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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Unregelmäßigkeiten des Geschäftsganges oder der Abrechnungen zuerst an mich kommen mußten, und er mußte jemand haben, der ihn alles wissen ließ. Er hat mir das niemals gesagt oder zugegeben, aber ich merkte bald, daß das der wahre Grund seiner Handlungsweise war.«
    Und nun erzählte sie, welches Leben sie hatte führen müssen, wie tief die Kenntnis seiner Schuld sie niederdrückte und welche Gewissensqualen sie durchlebte.
    »Vom ersten Augenblick an war ich seine Helfershelferin. Es ist ja wohl wahr, daß ich nichts gestohlen habe, aber durch mein Schweigen wurde es ihm möglich, alte Unregelmäßigkeiten wieder in Ordnung zu bringen und meine Mutter vor Schande und Elend zu bewahren. Aber auch hierin hat er mich auf das bitterste enttäuscht, denn anstatt seine früheren Vergehen wiedergutzumachen, hat er immer neue Unterschlagungen begangen.«
    Sie sah ihn traurig lächelnd an.
    »Ich habe soeben gar nicht mehr daran gedacht, daß ich zu einem Detektiv spreche und daß alles, was ich in den letzten Jahren gelitten habe, nun umsonst ist. Aber die Wahrheit muß jetzt ans Licht kommen, welche Folgen es auch immer haben mag.«
    Sie machte eine Pause, »Und nun werde ich dir erzählten, was sich in der Mordnacht zutrug.«

26
    Tiefes Stillschweigen trat ein. Tarling fühlte, wie sein Herz schlug.
    »Als ich an jenem Abend das Geschäft verließ«, fuhr Odette fort, »wollte ich meine Mutter aufsuchen und zwei oder drei Tage bei ihr bleiben, bevor ich meine neue Stelle antrat. Mr. Milburgh verbrachte nur das Wochenende in Hertford. Es wäre mir auch unmöglich gewesen, unter einem Dach mit ihm zu wohnen, nachdem ich alles über ihn wußte.
    Ich verließ meine Wohnung ungefähr um halb sieben abends. Ich kann mich nicht mehr auf den genauen Zeitpunkt besinnen, aber es muß um diese Zeit gewesen sein, denn ich wollte mit dem Siebenuhrzug nach Hertford fahren. Als ich auf der Station ankam, löste ich meine Fahrkarte und bückte mich eben, um meine kleine Tasche aufzunehmen, als ich fühlte, daß mich jemand am Arm berührte. Ich drehte mich um und erkannte Mr. Milburgh, der sehr aufgeregt und niedergeschlagen war. Er bestimmte mich dazu, mit einem späteren Zug zu fahren und ihn zu einem kleinen Restaurant zu begleiten, wo er sich ein Separatzimmer gemietet hatte. Er sagte mir, daß er sehr schlechte Nachrichten habe, die er mir mitteilen müsse.
    Ich gab mein Gepäck zur Aufbewahrung und ging mit ihm. Wir aßen dort zu Abend, und währenddessen erzählte er mir, daß er dicht vor dem Ruin stände. Mr. Lyne hätte einen Detektiv angestellt, um alles Material gegen ihn zu sammeln, aber seine Wut gegen mich sei im Augenblick so groß gewesen, daß er vorläufig von seinem Vorhaben abgekommen sei.
    ›Nur du allein kannst im Augenblick die ganze Situation retten‹, sagte Milburgh.
    ›Wieso kann ich dich retten?‹ fragte ich erstaunt.
    ›Du mußt einfach die Verantwortung für alle Unterschlagungen auf dich nehmen, deine Mutter wird sonst zu stark belastet‹
    ›Weiß sie es?‹
    Er nickte. Später entdeckte ich erst, daß es wieder eine Lüge war und daß er mich nur durch die Liebe zu meiner Mutter dazu zwingen wollte.
    Ich war ganz erschüttert und starr vor Schrecken bei dem Gedanken, daß meine arme Mutter in diesen schrecklichen Skandal verwickelt werden könnte. Und als er dann von mir verlangte, daß ich ein Schuldbekenntnis nach seinem Diktat schreiben sollte, tat ich es ohne Widerrede und ließ mich von ihm überzeugen, daß ich England mit dem ersten Zug nach Frankreich verlassen und so lange dort bleiben müßte, bis alles vorüber sei. - Das ist alles.«
    »Warum bist du heute abend nach Hertford gekommen?«
    »Ich wollte mein Geständnis holen. Ich wußte, daß Milburgh es im Geldschrank aufbewahrte. Ich traf mich mit ihm, nachdem ich das Hotel verlassen hatte. Er hatte mich vorher angerufen und mir das Geschäft angegeben, wo ich der Überwachung der Detektive entgehen konnte. Und dort sagte er mir . . .« Sie hielt plötzlich inne und wurde rot.
    »Er sagte dir, daß ich dich liebe«, ergänzte Tarling ruhig.
    Sie nickte.
    »Er drohte mir, aus dieser Lage Vorteil zu schlagen und dir mein schriftliches Geständnis zu zeigen.«
    »Jetzt verstehe ich die Zusammenhänge«, sagte Tarling und seufzte erleichtert auf. »Gott sei Dank! Morgen werde ich den Mörder Thornton Lynes verhaften!«
    »Nein, tu das nicht!« bat sie und legte ihre Hand auf seine Schultern. »Du hast ihn in einem falschen

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