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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Sie hatten den Lichtschein von außen nicht sehen können, weil die Fenster durch schwere Vorhänge geschlossen waren. Aber er sah weder auf das Fenster noch auf den Schreibtisch. Sein Blick fiel auf den Fußboden.
    Mrs. Rider lag auf dem Boden hinter der Tür. Ein leises Lächeln war auf ihrem Gesicht zu sehen, aber aus ihrer Brust ragte in der Gegend des Herzens das Heft eines Dolches.

27
    Tarling hatte mit einem Blick alles überschaut. Er wandte sich wieder zu Odette, die sich auch in den Raum drängen wollte. Er faßte sie sanft am Arm und zog sie in den Vorplatz zurück. »Was ist geschehen?« fragte sie. »Laß mich zu meiner Mutter!« Sie suchte sich frei zu machen, aber er hielt sie fest. »Du mußt jetzt sehr tapfer sein«, sagte er eindringlich und streichelte sie begütigend. Er öffnete die zweite Tür, schaltete das Licht ein und zog Odette mit sich in das Zimmer. Sie befanden sich in einem Schlafzimmer. Von diesem Raum führte noch eine andere Tür in entgegengesetzter Richtung, anscheinend ins Innere des Hauses.
    »Wohin kommt man hier?« fragte er, aber sie schien ihn nicht zu hören.
    »Mutter!« rief sie. »Was ist mit ihr geschehen?«
    »Wo führt diese Tür hin?« fragte er noch einmal. Statt jeder anderen Antwort faßte sie in ihr Täschchen und gab ihm einen Schlüssel.
    Er öffnete und kam in eine langgestreckte Galerie, von der aus man die vordere Eingangshalle übersehen konnte.
    Sie ging hinter ihm her, doch er nahm sie wieder am Arm und führte sie in das kleine Zimmer zurück.
    »Du mußt ruhig bleiben, es hängt jetzt alles davon ab, daß du mutig bist. Wo sind die Zimmer der Dienstboten?«
    Aber unerwartet riß sie sich von ihm los und eilte zu dem Zimmer ihrer Mutter. Er folgte ihr auf den Fuß.
    »Um Gottes willen, Odette, gehe nicht hinein!« Sie warf sich mit der ganzen Wucht ihres Körpers gegen die Tür und stand nun im Zimmer ihrer Mutter.
    Mit einem Blick sah sie das Gräßliche, sank an der Seite der Toten nieder, legte ihre Arme um sie und küßte die kalten Lippen.
    Tarling zog sie sanft fort und trug sie halb zu der Galerie zurück. Er sah, wie ein verstörter Mann, nur mit Hemd und Hose bekleidet, zur Galerie emporeilte. Tarling vermutete, daß es der Hausmeister wäre.
    »Wecken Sie alle Dienstboten auf«, sagte er leise. »Mrs. Rider ist ermordet worden.«
    »Ermordet?« rief der Mann entsetzt. »Das ist doch unmöglich!«
    »Helfen Sie mir schnell«, sagte Tarling dringend. »Miss Rider ist ohnmächtig geworden.«
    Sie trugen Odette zusammen in das Wohnzimmer und legten sie aufs Sofa. Tarling blieb so lange bei ihr, bis ein Mädchen kam und sie betreute.
    Dann ging er mit dem Hausmeister in den Raum zurück, wo die Tote lag. Er drehte alle elektrischen Lampen an und nahm eine genaue Durchsuchung des ganzen Zimmers vor. Das Fenster, das zu dem glasgedeckten Wintergarten führte, war fest verschlossen und verriegelt.
    Die schweren Vorhänge, die wahrscheinlich Milburgh zugezogen hatte, als er die Ledertasche holte, waren nicht berührt worden. Aus der Lage der Frau und ihrem ruhigen, friedlichen Gesichtsausdruck schloß er, daß ihr Tod plötzlich und unerwartet eingetreten sein mußte. Wahrscheinlich hatte sich der Mörder hinter sie geschlichen, während sie am Fußende der Couch stand. Sie hatte wohl, um sich die Zeit bis zur Rückkehr ihrer Tochter zu vertreiben, ein Buch aus einem kleinen Schrank nehmen wollen, der direkt neben der Tür stand. Er fand auch wirklich ein Buch auf dem Teppich, das ihr wahrscheinlich entfallen war, als sie den Todesstoß erhielt.
    Die beiden Männer hoben die Tote auf und legten sie auf ein Sofa.
    »Gehen Sie jetzt zur Stadt und holen Sie die Polizei -oder haben Sie ein Telefon hier?« fragte Tarling. »Jawohl, Sir.«
    »Dann können Sie sich diesen Gang sparen.« Nachdem Tarling die Ortspolizei benachrichtigt hatte, ließ er • sich mit Scotland Yard verbinden, um Whiteside zu alarmieren. Als er aus dem Fenster blickte, sah er, daß sich der Himmel im Osten erhellte, aber das graue, fahle Licht machte die schreckliche Finsternis um ihn her nur noch entsetzlicher.
    Er betrachtete die Waffe, mit der der Mord verübt worden war. Sie hatte das Aussehen eines gewöhnlichen Schlächtermessers. Er entdeckte einige eingebrannte Buchstaben auf dem Griff, die aber durch den dauernden Gebrauch schon undeutlich geworden waren. Mit Mühe konnte er ein großes M und zwei andere Buchstaben erkennen, die einem großen C und großen A glichen.
    »M. C.

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