0139 - Wo der Werwolf lauert
verstehen.
»Sie haben die beiden höllischen Kreaturen befreit!« schrie der Pope Frantisek Gabö an. »Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?«
»Ich wollte einen Bann Spruch anwenden, den mir Professor Zamorra am Telefon sagte«, erwiderte Frantisek. »Doch plötzlich erschien eine glühende Gestalt vor mir. Der Dämon war es, der Schöne Gunodescu. Er wollte mich packen, und ich schrie um Hilfe.«
Frantisek hatte diese Geschichte rasch zusammengelogen.
»Wie verhielten sich die Wölfe?« fragte der kleine Pope. »Sie sind also doch Kreaturen des Dämons!«
»Ich hatte den Eindruck, daß sie ihn genauso fürchteten wie ich«, antwortete der Landstreicher. »Ich bin sicher, daß sie vor ihm flüchteten.«
»Das wollen wir sehen!« schnaubte Imri Jalea.
Der Pope streckte zunächst das Prozessionskreuz in den leeren Stall, dann wagte er sich selber hinein. Er schaute sich um und schnupperte. Rasch kehrte er wieder um und drängte die Männer zur Seite, die hinter ihm eintreten wollten.
»Ich rieche weder dämonische Gerüche, noch sehe ich eine Spur von einem Dämon«, sagte Imri Jalea. »Sie haben sich mit einer Lüge Zutritt zu den zwei Kreaturen der Finsternis verschafft und sie befreit, Gabö! Gestehen Sie es!«
Wadlaw richtete die Maschinenpistole auf den Landstreicher. Die Männer des Dorfes nahmen eine drohende Haltung gegen Frantisek ein. Die Frauen und Kinder wagten sich nicht aus den Häusern, auch einige Männer verkrochen sich dort.
Das Geheule der Höllenmeute, das sich im Wald entfernte, aber immer noch deutlich zu hören war, marterte die Nerven der Einwohner von Dragoviste. Ein Knüppelhieb traf Frantiseks Schulter, ein Flintenlauf stieß gegen sein Rückgrat.
»Sag die Wahrheit!« wurde er angeschrien. »Gesteh, du Hund!«
»Er ist mit den Mächten der Finsternis im Bund!« heulte der Pope, als ob er völlig den klaren Verstand verloren hätte. »Tötet den Bösen!«
Frantisek wußte, daß er sich in höchster Gefahr befand. Die Männer um ihn waren halb von Sinnen vor Angst und ließen sich leicht von dem Popen beeinflussen. Denn Nicolae Dheorgiu, der sich gegen ihn gestellt hatte, wurde im Wald von der Höllenmeute zerrissen, daran gab es keinen Zweifel.
Frantisek schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
»Halt«, schrie er, »hört mich an! Ja, es ist richtig, ich habe euch nicht die ganze Wahrheit gesagt. Ich konnte mich mit den beiden Wölfen verständigen, ich weiß, wer sie sind. Sie heißen Nicole Duval und Bill Fleming und sind die verhexten Gefährten Professor Zamorras, der morgen herkommen wird, um sie in Menschen zurückzuverwandeln. Ihr werdet es erleben. So ist es, ich schwöre es euch!«
»Er hat sie also doch befreit!« rief der Pope. »Er ist ein Dämonenknecht und Satansanbeter!«
»Das bin ich nicht!« schrie Frantisek. »Wartet, bis Professor Zamorra hier ist. Ich habe euch die Wahrheit verschwiegen, weil ich wußte, wie fanatisch und verbohrt Imri Jalea ist.«
Der Pope schlug ihm die Faust ins Gesicht. Messer blitzten, Sensen wurden erhoben. Doch da stellte sich der Schweinehirt Janosz Baraschi, der sich durch die Menge gedrängt hatte, vor Frantisek Gabö und zog sein krummes Messer aus dem Gürtel.
»Bevor ihr Frantisek erschlagt, müßt ihr mich umbringen!« rief er. »Ich kenne ihn schon seit Jahren, er ist in Ordnung! Seid ihr denn alle völlig verrückt geworden?«
Es gab noch ein paar weitere Fürsprecher Frantisek Gabös und Stimmen, die zur Besonnenheit mahnten. Imri Jalea erwachte aus seinem irren Rausch. Er atmete schwer.
»Sperrt den Landstreicher bis morgen ein«, sagte er, »und bewacht ihn gut. Uber diesen Professor Zamorra will ich mich erkundigen und ihn mir ansehen.«
Frantisek konnte aufatmen. Im Wald, Kilometer vom Dorf entfernt, verklang das Heulen der Höllenmeute. Das Schweigen war unheilverkündend. Stumm schauten die Männer sich an und bekreuzigten sich. Sie wußten, was die Stille zu bedeuten hatte.
Die Dämonenwölfe hatten ihr Opfer gefunden. Frantisek klopfte Janosz Baraschi auf die Schulter, denn nicht zuletzt das Eingreifen des Schweinehirten hatte ihn gerettet. Er wurde abgeführt, er sollte in einem leeren Kellerraum des Wirtshauses eingesperrt werden.
Im Freien mochte sich in dieser Nacht keiner der Männer mehr aufhalten. Den grauen Wolf und die weiße Wölfin zu verfolgen, wagten sie nicht. Der Leichnam des Bürgermeisters sollte erst bei Tageslicht geborgen werden.
Während er abgeführt wurde, dachte Frantisek
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