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0139 - Wo der Werwolf lauert

0139 - Wo der Werwolf lauert

Titel: 0139 - Wo der Werwolf lauert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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schlottert schon, wenn ihr nur eine schwarze Katze über den Weg läuft.«
    Die ändern wollten den Bürgermeister zurückhalten.
    »Du kannst jetzt nicht weg, Nicolae. Das wäre Selbstmord. Du fährst den Dämonenwölfen genau in die Fänge. Sie werden deinen Hof schon nicht heimsuchen, bisher haben sie nur einmal ein weit abgelegenes Anwesen überfallen und einen Mann umgebracht.«
    »Ich lasse meine Frau und meine Kinder doch nicht im Stich!« empörte sich der Bürgermeister. »Was denkt ihr von mir?«
    Er ließ sich nicht aufhalten und stürmte hinaus. Nicolae Dheorgius leichter Einspänner stand im Hof hinterm Wirtshaus, das Pferd hatte der Bürgermeister in den Stall des Wirtes gestellt. Nicolae Dherogiu besaß auch einen Traktor und einen Lada-Kombiwagen, aber er liebte es, im pferdegezogenen Einspänner zu fahren.
    Zudem fielen da nicht so hohe Benzin- und Reparaturkosten an wie beim Lada. Er holte das Pferd aus dem Stall und schirrte eilig an. Nicolae Dheorgiu hatte Angst, aber die Sorge um Frau und Kinder war stärker als seine Furcht.
    Er berührte das geweihte Kreuz in seiner Tasche. Eine Schrotflinte lag im Wagenkasten. Dheorgiu nahm sie hervor und prüfte, ob sie geladen war. Er steckte noch ein paar Reservepatronen ein.
    Dann saß er auf, ergriff die Zügel, ließ sie schnellen und schnalzte mit der Zunge. Der Braune zog gehorsam an. An der Ausfahrt traten dem Bürgermeister Männer in den Weg, die ihn aufhalten wollten.
    Der Pope mit dem Prozessionskreuz war darunter, er hatte sich inzwischen eingefunden.
    »Geht mir aus dem Weg!« rief Nicolae Dheorgiu und riß die Peitsche aus dem Halter. Er fuchtelte damit. »Ich habe es eilig.«
    Die Männer redeten auf ihn ein, doch er hörte nicht auf sie. Auch der Pope wollte ihn abhalten.
    »Wo bleiben denn Ihr Mut und Ihre glühende Überzeugung, allen Mächten der Hölle die Stirn bieten zu können?« fragte Nicolae Dheorgiu aufgebracht. »Fahren Sie mit mir, wenn Sie sich getrauen. Dann würde Sie endlich einmal etwas Nützliches leisten.«
    Imri Jalea preßte die Lippen zusammen.
    »Mein Platz ist hier«, antwortete er.
    Wortlos fuhr der Bürgermeister los. Die eisenbeschlagenen Wagenräder ratterten auf dem Kopfsteinpflaster. Bald war der Wagen in der Dunkelheit verschwunden. Die Männer bekreuzigten sich, als ein Dämonenwolf oben am Berghang aufheulte und ein anderer auf der gegenüberliegenden Seite des Dorfes einfiel.
    Ein dritter antwortete, es war ein gräßlicher Chor.
    Auch Nicolae Dheorgiu hörte ihn. Er befand sich bereits in dem dunklen Wald. Der Schweiß troff dem Bürgermeister vom breiten roten Gesicht. Hemd und Jacke hatte er schon durchgeschwitzt.
    Die Schrotflinte zwischen die Knie geklemmt, trieb er den Braunen zu noch schnellerem Tempo an. Es wäre nicht nötig gewesen. Das Pferd galoppierte, so schnell es konnte, den gewundenen Weg entlang.
    Es hatte ihn Hunderte von Malen zurückgelegt und kannte jeden Fußbreit Boden. Das Wolfsgeheule war verstummt. Nicolae Dheorgius Blicke irrten umher.
    Huschte dort ein Schatten unter den Bäumen? Glühte da ein rotes Augenpaar im Unterholz, und wehte hinter dem Haselbusch nicht phosphoreszierender Atem hervor?
    »Hüh!« schrie Nicolae Dheorgiu. »Lauf, Brauner, wie du noch nie gelaufen bist.«
    Das Räderrollen, das Schnauben des Pferdes, dessen Augen vor Angst verdreht waren, und das Knallen der Peitsche waren zu hören. Manchmal knackte es im Unterholz. Etwas Dunkles flog über den Weg und schrie.
    Nicolae Dheorgiu erschrak fürchterlich. Aber es handelte sich nur um eine Eule. Dheorgiu lachte heiser auf und wischte sich mit dem Jackenärmel den Schweiß vom Gesicht.
    »Du bist schreckhafter als die alte Magd Wawra«, sagte er zu sich selbst. »Du schaffst es schon, so nahe beim Dorf haben die Dämonenwölfe noch nie jemanden überfallen.«
    Ein Hecheln und Jappen ließ ihn zusammenzucken. Er schaute zurück - im Sommer verzichtete er auf das Faltdach des zweirädrigen leichten Einspänners -und erschrak bis ins Mark. Das Blut wollte ihm in den Adern gefrieren.
    Wenige Meter hinter dem Einspänner lief ein Dämonenwolf mit langen Sprüngen her. Seine Füße schienen den Boden kaum zu berühren. Der schwefelgelbe Atem wehte leuchtend aus den Nasenlöchern und dem Maul mit den fingerlangen Reißzähnen.
    Nicolae Dheorgiu stieß einen Schrei aus. Wie zur Antwort erscholl von rechts und links aus dem Wald ein so schauriges und dämonisches Geheule, daß der Bürgermeister am ganzen Leib zu zittern

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