. Als der Aufruhr der Gemüter sich etwas beruhigt hatte, trat der Bürgermeister von Dragoviste vor, ein beleibter Mann mit gemütlichem rotem Gesicht, kariertem Hemd und einer leichten Filzjoppe.
    An den klobigen Schuhen Nicolae Dheorgius hing noch der Stallmist, denn er war nicht nur der Bürgermeister, sondern auch der größte Bauer von Dragoviste. Er hob die rechte Hand.
    »Immer mit der Ruhe!« mahnte er. »Es ist Angelgeneheit der Behörden, hier etwas zu unternehmen. Unser Dorfpolizist kann da nichts ausrichten, aber ich habe schon das Polizeikommissariat in Tirgu Ocna verständigt. Bela Stancu hat die längste Zeit sein Unwesen getrieben.«
    »Was sollen die Behörden denn schon ausrichten?« fragte Imri Jalea aggressiv. »Am Oituz-Paß verschwinden seit drei Jahren immer wieder Menschen spurlos. Gunodescus Dämonenwölfe suchen sich am Paß und hier in der Gegend ihre Opfer. Was geschieht? Nichts. Für die Behörden existiert der Dämon einfach nicht. Und Bela Stancu ist für sie ein ähnlicher Fall.«
    »Der Pope hat recht!« rief Carol Domiczek, der Vater der kleinen Irmina. Der stämmige Waldarbeiter stand in der vordersten Reihe der Zuschauer, die Fäuste in die Seiten gestemmt. »Im letzten Jahr war eine Untersuchungskommission hier. Die fünf Herren zogen ab, ohne etwas herausgefunden zu haben. In ihrem Bericht, von dem du eine Kopie erhalten hast, Bürgermeister, wurden wir alle als abergläubische Schwachköpfe hingestellt, die wegen eines Wolfsrudels den Kopf verloren hatten. Sie behaupteten sogar, die Wölfe hätten die Gegend schon wieder verlassen, denn sie hatten keine Spuren von ihnen entdeckt.«
    »Carol hat recht!« rief ein anderer Mann. »Wir müssen uns selber helfen. Bela Stancu ist kein Gunodescu. Die Entführung der kleinen Irmina war entschieden zuviel.«
    Begeisterte Zustimmung erfolgte. Nicolae Dheorgius wollte noch etwas einwenden, wurde aber niedergeschrien. Er zuckte die Achseln und trat wieder in die Menge, denn eigentlich hatte er nur der Form halber seine mahnenden Worte gesprochen. Das hielt er für seine Pflicht als

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