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0139 - Wo der Werwolf lauert

0139 - Wo der Werwolf lauert

Titel: 0139 - Wo der Werwolf lauert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Flemings Los hörte, verstand er. Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
    »In Wölfe sind sie verwandelt worden! Entsetzlich! Wenn ich mir vorstelle, daß ich in Tiergestalt umherstreifen müßte… Ich glaube, ich würde wahnsinnig werden. Sie müssen die beiden so schnell wie möglich wieder zu Menschen werden lassen, Professor.«
    »Das habe ich vor. Entschuldige mich jetzt, Raffael.«
    Um 22 Uhr 30 landete ein Bell-Long-Ranger-Hubschrauber des Air-Passagier-Service im Schloßhof. Um 3 Uhr 10 wollte Zamorra von Orly aus starten.
    ***
    Frantisek Gabö hatte Zamorra nicht gesagt, daß er mit dem Gedanken spielte, Nicole Duval und Bill Fleming in der Nacht freizulassen. Der Landstreicher überlegte. Wenn er die beiden eingesperrt ließ, und der fanatische Pope ließ sie vielleicht erschießen, dann würde er sich ewig mit Vorwürfen quälen.
    Wenn er die beiden Wölfe aber in den Wald schickte und die Dämonenwölfe erwischten sie dort, dann sah es auch nicht besser aus. Der Posthalter schaute Frantisek fragend an, er hätte gern mehr erfahren.
    Frantisek Gabö hatte einige Überredungskunst gebraucht, um den Posthalter zu veranlassen, für ihn ein Auslandsferngespräch nach Château de Montagne anzumelden. Frantisek Gabös Befürchtung, Zamorra sei vielleicht gar nicht da und er könne nichts erreichen, hatte sich zum Glück nicht bestätigt.
    »Da siehst du wieder einmal, was für berühmte Bekannte ich haben, Pjotr«, sagte Frantisek großspurig zu dem Posthalter. »Du hast einen großen Mann vor dir, der über beachtliche innere Werte verfügt.«
    »Dann solltest du dich wenden lassen, Frantisek«, antwortete der Posthalter schlagfertig. »Äußerlich sehe ich nur einen alten Schnorrer und Tippelbruder, der Klamotten trägt, in denen sich manche Vogelscheuche schämen würde.«
    Frantisek strafte den Posthalter mit Verachtung. Er verließ dessen Haus, vor dem sich ein gepflegter Vorgarten befand, um noch einmal den Popen aufzusuchen. Inzwischen dämmerte es schon. Im Osten glühte der Himmel noch über den Karpatenbergen, so als ob dort ein höllisches Feuer brenne.
    Ein tiefes, bedrohliches Schweigen herrschte. Frantisek fühlte sich unbehaglich, er spürte, daß etwas in der Luft lag, so wie man die drückende Schwüle und die Elektrizität vor einem Gewitter wahrnahm.
    Dämonische Ereignisse standen bevor. Frantisek Gabö wünschte sich, Professor Zamorra wäre schon am Ort. Der Landstreicher hatte zwar ein loses Mundwerk und zählte nicht zu den Feigsten im Land, aber er kannte seine Grenzen. Seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Dämonenbekämpfung waren nur gering.
    Auch körperlich war er nicht der Mann, der eine ganze Schar in die Flucht schlagen konnte. Sein Ansehen und sein persönlicher Einfluß in Dragoviste hielten sich durchaus in Grenzen.
    Frantisek war pfiffig, aber was konnte er damit viel gegen einen mächtigen Dämon wie den Herrn des Schlosses am Oituz-Paß ausrichten? Als Frantisek Gabö an die Dämonenwölfe dachte, gruselte es ihn.
    Bisher waren sie den Dörfern ferngeblieben und hatten die Umgebung des Passes durchstreift, der kein wichtiger Verkehrsweg mehr war. Doch was würde heute nacht geschehen?
    Auch die Einwohner von Dragoviste spürten die Vorahnung des nahenden Grauens. An einem normalen Sommerabend hätten Männer und Frauen vor den Häusern und am Dorfplatz gesessen und miteinander geschwatzt.
    Spielende Kinder wären umhergetollt. Doch heute hatten sich die Leute in ihre Häuser verkrochen, die Fensterläden waren trotz der Schwüle geschlossen. Einige Männer hielten sich in den beiden Wirtshäusern des Ortes auf. In der Kirche beteten noch ein paar alte Frauen.
    Im Pfarrhaus brannte Licht. Ein Hund lief zu Frantisek Gabö hin und schnüffelte an seinen Beinen. Der Landstreicher hielt einen Augenblick inne, um ihn am Nacken zu kraulen.
    Vor dem Haus des Popen angekommen, zog er kräftig an der Glocke. Er mußte mehrmals läuten, bis ein Fenster im Erdgeschoß geöffnet wurde und die Haushälterin ihn mürrisch fragte, was er wolle.
    Frantisek fragte nach dem Popen.
    »Er ist noch in der Kirche«, sagte die Haushälterin. »Wenn Sie zum Betteln gekommen sind, dann scheren Sie sich gleich wieder fort, Sie Schnapsbruder.«
    »Ich schnorre und trinke hauptsächlich Wein«, antwortete Frantisek Gabö würdevoll.
    Das Fenster knallte zu. Frantisek wollte noch einmal versuchen, den Popen davon zu überzeugen, daß der graue Wolf und die weiße Wölfin absolut ungefährlich

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