0139 - Wo der Werwolf lauert
begann.
Er knallte mit der Peitsche, er schlug auf das Pferd ein, das in Todesangst aufwieherte. Der Dämonenwolf heulte lauter. Rechts und links vom Weg huschten Schatten zwischen den Bäumen hervor und sprangen kurz hinter dem Einspänner auf den Weg.
Ein Rudel von zehn Dämonenwölfen lief hechelnd und jappend hinter dem wie toll galoppierenden Pferd und dem Wagen her. Nicolae Dheorgiu schrie Gebete, die Haare standen ihm zu Berge.
Er verfluchte seinen Entschluß, so halsstarrig gewesen zu sein und das Dorf verlassen zu haben. Das schreckliche Rudel heulte, bellte und hechelte ununterbrochen. Die Hufe des Pferdes trommelten auf dem Boden.
Schon liefen Wölfe neben dem Wagen her. Nicolae Dheorgiu wurde bei der Fahrt auf dem unbefestigten und unebenen Weg durchgeschüttelt wie ein Sack mit Kartoffeln.
Er war am ganzen Körper schweißgebadet, die Todesangst saß ihm im Nacken.
»Heilige Mutter Gottes!« schrie er und schlug mit der Peitsche nach rechts und links auf die kalbsgroßen Monstren ein.
Sie heulten und fauchten ihn an, sie schnappten nach dem Mann. Ihr nach Pest und Schwefel stinkender Atem schlug Nicolae Dheorgiu ins Gesicht. Er ließ die Peitsche fallen und zog das geweihte Kreuz aus der Tasche.
Er reckte es hoch empor.
»Weg!« schrie er. »Fort mit euch, ihr Teufel!«
Eine Kurve kam, der Einspänner schleuderte und fuhr nur noch auf einem Rad. Nicolae Dheorgiu mußte sich festklammern, sonst wäre er vom Bock geschleudert worden. Das Wagenrad, das die Bodenberührung verloren hatte, schlug gegen einen Baumstamm.
Ein lauter Krach ertönte, fast wäre der Einspänner umgestürzt. Doch er fiel wieder auf die Räder und raste weiter den finsteren Waldweg entlang. Nicolae Dheorgiu hob abermals das geweihte Kreuz.
»Seid gebannt!« brüllte er aus Leibeskräften. »Schert euch zur Hölle!«
Die Dämonenwölfe heulten und tobten, sie schnappten nach dem Mann und dem Pferd. Sie vermieden es, mit ihren großen glühenden Augen das Kreuz anzublicken, aber sie wichen nicht. Schon liefen die vordersten Monstren der Höllenmeute neben dem angstgepeinigten Pferd her, dem der Schaum in großen Flocken vom Maul flog.
Der Mond und die Sterne gaben nur wenig Licht, aber ein düsterer Schimmer umstrahlte die teuflische Meute und ihr Opfer. Der Weg senkte sich, der Einspänner gewann an Geschwindigkeit, und die Dämonenwölfe fielen etwas zurück.
Da tauchte wie aus dem Nichts eine hochgewachsene Gestalt auf dem Weg vor dem Wagen auf. Ein glühender Schein umlohte sie. Der Dämon hatte das Gesicht und die Gestalt eines blendend aussehenden Mannes. Er trug ein schwarzes Barett mit einer langen roten Feder und einen außen schwarzen und innen roten Umhang. Seine Augen glühten gelb, ein satanisches Grinsen verzerrte sein Gesicht.
Er hob die rechte Hand.
Sofort bäumte das Pferd sich schrill wiehernd auf. Der Einspänner raste gegen seinen Rumpf. Es krachte, die Deichsel zerbrach und das Geschirr riß. Nicolae Dheorgiu flog vom Wagenbock, das Kreuz ließ er los, aber die Schrotflinte umklammerte er wie ein Ertrinkender den Strohhalm.
Dheorgiu prallte auf den weichen Waldboden und überschlug sich mehrmals. Das verwundete Pferd und der zertrümmerte Einspänrür kugelten vom Weg und krachten gegen die Bäume.
Der jämmerlich wiehernde und schnaubende Gaul und die Wagentrümmer blieben oben am Hang liegen. Triumphierend heulten die Dämonenwölfe auf, jetzt hatten sie ihre Opfer.
Dämonenwölfe fielen über das Pferd her, dessen Wiehern jäh endete. Mehrere Untiere wollten sich auf den Bürgermeister stürzen, aber der Dämon wies sie noch einmal zurück. Sechs der riesigen dämonischen Wölfe setzten sich rund um den benommenen Mann auf die Hinterkeulen.
Mühsam setzte Nicolae Dheorgiu sich auf, die Flinte hielt er noch immer fest. Das Heulen des Höllenrudels war verhallt, beim Pferdekadaver bellten und knurrten sich die streitenden Bestien.
Der Dämon trat näher an Nicolae Dheorgiu heran.
»Der Schöne Gunodescu entbietet dir den Groß der Hölle«, sagte er mit wohlklingender Stimme.
Nicolae Dheorgiu riß die Schrotflinte hoch. Im Sitzen feuerte er durch die Lücke zwischen zwei Dämonenwölfen auf den Paladin Luzifers. Der Schuß donnerte, er hätte den Dämon treffen müssen.
Aber der Schöne Gunodescu lachte nur. Vor ihm fielen die abgeplatteten Schrote zu Boden, sie hatten ihn nicht berührt. Mit dem Zeigefinger, an dessen Spitze ein Flämmchen zuckte, wies der Dämon auf Nicolae
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