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0139 - Wo der Werwolf lauert

0139 - Wo der Werwolf lauert

Titel: 0139 - Wo der Werwolf lauert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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völlig und raubten ihnen jede Orientierung.
    Der Hexer Bela Stancu rief die Dämonenwölfe just zu dem Zeitpunkt, als Zamorra seine Beschwörung durchführte. Die magischen Kräfte vermischten sich, Mächte des Lichts und der Finsternis, des Guten und des Bösen bewirkten eine besondere Reaktionskette und eine Metamorphose Nicole Duvals und Bill Flemings.
    Mit dem Ergebnis, daß Nicole als eine weiße Wölfin und Bill Fleming als ein grauer Wolf in die Karpaten zu Bela Stancu gelangten. Sie hatten ihren menschlichen Geist, in dem die Erinnerungen an die Unendlichkeit und die Ewigkeit allmählich verblaßten, erlöschten oder ins Unterbewußtsein absanken.
    Denn im irdischen Leben war dafür kein Platz. Nicole und Bill wußten nach ihrer Rückkehr nicht, welches Jahr man schrieb und wieviel Zeit seit ihrem Abenteuer in der Sahara vergangen war. Es war ihnen aber bekannt, daß sie sich in Rumänien befanden, in den Karpaten, wie sie zu Recht vermuteten.
    Nicole und Bill hatten mit Zamorra zusammen bereits ein Abenteuer in Rumänien erlebt. Sie erkannten die rumänische Sprache, wenn sie auch nur ein paar Brocken davon verstanden. [1]
    Der Kleidung und der Sprache des alten Hexers nach schien auf der Erde nicht allzuviel Zeit vergangen zu sein. In der ersten Nacht und am Tag nach ihrer Rückkehr auf die Erde und in die Bereiche der Lebenden akklimatisierten sich Nicole Duval und Bill Fleming rasch.
    Es blieb ihnen nichts anderes übrig, sie befanden sich in großer Gefahr. Hunger und Durst quälten sie, der Hexer hatte Übles mit ihnen vor. Zudem setzten tierische Triebe den in Wolfsgestalt befindlichen Menschen zu. Der wölfische Instinkt wollte ihr klares Denken zurückdrängen. Wenn sie längere Zeit in der Wolfsgestalt blieben, würden sie zweifellos auf die tierische Ebene hinabsinken.
    Sie sahen keinen Weg, sich zu befreien, denn sie hatten keine übernatürlichen Fähigkeiten. Sie konnten sich nur umständlich und mit Morsezeichen miteinander verständigen, denn menschliche Worte oder Laute brachten die Wolfskehlen nicht hervor.
    Es war zum Verzweifeln. Bill Fleming und Nicole Duval hatten noch keinen Ausweg gefunden, als Bela Stancu aus seiner Hütte trat. Das Gesicht des Alten war gerötet, Schweißtropfen glitzerten auf der faltigen Stirn, in die grauweiße Haare hingen.
    Der Hexer hielt einen an der Spitze weißglühenden langen Schürhaken mit einem Holzgriff am Ende in der Hand. Er hatte ihn in dem eisernen Ofen in seiner Hütte erhitzt. Der schmutzige Alte sah widerlicher und abscheulicher aus denn je.
    Der lange grauweiße Bart hing ihm über die speckige Lammfelljacke, die er im Sommer und Winter trug.
    Es war Mitternacht geworden. Bela Stancu ahnte nicht, was ihm in dieser Nacht noch blühte, daß bereits seine Feinde sich leise im Wald heranpirschten. Er blieb vor dem Holzkäfig stehen, den Schürhaken in der rechten, die Petroleumlateme in der linken Hand.
    »So, meine lieben Tierchen«, sagte er heiser auf Rumänisch. »Jetzt werden wir uns miteinander befassen. Ich bin sicher, daß ihr Dämonenwölfe seid, ihr müßt es sein. Ihr gebt es nur nicht zu, weil Gunodescu meine Konkurrenz fürchtet und euch hindert. Aber wir werden sehen.«
    Der Name Gunodescu weckte in Bill Fleming und Nicole Duval eine Erinnerung. Doch es blieb keine Zeit, ihr lange nachzuforschen. Die weiße Wölfin und der graue Wolf wichen zurück, so weit sie konnten.
    Doch es reichte nicht aus, der Käfig war zu klein. Hämisch kichernd schob der Alte den glühenden Schürhaken auf die Flanke der weißen Wölfin zu. Ein Wolfsgeheul ließ ihn herumfahren.
    Er riß den Schürhaken weg und fluchte. Auch Bill Fleming und Nicole Duval schauten mit gelblichen Lichtern in die Richtung, aus der das Wolfsgeheul gedrungen war.
    Ein riesiger Wolf stand am Rand der Lichtung unter den alten Blutbuchen. Seine großen Augen leuchteten rot, gelblicher Schwefeldampf drang aus seinem Rachen und aus den Nasenlöchern. Er hechelte, seine Reißzähne waren so lang wie die Finger eines Mannes.
    Der Dämonenwolf hatte eine Schulterhöhe von über einem Meter, er wog gewiß seine hundertzwanzig Pfund. Bill Fleming, der in seiner Wolfsgestalt nicht gerade klein war, wirkte gegen ihn wie ein Jungtier.
    Der Dämonenwolf knurrte und äugte herüber. Im Unterholz waren die glühenden Augen von sechs weiteren Tieren zu sehen. Bela Stancu fing an zu zittern, denn er befürchtete nichts anderes, als daß der Schöne Gunodescu seine Dämonenwölfe geschickt

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