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0139 - Wo der Werwolf lauert

0139 - Wo der Werwolf lauert

Titel: 0139 - Wo der Werwolf lauert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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hatte, um ihn zu bestrafen.
    Der Hexer ließ die Laterne fallen. Er wechselte den glühenden Schürhaken von der rechten in die linke Hand über und murmelte Bannformeln. Die linke Hand streckte er mit gespreiztem Mittelund Zeigefinger gegen den Dämonenwolf und seine Artgenossen im Unterholz aus.
    Bela Stancu bewegte sich seitlich auf die Hüttentür hin zu. Er wagte es nicht, den Dämonenwolf aus den Augen zu lassen. Bill Fleming und Nicole Duval konnten aufatmen, von Bela Stancu drohte ihnen fürs erste keine Gefahr mehr.
    Aber sie begriffen, daß die Bedrohung durch die Dämonenwölfe wohl noch viel schlimmer war. Mit einem Sprung legte der Alte die letzten anderthalb Meter zurück.
    Er riß die Hüttentür auf, sprang in die Hütte hinein und schlug die Tür hinter sieh zu. Hastig legte er den Riegel vor. Sekunden später schaute er aus dem Fenster, die zweiläufige, mit Silberschrot geladene Flinte in der Rechten.
    Dieser Silberschrot war erhitzt und in Weihwasser abgeschreckt worden, so allein vermochte er die Dämonenwölfe zu verwunden. Ob sie damit zu töten waren, das wußte selbst Bela Stancu nicht.
    »Verschwindet, geht zu eurem Herrn Gunodescu!« rief er zu den Ungeheuern hinüber. »Das hier ist mein Bereich, und bald werde ich meine eigenen Untiere haben.«
    Der riesige Wolf mit den rotglühenden Augen warf den Kopf zurück und heulte schaurig den Halbmond an. Bela Stancu legte die Flinte an. Doch mit einem Satz sprang der Dämonenwolf ins Unterholz, noch bevor der Hexer feuern konnte.
    Zweige raschelten, ein paar dürre Äste knackten und verrieten, daß das schreckliche Rudel sich entfernte. Der Hexer wartete noch eine Weile, bis er sich aus der Hütte wagte. Die Schrotflinte nahm er mit, den Schürhaken hatte er wieder in den Ofen gelegt.
    Er hob die im Gras liegende Laterne auf, denn er wollte sich vergewissern, daß das Rudel der sieben Dämonenwölfe auch tatsächlich verschwunden war. Vorher warf er der weißen Wölfin und dem grauen Wolf einen Blick zu.
    »Eure Artgenossen helfen euch auch nicht, wie ihr seht«, sagte er. »Gebt endlich eure wahre Natur zu erkennen.«
    Mit schlurfenden Schritten, die Flinte schußbereit, ging er auf den Waldrand zu. Er hatte ihn fast erreicht, als eine Stimme ihn anrief.
    »Bleib stehen, Hexer, deine Stunde hat geschlagen! Du bist umzingelt, deine Untiere helfen dir nicht! Sieh hier das Kreuz und zittere!«
    Bela Stancu drehte sich um. Er erblickte den fanatischen kleinen Popen Imri Jalea, der sein Prozessionskreuz emporreckte. Männer aus dem Dorf Dragoviste standen am Rand der Lichtung und unter den Bäumen.
    Das Mond- und Sternenlicht und der Schein der Laterne in Bela Stancus Hand ließen Gewehr- und Flintenläufe, Axtschneiden, Sensenblätter und Messer funkeln. Der Hexer sah Dreschflegel und emporgereckte Knüttel.
    Er erblickte erhobene Kreuze und Kruzifixe. Zwei Männer mit einer großen Ikone, die den heiligen Boleslaw darstellte, traten zwischen den Fichten an der Westseite der Lichtung hervor. Jetzt leuchteten auch Laternen auf und wurden Fackeln entzündet.
    Denn die Leute aus Dragoviste waren das letzte Stück im Dunkeln herbeigeschlichen, um Bela Stancu nicht vorzeitig zu warnen. Zwei Männer mit Pistolen kamen hinter der Hütte des Hexers hervor, ein dritter mit seiner Wehrmachts-Maschinenpistole erschien neben dem Käfig mit den beiden Wölfen.
    Die Dämonenwölfe hatten die Leute aus Dragoviste nicht gesehen, sondern nur das Heulen gehört. Trotzdem hatten sie Angst genug, und die meisten wünschten sich sehnlich in ihr Dorf zurück. Aber keiner wollte vor den anderen als Feigling dastehen.
    Der Kreis um den Hexer schloß sich. Noch konnten die Männer aus Dragoviste sich nicht zu einem Angriff entschließen. Der Blick des Alten mit dem wirren Zottelhaar und dem bis zum Gürtel reichenden, verfilzten Bart irrte umher. Es gab keinen Ausweg mehr für Bela Stancu.
    »Worauf wartet ihr, Leute?« rief der Pope Jalea. »Auf, packt den Verfluchten!«
    Bela Stancu ließ die Laterne fallen, warf den Kopf zurück und heulte schaurig wie ein Wolf. Die Männer aus Dragoviste und die paar Frauen im Hintergrund standen wie gebannt.
    Das Geheul des Hexers brach ab, und er schrie: »Gunodescu! Schöner Gunodescu, hilf mir!«
    »Schweig, Verdammter!« schrie der Pope und stürzte vor.
    Bela Stancu riß die Schrotflinte hoch und zielte auf den schmächtigen kleinen Mann im Priesterrock. Mehrere Pistolenschüsse krachten. Der Hexer drehte sich um die eigene

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